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In der vergangenen Woche hat sich der Leiter der französischen Beschaffungsbehörde DGA (Direction Générale de l’Armement), Emmanuel Chiva, vor dem Verteidigungsausschuss der Nationalversammlung unter anderem zum künftigen Artilleriesystem der Streitkräfte geäußert. Es geht dabei um die Nachfolge für das US-System „Lance-Roquettes Unitaire“ (LRU), besser bekannt unter seiner amerikanischen Bezeichnung M270 MLRS (Multiple Launch Rocket System).

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Das französische Heer sucht einen Nachfolger für den Raketenwerfer LRU (Foto: Armée de Terre)

Wie die Fachzeitschrift „Zone Militaire“ berichtet, hatte Verteidigungsminister Sébastien Lecornu noch zu Beginn des Jahres erwogen, das US-Produkt M142 HIMARS (High Mobility Artillery Rocket System) zu beschaffen. Doch einige Wochen später nannte Chiva bereits drei mögliche Alternativen: Kauf von HIMARS „von der Stange“, Entwicklung eines europäischen Systems oder Entwicklung eines rein nationalen Systems.

Im Juni schließlich verschaffte Lecornu dem „Grundprinzip, nach Möglichkeit französisch zu beschaffen“, dahingehend Geltung, dass keine europäischen Angebote eingeholt werden sollen. Der Generalstabschef des Heeres, General Pierre Schill, ergänzte laut „Zone Militaire“, dass bei einer rein nationalen Lösung keine Einsatzbeschränkungen von Seiten Dritter erfolgen könnten. Ein weiterer Vorteil: Bei einer nationalen Lösung entscheidet allein Frankreich über die Exportrichtlinien.

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DGA-Generaldelegierter Emmanuel Chiva hat auf der Notwendigkeit bestanden, eine „souveräne Lösung im französischen Sinne und nicht im europäischen Sinne“ zu entwickeln (Foto: DICoD / Florian Szyjka)

Das aktuelle Militärische Programmgesetz (LPM) für den Zeitraum 2024 bis 2030 sieht die Beschaffung von mindestens 13 neuen Artilleriesystemen großer Reichweite, d.h. bis 500 Kilometer, bis 2030 vor; vor 2035 sollen 13 weitere Systeme hinzukommen.

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Welch große Bedeutung Artilleriesystemen bei Konflikten hoher Intensität zukommt, zeigt der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine.

Das Rüstungsunternehmen MBDA France S.A.S. mit Sitz in Le Plessis-Robinson bei Paris und der Technologiekonzern Safran mit Sitz in Paris sollen bereits eine bodengebundene Version der Lenkbombe A2SM (Armament Air-Sol Modulaire) vorgeschlagen haben. Auch der Panzerbauer KNDS France/Nexter und der militärische Fahrzeughersteller Arquus mit Sitz in Versailles haben angeblich schon angekündigt, gemeinsam ein Konkurrenzprodukt zu MBDA/Safran entwickeln zu wollen.

Gerd Portugall