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Die Bundesregierung hat sich entschieden, nicht am Tiger-MKIII-Programm teilzunehmen und den Kampfhubschrauber im Jahr 2038 aus der Nutzung zu nehmen. Dies geht aus einer Meldung der Deutschen Presseagentur hervor.

Somit scheint nun eine seit Monaten im Raum stehende Entscheidung getroffen worden zu sein. Dass sich die Bundesregierung am Ende gegen die Weiternutzung des Tigers aussprechen würde, bahnte sich seit einiger Zeit an. So hat sich niemand aus der Bundeswehr öffentlich vernehmbar zum Tiger bekannt und es gibt offenbar erhebliche Zweifel innerhalb der Truppe, ob das Konzept eines Kampfhubschraubers, der in von gegnerischen Kräften verteidigtes Gebiet einfliegt, langfristig noch Zukunft hat (ES&T berichtete).

Zudem hieß es im April in einer Antwort der Bundesregierung auf eine Kleine Anfrage der CDU/CSU-Fraktion im Bundestag, dass man nicht davon ausgehe, dass die mögliche Aufrüstung der deutschen Kampfhubschrauber Tiger auf das Midlife-Upgrade Mark III die materielle Einsatzbereitschaft der Flotte maßgeblich verbessern würde. In der Antwort hatte die Bundesregierung noch geschrieben, dass die Entscheidung noch nicht gefallen sei. Zudem ging aus dem Dokument hervor, dass die Panzerabwehrfähigkeit des Tigers nur eingeschränkt vorhanden sei, insbesondere aufgrund von Munitionsmangel (ES&T berichtete).

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Ein Kampfhubschrauber Tiger in Vorbereitung eines Angriffs auf Bodenziele (Foto: Bundeswehr/Marco Dorow)

Mangelnde Einsatzbereitschaft beim Tiger

Derzeit verfügt die Bundeswehr über 51 Tiger-Kampfhubschrauber, deren geplantes Nutzungsdauerende auf das Jahr 2038 festgelegt ist. Für einen Betrieb über diesen Zeitpunkt hinaus hätte sich die Bundesregierung dem Midlife-Upgrade-Programm Mark III anschließen müssen. Im Rahmen dieses Programms planen die Spanier und die Franzosen ihre Tiger aufzurüsten.

Die Bundeswehr hatte aber seit Einführung des Kampfhubschraubers erhebliche Probleme mit dem System. Eine zufriedenstellende Verfügbarkeit konnte nie erreicht werden. Im Mai des vergangenen Jahres sagte die damalige Verteidigungsministerin Christine Lambrecht, dass zu diesem Zeitpunkt lediglich neun der 51 Hubschrauber einsatzbereit seien.

Im letzten vom Verteidigungsministerium veröffentlichten Bericht zur materiellen Einsatzbereitschaft der Bundeswehr aus dem Jahr 2021 heißt es zum Tiger: „Die Einsatzbereitschaft des KH TIGER bewegte sich im Berichtszeitraum weiterhin auf einem unbefriedigenden Niveau. Der Stau an Hauptinspektionen bei einer großen Anzahl an Luftfahrzeugen aufgrund fehlender Dockkapazitäten beeinträchtigt unverändert die Einsatzbereitschaft bei diesem System. Die eingeleiteten Maßnahmen zum Abbau des Inspektionsstaus beginnen frühestens Ende 2023 zu wirken. Mit der vollständigen Beseitigung des Staus ist aber nicht vor Ende 2026 zu rechnen. […] Ziel ist es, in Jahresschritten bis 2026, eine deutliche Erhöhung der materiellen Einsatzbereitschaft beim KH TIGER zu erreichen.“

Update: Ein Sprecher von Airbus Helicopters, dem Hersteller des Tigers, sagte auf Nachfrage, dass man die Entscheidung zur Kenntnis genommen habe. Er betonte jedoch, dass seit zwei Jahren eine spezielle integrierte Aktionsliste zwischen dem Kunden und Airbus zur nachhaltigen Verbesserung der Flottenverfügbarkeit bestehe und Airbus diese auch erfülle. „Darüber hinaus haben wir uns zu einer weiteren kontinuierlichen Erhöhung der Verfügbarkeit verpflichtet, und es wurden konkrete Maßnahmen dafür ergriffen. Wir würden Gespräche über die zu ergreifenden Maßnahmen begrüßen, die notwendig sind für eine optimale Nutzung des Hubschraubers während der Dauer seines weiteren Betriebs bei der Bundeswehr“, so der Sprecher weiter. 

Leichter Kampfhubschrauber

Gegenüber der NATO hat sich die Bundesregierung allerdings dazu verpflichtet, bis zum Beginn des Jahres 2032 48 Kampfhubschrauber bereit zu stellen. Um die absehbaren Fähigkeitsdefizite der Tiger-Flotte aufzufangen und diese zu entlasten, prüft die Bundesregierung die Einführung eines leichten Kampfhubschraubers.

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H145M beim Verschuss einer SPIKE ER2 (Foto: Airbus Helicopters Cara Irina Wagner)

Als derzeit wahrscheinlichste Option für einen solchen marktverfügbaren leichten Kampfhubschrauber gilt der H145M von Airbus Helicopters. Dieser Typ ist bereits in der Bundeswehr als leichter Mehrzweckhubschrauber (H145M LUH SOF) eingeführt und wird vor allem von den Spezialkräften genutzt.

Die Bundesregierung strebt an, die Beschaffung leichter Kampfhubschrauber noch dieses Jahr vom Parlament bewilligen zu lassen.

Redaktion / oh