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Nach der Genehmigung durch den Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages am 20. September kann die Bundeswehr 13 „Hocheffiziente Unbemannte Systeme zur abbildenden Aufklärung mittlerer Reichweite“ (HUSAR) bestellen. Hersteller ist der Technologiekonzern Rheinmetall, der kürzlich die Assets des ursprünglichen Systemherstellers, EMT, nach dessen Insolvenz übernommen hatte. EMT hatte das System unter der Bezeichnung „Luftgestützte Unbemannte Nahaufklärungs-Ausstattung Next Generation/Bundeswehr“ (LUNA NG/Bw) von der LUNA X-2000 weiterentwickelt, die seit 2000 für Aufklärungseinsätze genutzt wird.

Zwölf Einsatz- und ein Ausbildungssystem soll die Bundeswehr im Zeitraum 2025 bis 2028 erhalten. Der Gesamtauftragswert beträgt nach Angaben des BMVg rund 290,9 Millionen Euro, von denen 52,3 Millionen Euro bereits bezahlt sind. Finanziert wird das Vorhaben aus dem Einzelplan 14.

Als gesamtverantwortlicher Auftragnehmer ist die Rheinmetall-Tochter Rheinmetall Technical Publications (RTP) vorgesehen. An der Herstellung sollen u.a. die Unternehmen ESG Elektroniksystem – und Logistik-GmbH, steep GmbH, Hecka GmbH, Recon Global Inc. (Kanada) und Will-Burt Germany beteiligt werden.

Ein System LUNA NG/Bw besteht nach Unternehmensangaben aus fünf unbemannten Luftfahrzeugen (Drohnen), zwei Bodenkontrollstationen mit Kommunikationsmitteln in geschützten Funktionscontainern, separaten Telemetrieantennen sowie einer Werkstattausstattung und Ersatzteilen ebenfalls in geschützten Funktionscontainern. Zwei Start- und Landeeinrichtungen komplettieren das System. Neben der Standard-Startrampe für den Katapultstart bietet Rheinmetall optional eine elektrische Senkrecht-Start-Fähigkeit an. Die Landung erfolgt im Landenetz oder per Fallschirm und Airbag.

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Auf der Rüstungsmesse DSEI 2023 hat Rheinmetall LUNA NG/Bw mir der optionalen Senkrechtstartfähigkeit vorgestellt. (Foto: Rheinmetall JP Weisswange)

Das Startgewicht der Drohne sei aus rechtlichen Gründen auf 100 kg begrenzt, erläuterte ein Rheinmetall-Vertreter auf der Rüstungsmesse DSEI 2023. Die Nutzlast von bis zu 30 kg beinhalte elektrooptische und Infrarot-Sensoren sowie die Kommunikationsmittel. Damit könne die Drohne bis zu 5,5 km hoch mit einer Geschwindigkeit bis zu 150 km/h fliegen. In zwölf Stunden Einsatzdauer (je nach Geschwindigkeit) können die Drohne sich bis zu 150 km von der Basis entfernen. Bei Nutzung der optionalen Kommunikation via Satellit entfällt die Entfernungsbegrenzung.

Die Bundeswehr hatte bereits 2017 und 2019 Verträge zur Beschaffung von HUSAR zur Ablösung des Kleinflugzielgeräts (KZO) mit dem ursprünglichen Hersteller EMT abgeschlossen. Nach dessen Insolvenz und Fortführung der Geschäfte durch die Rheinmetall-Tochter Rheinmetall Technical Publications (RTP) ergab nach Angabe des BMVg sich ein zusätzlicher Finanzbedarf von rund 84 Millionen Euro. Dieser im 4. Änderungsvertrag ausgewiesene Finanzbedarf machte eine erneute Vorlage im Haushaltsausschuss erforderlich.

Wie Rheinmetall bei der DSEI mitteilte, wird die Ukraine noch in diesem Jahr ein System LUNA NG erhalten. Der Auftrag dafür sei Teil des militärischen Unterstützungspaktes, das die Bundesregierung im Juli auf den Weg gebracht hat.

Gerhard Heiming