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In einem Telefonat am Wochenende hat der britische Premierminister Rishi Sunak dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj die Lieferung von Kampfpanzern des Typs Challenger 2 und zusätzliche Artilleriesysteme zugesagt. Wie das Büro des Premierministers mitgeteilt hat, begrüßten beide Politiker andere internationale Zusagen in diesem Sinne, darunter das Angebot Polens, eine Kompanie Leopard-Panzer bereitzustellen.

Nach Presseberichten will Großbritannien 14 Kampfpanzer in den nächsten Wochen liefern. Das ist die Ausstattung einer nach westlichen Grundsätzen gegliederten Panzerkompanie. Challenger 2 gehören seit 1998 zur Ausstattung der British Army. Der Bestand von rund 200 Fahrzeugen soll im Rahmen einer Nutzungsdauerverlängerung (Life Extension Programme, LEP) ab 2027 auf 148 Kampfpanzer reduziert werden, die dann in Challenger 3 umbenannt werden.

Der Challenger 2 ist ein Kampfpanzer in der 60-Tonnen-Klasse mit einer 120mm-Kanone mit gezogenem Lauf. Angetrieben von einem 895kW-Triebwerk erreicht er eine Höchstgeschwindigkeit von 59 km/h.

In der vergangenen Woche hatte Polen seine Bereitschaft zur Abgabe von Leopard 2 bekanntgegeben. Ebenso hatten finnische Politiker vorgeschlagen, der Ukraine Leopard 2 zu liefern. Auch Spanien soll Presseberichten zufolge bereits Anfang vergangenen Jahres eine Abgabe ins Auge gefasst haben. Die Abgaben stehen aber alle unter dem Vorbehalt, dass Deutschland als Herstellerland zustimmt. Diesen Vorbehalt hatte Deutschland mit Endverbleibklauseln in die jeweiligen Kauf- und Überlassungsverträgen eingebracht. Jetzt liegt es offenbar an der Bundesregierung, ob Abgaben an die Ukraine realisiert werden können.

Ende der Woche bietet das Zusammentreffen der Verteidigungsminister in Ramstein Gelegenheit, darüber zu diskutieren und eine Entscheidung im Rahmen der Bündnispartner und Unterstützer Ukraine zu finden.

Die Abgabe weiterer westlicher Kampfpanzer an die Ukraine scheint durch die zugesagte Bereitstellung von 50 Schützenpanzern M1A2 Bradley von den USA, 40 Schützenpanzern Marder aus Deutschland und Aufklärungspanzern AMX-10 RC aus Frankreich wahrscheinlicher geworden zu sein.

Zusammen mit Panzerhaubitzen, Flugabwehrpanzern und Flugabwehrsystemen befindet sich bereits eine große Anzahl moderner westlicher Kampftechnik in der Ukraine. Dies sollte die Entscheidung bezüglich Leopard 2 erleichtern.

Ob die Deutschland Leopard 2 abgeben sollte, ist eine andere Frage. Der Bestand in der Bundeswehr ist mit 340 Kampfpanzern nicht gerade üppig. Die Aufbereitung von Industriebständen dauert nach Aussage von Rheinmetall-CEO Armin Papperger etwa ein Jahr.

Gerhard Heiming