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Nach einem Treffen mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis verkündet, im Rahmen einer „strategischen Partnerschaft“ einen Vertrag über den Kauf von drei Fregatten aus französischer Produktion unterzeichnet zu haben. Für ein viertes Schiff bestehe eine Option.

Der Fregattenbau für Griechenland ist eingebettet in ein französisch-griechisches Sicherheitsabkommen zur gegenseitigen Unterstützung. Es wird in Frankreich als ein bahnbrechendes Militärabkommen gefeiert. Politiker und Analysten sehen darin einen wichtigen Schritt in Richtung eines europäischen Pfeilers in der NATO und eine Maßnahme zur Erreichung strategischer Autonomie für die EU.

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Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und der griechische Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis haben den Vertrag besiegelt. Archivfoto: Ambassade de France en Grece

Konkret handelt es sich bei dem französisch-griechischen Rüstungsgeschäft um die Lieferung von drei Fregatten vom Typ Belharra (Exportbezeichnung) des französischen Unternehmens Naval Group. Die Fregatten sollen im französischen Lorient hergestellt werden und etwa drei Milliarden Euro kosten. Frankreich selbst beabsichtigt ebenfalls, fünf dieser Fregatten unter dem Namen FDI – Frégate de Défense et d’Intervention – in Dienst zustellen.

Die Präsidentin des Verteidigungsausschusses der französischen  Nationalversammlung, Françoise Dumas, kommentierte den Verkaufserfolg für die Werft Naval Group mit den folgenden Worten: „Es ist ein neuer Akt, ein neuer Schritt, der zweifellos andere dazu auffordern wird, die europäische strategische Autonomie und den europäischen Pfeiler der atlantischen Allianz zu stärken.“

Pierre Morcos, Visiting Fellow am Center for Strategic and International Studies (CSIS), sieht in dem Deal mehr als den Anfang einer neuen europäischen strategischen Autonomie: „Es ist eine Fortsetzung der vielen Bemühungen, die Frankreich in den letzten Jahren unternommen hat, um die militärische Glaubwürdigkeit Europas zu stärken.“

Naval Group setzt sich im Wettbewerb durch

An der ursprünglichen, vier Schiffe vorsehenden Ausschreibung, hatten sich neben der französischen Naval Group auch das deutsche Unternehmen tkMS und das amerikanische Unternehmen Lockheed Martin beteiligt, wie ESuT berichtete. Die Entscheidung sei letztendlich auch aufgrund der schnelleren Lieferzeit des französischen Unternehmens getroffen worden, so Mitsotakis. So soll die erste griechische Fregatte bereits 2024 ausgeliefert werden, die zweite soll Ende 2025 oder 2026 folgen. Die erste französische Fregatte wird den Planungen zufolge bereits 2023 fertiggestellt werden und 2025 der französischen Marine zulaufen.

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Am 13. Februar 2020 stellte Naval Group in der französischen Botschaft in Athen einen Kooperationsplan vor, in dessen Kern die Akquise von zwei Fregatten der Belh@rra-Klasse (Exportbezeichnung. In Frankreich als FDI benannt – Frégate de Défense et d’Intervention) für die griechische Marine steht. (Foto: Ambassade de France en Grèce)

Auch wurde bereits eine erste mögliche Ausrüstung der französischen Schiffe bekannt: Das Thales Radar Sea Fire AESA (Active Electronically Scanned Array), Rumpfsonar, See-See-Flugkörper Exocet MM 40, See-Luft-Flugkörper Aster, U-Jagd-Torpedo MU 90, Artillerie und den neuen französischen Marschflugkörper MdCN (Missile de Croisière Naval) von MBDA. Die kompakten Fregatten mit einer Verdrängung von 4.000 Tonnen sollen für verschiedenste Einsätze geeignet sein, da das Design auf unterschiedliche Plattformkonfigurationen und verschiedene Bewaffnung angepasst werden kann. So können die Kampfschiffe sowohl für längere Operationen auf hoher See als auch in küstennahen Gebieten und sowohl einzeln als auch innerhalb einer Gruppe eingesetzt werden.

Technische Daten der Belharra-Fregatten

Verdrängung 4,500 Tonnen
Länge 121,6 Meter
Breite 17,7 Meter
Geschwindigkeit, max. 27 Knoten
Autonomie 45 Tage
Unterbringung 125 + 28 zusätzliche Einschiffungen
Sensoren o   THALES Radar Sea Fire AESA

o   KingKlip Mk2-Rumpfsonar

Bewaffnung o   Exocet MM40 Block3C-Schiff-Schiff-Flugkörper

o   Aster 15/30-Boden-Luft-Flugkörper

o   MdCN (Missile de Croisière Naval) von MBDA

o   Artillerie (76 mm + 20mm (zwei Geschütze)

o   MU90 Torpedos

o   Hubschrauber: Caiman (NH90)

o   UAVs

o   zwei Einsatzboote

 

Als erstes digitalisiertes französisches Kampfschiff verfügen die drei Belharra-Fregatten über eine digitale Architektur (kleines Detail: 300 Kilometer Kabel werden verbaut), die eigens für den Umgang mit Cyber-Bedrohungen entwickelt wurde.

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Die Belharra-Fregatten werden über UAVs verfügen. Grafik: Naval Group

Um während der 30ährigen Nutzungsperiode die Umsetzung von System- und Waffen-Updates sicherzustellen, soll außerdem eine extra hierfür vorgesehene Einrichtung entstehen. So soll in Griechenland ein „Kompetenzzentrum für Innovationen der Seekriegsführung“ aufgebaut werden.

Zusätzlich wurden auf wissenschaftlicher Basis Partnerschaften mit drei griechischen Universitäten abgeschlossen: der Technischen Universität von Athen (für Energie und Verbundstoffwerke), der Universität von Patros (für Flug-Drohnen) und der Universität von Kreta (für Robotik und Fabrikation 4.0).

Die griechisch-französische Partnerschaft

Griechenland hatte zuvor bereits 24 Rafale-Kampfflugzeuge bei Dassault gekauft und setzt damit als erster Staat in der EU auf die französische Technologie. Das jetzt abgeschlossene Fregattengeschäft stellt eine weitere Vertiefung der Partnerschaft zwischen Frankreich und Griechenland dar. So hat Frankreich den hellenischen Partner bereits im vergangenen Jahr bei Streitigkeiten um Erdgasvorkommen mit der Türkei im östlichen Mittelmeer unterstützt, indem die französische Marine ihre Präsenz vor Ort verstärkte. „Wir arbeiten mit Griechenland zusammen, um es im Fall eines Eindringens sowie von Attacken oder Aggressionen zu schützen“, so Macron.

Kurz vor der Entscheidung der griechischen Regierung hatte Naval Group den U-Boot-Vertrag mit Australien verloren. Der neuerliche französische Verkaufserfolg in Griechenland dürfte diesen Verlust jedoch  nicht kompensieren können.