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Sunzi, einer der wohl bekanntesten Militärstrategen, kam bereits vor rund 2.500 Jahren in seinem bedeutenden Werk „Die Kunst des Krieges“ zu der Erkenntnis, dass jede Kriegführung auf Täuschung gründet und dass derjenige siegen wird, der den Kunstgriff der Täuschung beherrscht.

Diese Erkenntnis bestätigte sich seitdem in unzähligen Konflikten, nicht nur in militärischen. Über die Bedeutung der Täuschung wurde bereits vieles geschrieben. Diese ist nicht nur Teil diverser Aufsätze aus der Psychologie oder der Jurisprudenz, sondern jeder Operationsplanung in der NATO. Im März 2020 hat hierzu die NATO ihre neue Doktrin „Allied Joint Doctrine for Operations Security and Deception“ (AJP-3.10.2) herausgegeben.

Die neue Doktrin

Unter einer Doktrin werden in der NATO die Grundprinzipien verstanden, nach denen Streitkräfte ihr Handeln zur Erreichung von Zielvorgaben ausrichten. Diese Grundprinzipien sind maßgeblich, erfordern jedoch ein Ermessen in der Anwendung. Die neue Doktrin der NATO zu Täuschoperationen ist nun Teil einer ganzen Landschaft von mehr als 50 vergleichbaren Dokumenten zu anderen relevanten Themen. Bereits vor mehreren Jahren erkannte die NATO die Notwendigkeit, die bestehende Dokumentenlandschaft um das Thema „Deception“ sowie das Thema „Operations Security“, welches direkt mit dem vorgenannten verknüpft werden kann und hier allerdings nicht näher beleuchtet werden soll, mit einer neuen Doktrin zu erweitern. Es erwies sich, dass Grundprinzipien, die für Täuschoperationen von Bedeutung sind, nicht mehr angemessen in bestehenden Dokumenten vermittelt werden können, um militärischen Bedürfnissen in einem modernen Informationsumfeld gerecht zu werden. Dieser Umstand machte eine neue Doktrin erforderlich.

Beeinflussung durch Täuschung (Foto: iStock/AndreyPopov)

Es ist anzunehmen, dass die Abhängigkeit von Informationen, um Operationen erfolgreich planen zu können, weiter erheblich zunehmen wird, ebenso wie die Möglichkeiten, Informationen zu sammeln und diese zu manipulieren. Hierdurch ergeben sich neue Chancen und Möglichkeiten des eigenen Handelns, gleichzeitig werden aber auch neue Verwundbarkeiten geschaffen. Fake News der jüngsten Vergangenheit zeigen, wie erfolgreich Meinungen – und damit auch Verhalten – manipuliert werden können. Hierbei kommen neue Methoden und Mittel zum Einsatz, wie beispielsweise Social Bots, die inzwischen beachtliche Fähigkeiten besitzen. Social Bots sind Programme, die in sozialen Netzwerken menschliche Verhaltensmuster simulieren und als (falscher) Account auftauchen. Dabei beruhen sie auf bestimmten Algorithmen. Social Bots werden entwickelt, um eine menschliche Präsenz im Web vorzutäuschen und somit andere User zu blenden.

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