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Nach einem mehr als fünfjährigen Boxenstopp kommt das Segelschulschiff Gorch Fock zurück in sein Element. Probleme mit der Sanierung, ein massiver Anstieg der Kosten während der Werftliegezeit, eine gerichtliche Auseinandersetzung zwischen der betroffenen Werft und dem Bundesverteidigungsministerium und ein Inspekteur, der sich angesichts von Presseschelte vor seine Mannschaft stellt – das Segelschulschiff der Deutschen Marine sorgte in der zurückliegenden Zeit für Aufregung. Eine Verteidigungsministerin kam durch sie fast ins Straucheln. Letztendlich bekannte sich ein Schiffbauer zu seiner Verantwortung und machte damit auch seine die Verbundenheit mit dem Kunden Deutsche Marine deutlich.

Im Oktober 2019 nahm die Friedrich Lürssen Werft das deutsche Aushängeschild unter seine Fittiche. Am heutigen 10. März wird die Gorch Fock wieder zu Wasser gelassen. Schiff und Werft erreichen damit einen wichtigen Meilenstein auf dem Weg zur Rückgabe an die Deutsche Marine, die Ende Mai dieses Jahres erfolgen soll. Dann soll eine langjährige Instandsetzungs-‚Odyssee‘ ihr gutes Ende finden, die im Januar 2016 begann.

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Die Gorch Fock in der Lürssen-Werft. Foto: Deutsche Marine

Im Anschluss an den heutigen „Stapellauf“ in Berne verholten Schlepper das Schiff weseraufwärts zum Lürssen-Standort Lemwerder. An der dortigen Pier erfolgt in den kommenden Wochen die Endausrüstung – darunter der weitere Aufbau der Inneneinrichtung – und die Inbetriebnahme. Am 9. März wurde der Verholvorgang eingeleitet. Die Gorch Fock wurde auf einen Oberwagen gepallt und mithilfe von Radladern auf einen Unterwagen auf der Verschiebeanlage gezogen. Auf dem Unterwagen gelangt das Schiff in einen Synchrolift, der es ins Wasser absenken wird.

Ein Foto des Online-Dienstes der Nordwest-Zeitung vom 17. Februar 2021 zeigt die Gorch Fock fast komplett aufgeriggt mit Anstrich in Berne. Die Kosten der Generalüberholung des Dreimasters belaufen sich auf etwa 135 Millionen Euro. Angesetzt waren einst zehn Millionen Euro. Mit dieser Kostenexplosion setzte sich auf der Bundesrechnungshof auseinander. Für viele stellten die hohen Kosten die Sinnhaftigkeit des Schiffes in Frage. Neben ihrem Ausbildungsauftrag für die Offiziersanwärter der Marine erfüllt die Gorch Fock zwei weitere Aufgaben: Sie ist ein wichtiges Element der Außendarstellung der Marine. Zudem gilt sie als „blaue Botschafterin“, die Deutschland und die Bundeswehr im Ausland repräsentiert.

Die Gorch Fock wird sich im Juli auf ihre erste Reise im neuen Gewand begeben, die sie in die nordischen Gewässer führen wird. Mit an Bord werden Offiziersanwärter sein, die gegen Ende letzten Jahres ihre Ausbildung in Mürwik begannen. Der Marineoffizierjahrgang 2020 wurde aufgrund der Coronapandemie zeitversetzt zu unterschiedlichen Zeitpunkten eingestellt. Es gab insgesamt drei Törns.

Hans Uwe Mergener