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Der Bestand der Seeminen der Marine ist teilweise aus den 1960er Jahren und muss daher in naher Zukunft erneuert werden. Die Industrie erwartet daher in den nächsten Jahren Ausschreibungen und  hat Vorbereitungen für die Teilnahme getroffen. So haben die TDW Gesellschaft für verteidigungstechnische Wirksysteme mbH, eine Tochtergesellschaft der MBDA Deutschland, und der finnische Spezialist für maritime Sperrsysteme Forcit Defence bereits vor wenigen Monaten eine Kooperation für den Vertrieb der schweren Seemine „Blocker“ in Deutschland geschlossen. Auf der vom 30. bis 31. August in Koblenz stattgefundenen RüNET 2023 hat TDW die schwere Seemine nun erstmals in Deutschland gezeigt.

Die Blocker ist einem TDW-Vertreter zufolge die neueste Seemine auf dem Markt und bereits in Finnland und Estland in Nutzung. Die Wirkung der Blocker entspricht einem Äquivalent von mehr als einer Tonne TNT. Einmal verlegt – dies kann per Boot, Schiff oder Helikopter erfolgen – kann die Seemine bis zu zwei Jahre aktiv auf dem Grund verbleiben, bis die in den Akkus verfügbare Energie für die Multi-Sensorik verbraucht ist. Die Schärfung der Mine, die mehrere Schärfungsmechanismen hat, erfolgt erst auf dem Grund. Ausschlaggebend für die lange Einsatzdauer ist die Art und Weise der Sensornutzung. So ist TDW zufolge nur der Akustiksensor der Mine dauerhaft aktiv. Nimmt dieser Geräusche eines potenziellen Ziels auf, werden weitere Sensoren – ein Druck- und ein Magnetsensor – aufgeweckt und beginnen zu arbeiten. Optional kann auch ein optischer Sensor integriert werden, der die Mine vor Vernichtung durch feindliche Minentaucher schützen soll. Die Sensorik ist zudem in der Lage, die Detonation benachbarter Minen zu erkennen und zündet nur, wenn tatsächlich ein Ziel in Wirkreichweite ist. Kettenreaktionen, bei denen die Detonation einer einzelnen Mine die Detonation weiterer Minen in der Sperre verursacht, werden mit der Blocker ausgeschlossen.

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Die Blocker ist eine schwere Seemine mit einem Wirkäquivalent von mehr als einer Tonne TNT (Foto: Waldemar Geiger)

Dem TDW-Vertreter zufolge kann die Sensorik mittels eines Handheld Device durch den Nutzer frei programmiert werden. Neue Signaturen können so noch kurz unmittelbar vor Einsatz der Seeminen auf diese aufgespielt werden, was das System besonders zukunftsfähig macht.

Forcit bietet neben der Gefechtsmine auch eine Übungsversion der Mine an, welche multifunktional genutzt werden kann. Neben der klassischen Aufgabe – Beübung eigener und verbündeter Kräfte im Umgang mit Seeminensperren – kann die Übversion der Blocker als Sensor zur Beschaffung neuer Signaturen genutzt werden. In diesem Fall werden die Übminen über lange Zeit ausgebracht und sammeln bis zur Aufnahme dauerhaft Signaturen des vorbeifahrenden Schiffsverkehrs.

TDW zufolge ist das System besonders wirtschaftlich, unter anderem dadurch, dass in der Mine ein von Forcit entwickelter „extrem insensitiver“ Sprengstoff zum Einsatz kommt, der besonders sicher in der Handhabung ist. Dies erlaubt es dem Hersteller zufolge, die Mine besonders kompakt zu lagern und transportieren – Mine an Mine –, was TDWs Aussagen nach im Vergleich zu anderen Systemen auf dem Markt erhebliche Kosten in der Logistik einspart. Zudem ist die Wartung der Mine sehr einfach, was die Lebenszeitkosten ebenfalls niedrig hält. Herstellerangaben zufolge beträgt der Wartungsaufwand pro Mine nur wenige Minuten alle zwei Jahre.

Waldemar Geiger