
Französische Fregatten FDI (Frégate de Défense et d‘Intervention) – Erster Stahlschnitt und Namensvergabe
In Gegenwart der französischen Verteidigungsministerin Florence Parly wurde am 24. Oktober 2019 der Stahl für die erste Einheit am Standort Lorient geschnitten. Die FDI sollen die fünf zwischen 1996 und 2001 in Dienst gestellten Fregatten vom Typ La Fayette ersetzen.
Kompakter als die Multifunktionsfregatten FREMM (6.000 Tonnen), sollen die FDI den ‚Fuhrpark‘ abrunden und Rückgriff auf leichtere Einheiten ermöglichen – wobei sie in der Lage bleiben, den Seekrieg in allen drei Dimensionen abzubilden. Die aktuell gültige Konzeption der französischen Marine sieht insgesamt fünfzehn Fregatten vor. Im Verteidigungshaushalt (loi de programmation militaire 2019 – 2025) sind 3,8 Milliarden Euro für die FDI vorgesehen.
Kernzahlen
Verdrängung | 4,500 Tonnen |
Länge | 121,6 Meter |
Breite | 17,7 Meter |
Geschwindigkeit, max. | 27 Knoten |
Autonomie | 45 Tage |
Unterbringung | 125 + 28 Einschiffungen |
Sensoren | · SeaFire-Radar
· KingKlip Mk2-Rumpfsonar · Captas-4 Compact-Schleppsonar |
Bewaffnung | · Exocet MM40 Block3C-Schiff-Schiff-Flugkörper
· Aster 15/30-Boden-Luft-Flugkörper · Artillerie o 76 mm o 20mm (zwei Geschütze) · MU90 Torpedos · Hubschrauber: Caiman (NH90) · UAV · zwei Einsatzboote |
Als erstes digitalisiertes französisches Kampfschiff verfügt es über eine digitale Architektur (kleines Detail: 300 Kilometer Kabel werden verbaut), die eigens für den Umgang mit Cyber-Bedrohungen entwickelt wurde.
Planungen

Wie die französische Verteidigungsministerin während der Zeremonie bekanntgab, soll die erste Einheit auf „Amiral Ronarc’h“ (Pierre-Alexis Ronarc’h, 1919-1920 Inspekteur der französischen Marine) getauft werden, Baunummer 2, die „Admiral Louzeau“, den Namen des kürzlich verstorbenen Inspekteurs der französischen Marine tragen und die übrigen drei FDI nach den französischen Admiralen Castex, Nomy und Cabanier benannt werden. Bis auf Admiral Raoul Castex werden somit alle FDI nach ehemaligen Marine-Chefs benannt.
Die Auslieferung der „Admiral Ronarc’h“ an die französische Marine ist für Ende 2023 vorgesehen, ihre Indienststellung 2025. Die vier Schwesterschiffe sollen dann alle 18 Monate zulaufen. Nach heutiger Lesart soll 2030 die fünfte FDI, „Amiral Cabanier“, einsatzbereit sein.
Die FDI füllen auch aus industriepolitischer Sicht eine Lücke. Zwischen Korvetten (Gowind) und den größeren Fregatten (FREMM) ergänzen die FDI oder ‚Belharra‘ die Produktpalette von Naval Group. Und eröffnet Exportmöglichkeiten im Segment der 4.000-5.000-Tonnen-Schiffe. Modular konzipiert, können sie den Bedürfnissen (und dem Geldbeutel) einer interessierten Marine angepasst werden. Von Naval Group heißt es, daß man rund dreißig Einheiten zu einem Stückpreis von mit rund 750 Millionen Euro an ausländische Marinen vermarkten möchte. Dem Rechnung tragend, hat sich Naval Group aufgestellt. Am Standort Lorient hat die in Paris ansässige Werft im Zeitraum 2018-19 27 Millionen Euro in technologische Erneuerungen zur Qualitäts-, Terminkontrolle sowie zur Verbesserung der Fertigung und von Sicherheitsstandards investiert.
An der Zeremonie nahmen Delegationen aus Griechenland (darunter der Inspekteur der griechischen Marine, Vizeadmiral Nikolaos Tsounis) und Rumänien teil. Einzelne französische Zeitschriften vermelden die Teilnahme des Staatssekretärs im rumänischen Verteidigungsministerium.
Der griechische Verteidigungsminister zeichnete am 10. Oktober eine Absichtserklärung (Letter of Intent) zum Erwerb von zwei Fregatten FDI (auch unter dem Namen Belharra bezeichnet) unterzeichnet (ESuT berichtete im Vorfeld). Rumänien hatte sich im Juli 2019 für den Gowind-Entwurf der Naval Group entschieden. Aufgrund einer Konkurrentenklage (Damen, Niederlande) ist die Vergabe noch nicht abgeschlossen (ESuT berichtete).
Hans Uwe Mergener