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Nach langer kontroverser Diskussion und zähen Vertragsverhandlungen konnte die 25-Mio-Euro-Vorlag zur Beschaffung von leichten Kampfhubschraubern (LKH) H145M dem Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages am 13. Dezember 2023 zur Billigung zugeleitet werden. Einen Tag danach haben das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) und Airbus Helicopters einen Rahmenvertrag zur Beschaffung von bis zu 82 leichten Kampfhubschraubern und Peripherieleistungen unterzeichnet. Darüber haben das Amt und Airbus in Pressemitteilungen informiert.

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Der leichte Kampfhubschrauber LKH H145M in der Rolle Kampf mit Raketenabschussbehälter auf der rechten Seite, Beobachtungsgerät MX15 und Warnempfänger am Bug des Flugzeugs (Foto: Airbus)

Die Finanzierung erfolgt vorrangig aus dem Sondervermögen Bundeswehr, wie das BAAINBw schreibt. Von den für das Vorhaben veranschlagten 2,6 Milliarden Euro sollen bis 2027 laut Finanzplan 1, 9 Milliarden Euro abgeflossen sein. Dann ist das Sondervermögen erschöpft. Es bleiben bis 2031 also noch 700 Millionen Euro, die aus dem Kernhaushalt finanziert werden müssen.

Im ersten Schritt enthält der Rahmenvertrag eine Festbeauftragung von 62 Luftfahrzeugen, die im Zeitraum von 2024 bis 2028 geliefert werden sollen. Die mehrrollenfähigen Hubschrauber werden mit Missionsausrüstungen für die Rollen Kampf (24 Stück), Ausbildung/Professionalisierung (33 Stück) und SOF (Special Operation Forces, fünf Stück) geliefert. In der Basisversion sind die Hubschrauber mit dem Waffenmanagementsystem H-Force ausgestattet, das eine Bewaffnung nach Maß mit entsprechenden Aufklärungs- und Feuerleitsystemen ermöglicht.

Der Rahmenvertrag umfasst nach Angaben des BAAINBw neben der Herstellung und Lieferung der Hubschrauber auch Ersatzteile, acht Ausbildungssimulatoren, die Ausbildung des fliegenden und technischen Personals sowie umfangreiche Service-Leistungen für den Betrieb der Hubschrauber über einen Zeitraum von sieben Jahren.

Als erste Einheit erhält das Internationale Hubschrauberausbildungszentrum im Bückeburg Ende 2024 zwei Hubschrauber in der Rolle Ausbildung. Bis dahin hat Airbus an dem Standort seine Betriebsbereitschaft hergestellt. Wie jetzt schon bei den EC135-Ausbildungshubschraubern stellt Airbus die Maschinen abflugfertig bereit (das gilt auch an all den anderen Standorten). Die ersten Hubschrauber dienen zunächst der integrierten Nachweisprüfung bevor sie in den Ausbildungsbetrieb gehen. Insgesamt erhält das Ausbildungszentrum 23 Hubschrauber für die Durchführung der Hubschraubergrundausbildung. Die acht vereinbarten Simulatoren entstehen 2026/2027 vor Ort durch Umrüstung der vorhandenen Simulatoren EC135.

Der erste von fünf LKH in der Rolle Kampf geht Ende 2025 in das Hubschraubergeschwader 64 in Laupheim, das heute schon die weitgehend baugleichen H145M SOF betreibt. Für diese Rolle können die Hubschrauber Airbus zufolge mit axialer ballistischer und lenkbarer Bewaffnung ausgestattet werden. Airbus hat LKH vorgestellt mit MG-Pod, Schnellfeuerkanone, gelenkten und ungelenkten Raketen und einem elektro-optischen Zielsystem. Mit einem hochmodernen Selbstschutzsystem können die Hubschrauber in eine Version für Spezialeinsätze umgerüstet werden, die auch eine Abseilvorrichtung enthält, wie Airbus schreibt.

Das Kamphubschrauberregiment 36 in Fritzlar soll die ersten Hubschrauber in der Rolle Kampf einschließlich Bewaffnung ab Mitte 2026 erhalten. Munition (außer zu Qualifikationszwecken) ist im Rahmenvertrag nicht enthalten. Dort sollen die LKH als Brückenlösung die Kampfhubschrauber Tiger ablösen, die ab 2031 sukzessiv die aktuelle qualifizierte Lebensdauer erreichen, wie das BMVg im 17. Rüstungsbericht vom Juni 2023 geschrieben hat. Damit soll die Fähigkeit zur bodennahen Luftunterstützung zur Abwehr gepanzerter Einheiten bis zur Entscheidung über die Nachfolge des KH Tiger erhalten werden.

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Im Kurvenflug erkennt man an der linken Seite des Hubschraubers einen Behälter mit schwerem Maschinengewehr. (Foto Airbus Wagner)

Die beiden Transporthubschrauberregimenter 30 (Niederstetten) und 10 (Faßberg) erhalten ihre je fünf LKH in der Rolle Ausbildung/Professionalisierung ab März 2027 bzw. Februar 2028. Der 62. und letzte Hubschrauber aus der Festbestellung soll am 31. Juli 2028 geliefert werden.

Zusammengefasst sieht der Lieferplan den Zulauf von zwei bzw. vier Luftfahrzeugen in den beiden ersten Jahren vor. Die restlichen 56 Hubschrauber werden in den drei Folgejahren bis 2028 in etwa gleichgroßen Tranchen geliefert.

Bei der Beschaffung habe die Bundeswehr bewusst auf einen marktverfügbaren Hubschraubertyp zurückgegriffen, der bereits bei den Spezialkräften und für Rettungseinsätze genutzt werde, schreibt das BAAINBw. Der mehrrollenfähige Hubschrauber könne neben der Bewaffnung mit verschiedenen Ausrüstungskits bestückt werden: elektronische Selbstschutzanlagen, ballistischer Schutz oder Zusatzausstattung für den Einsatz über See. Außerdem verfüge der Hubschrauber über leistungsfähige Aufklärungssensoren. Diese ermöglichen der Besatzung, Missionen bei Tag und Nacht zu fliegen. Dadurch sei die H145M äußerst flexibel durch das Heer und die Luftwaffe einsetzbar.

Airbus beschreibt die H145M als militärischen Mehrzweckhubschrauber, der eine breite Palette von Einsatzmöglichkeiten bietet. Innerhalb weniger Minuten könne der Hubschrauber für verschiedene Rollen umgerüstet werden. Zu den umfassenden Missionspaketen gehören auch Winden- und Außenlastfähigkeiten. Darüber hinaus verfüge die neue deutsche H145M über Optionen für künftige Missionsfähigkeiten wie Manned-Unmanned Teaming, sowie die jeweils neuesten Datenverbindungen und Kommunikationssysteme.

Die Vergabe des Auftrags an Airbus erfolgte nach Angabe des BMVg unter Anwendung des Artikels 346 des Vertrags über die Arbeitsweise der Europäischen Union (AEUV). Es würden ausnahmslos militärische Luftfahrzeuge beschafft, die dringend erforderlich seien, um die Einsatzfähigkeit der Bundeswehr in der bodennahmen Luftunterstützung zu wahren und die Ausbildung der Hubschrauberpiloten sicherzustellen. Es bestehe die Möglichkeit, dass von einem konkurrierenden Marktteilnehmer ein Nachprüfungsverfahren eingeleitet werde.

Gerhard Heiming