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Litauen will ein zweites Los von 120 Infanteriekampffahrzeugen (Infantry Fighting Vehicles, IFV) des Typs Boxer beschaffen (ESuT berichtete). Die Vorbereitungen zum Abschluss eines Beschaffungsvertrages gehen mit Verhandlungen zwischen dem litauischen Verteidigungsministerium, der europäischen Beschaffungsorganisation OCCAR und dem Hersteller ARTEC jetzt in die Endphase, wie das litauische Verteidigungsministerium (Krašto apsaugos ministerijos, KAM) mitteilt. Ziel sei es, den Vertrag im Herbst zu unterzeichnen.

Das erste Los von 88 Boxern hatte Litauen 2016 bestellt. Die Auslieferung begann 2019, konnte bisher aber wegen Mängeln noch nicht abgeschlossen werden. Jetzt teilte KAM mit, dass die letzten 23 Boxer IFV in diesem Sommer an Litauen ausgeliefert werden sollen.

Der größte Teil der erworbenen Schützenpanzer (65 Stück, Red.) auf Boxer-Plattform sei bereits ausgeliefert und werde unter dem Namen Vilkas für die vollständige Ausrüstung des Algirdas-Infanteriebataillons der Infanteriebrigade „Eiserner Wolf“ der litauischen Streitkräfte verwendet. Die im Sommer eintreffenden Fahrzeuge sollen beim Birutė-Uhlan-Bataillon in Dienst gestellt werden.

Die Vilkas-Schützenpanzer werden vom deutschen ARTEC-Konsortium (bestehend aus Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann) entsprechend den Anforderungen der litauischen Streitkräfte hergestellt. Die Fahrzeuge verfügen über unbemannte, vollstabilisierte Waffentürme vom Typ Samson Mk II von Rafael, in den USA hergestellte 30-mm-Kanonen vom Typ MK-44S und israelische Panzerabwehrraketen vom Typ Spike LR sowie über weitere integrierte Spezialausrüstung und elektronische Systeme.

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Infanteriekampffahrzeuge Vilkas Boxer der litauischen Streitkräfte auf dem Marsch (Foto: litauische Streitkräfte)

Die Verhandlungen über die zweite Beschaffungsphase sind KAM zufolge im vergangenen Jahr aufgenommen worden. Derzeit erwartet die litauische Seite das kommerzielle Angebot durch die ARTEC, um in die nächste Verhandlungsphase einzutreten.

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Wie KAM schreibt, soll sich die litauische Industrie an der Produktion der Boxer beteiligen. Umfang und Inhalt der litauischen Industriebeteiligung werden zurzeit mit den deutschen Unternehmen Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann abgestimmt. Bei den Verhandlungen gehe es nicht nur um den Beitrag, den litauische Unternehmen zur Boxer-Produktion leisten könnten, sondern auch um die Möglichkeit einer umfassenderen Zusammenarbeit durch Einbindung in die internationalen Lieferketten der deutschen Hersteller.

Um die Kampfkraft der litauischen Landstreitkräfte zu verbessern, will Litauen die vorhandenen Kräfte zu einer Division mit einer Stärke von 17.500 Soldaten umgliedern. Die Division soll aus den drei Brigaden Iron Wolf (Rukla), Griffin (Klaipeda) und Aukštaitija Reserve (Vilnius) und den Enablern wie Luftwaffe und Spezialkräften aufgebaut werden. Ein erheblicher Teil der erworbenen Waffen und Ausrüstung werde als Mittel auf Divisionsebene kategorisiert, zum Beispiel die HIMARS, die französischen Caesar-Radhaubitzen, Vilkas Infantry Fighting Vehicles, UAV und Kampfdrohnen.

„Wir müssen bereits damit beginnen, in schwere Manövereinheiten zu investieren, indem wir Panzer kaufen, das System, das wir bisher nicht hatten. Wir müssen auch in die Bewaffnung und Ausrüstung der Einheiten investieren, die diesen „schweren Übergang“ ermöglichen – Luftverteidigung, indirekte Feuerunterstützung, Militärtechnik und Logistiksysteme“, sagte Verteidigungsminister Arvydas Anušauskas. „Die Divisionsbildung wird es uns nicht nur ermöglichen, eine effizientere Kontrolle und Ausbildung unserer Streitkräfte zu gewährleisten, sondern auch eine bessere Interoperabilität mit der NATO. Die Verbündeten begrüßen und unterstützen diesen Schritt“, so Anušauskas weiter.

Das Projekt zum Aufbau einer Division wird KAM zufolge schrittweise umgesetzt und finanziert. Die erste Phase werde 2024 mit der Bereitstellung schwerer Waffen und Ausrüstung für Manövereinheiten beginnen. In der zweiten Stufe würden Ausrüstung und Waffen beschafft, die bis zu diesem Zeitpunkt von den Alliierten bereitgestellt wurden. Die Division der litauischen Streitkräfte soll bis 2030 die volle Einsatzfähigkeit erreichen.

Gerhard Heiming