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Nach Abschluss des aktuellen Scharfschützenlehrgangs wurde jetzt am Ausbildungszentrum Infanterie in Hammelburg erstmals das neu eingeführte Tätigkeitsabzeichen für Scharfschützen verliehen. Es soll – so eine Mitteilung des Kommandos Heer – die herausgehobene Leistung dieser Kräfte würdigen. Zum aktuellen Durchgang waren 16 Soldaten angetreten, von denen 14 die Ausbildung erfolgreich beenden konnten. Dies ist ein sehr guter Schnitt. Es gab auch schon Lehrgänge, bei denen die Hälfte der Soldaten nicht bestand. Die Scharfschützenausbildung wurde erst vor Kurzem am Ausbildungszentrum Infanterie zentralisiert.

Der erstmaligen Verleihung des neu geschaffenen Tätigkeitsabzeichens für Scharfschützen ging ein langer Prozess voraus. „Dieser Tag krönt eine siebenjährige Vorarbeit, bevor wir nun erstmals das Abzeichen verleihen können“, beschreibt Oberstleutnant Andreas Wiechert, Kommandeur der Lehrgruppe B den Weg zum Abzeichen. Die Soldaten bereitet er auf die nun vor ihnen liegenden Aufgaben vor: „Scharfschützen sind Chefsache. Nach diesem Lehrgang sind Sie direkter Berater Ihres Kompaniechefs zum richtigen Einsatz von Scharfschützen in seiner Gefechtsführung. Fühlen Sie sich als Experten.“

„Durch die Zusammenfassung besonders qualifizierter Ausbilder erreichen wir ein Niveau, das für die einzelnen Verbände kaum leistbar ist“, betont Wiechert die Vorteile einer zentralen Ausbildung. Ebenso trage die Vernetzung zwischen den Scharfschützen der Bundeswehr zu einer stetigen Weiterentwicklung bei. „Damit entlasten wir die Verbände bei ihrer Auftragserfüllung und sorgen für weiterhin treffsichere Scharfschützen“, schloss Wiechert und zeichnet die Soldaten aus.

Der Hauptanteil der nun erfolgreichen Scharfschützen kommt aus dem Bereich der Fallschirmjäger. Weiter waren auch die Panzergrenadier- und Gebirgsjägertruppe vertreten. Das Tätigkeitsabzeichen, wie alle in der Bundeswehr, gibt es in den drei Stufen Gold, Silber und Bronze. Es zeigt einen beidseitig mit vier Streifen eingefassten Kreis mit stilisierter Visiereinrichtung im Eichenlaubkranz.

Voraussetzung ist eine Tätigkeit auf dem Dienstposten „Scharfschütze“ bzw. „Präzisionsschütze Feldjägerwesen Bundeswehr“ sowie die entsprechende Ausbildungs- bzw. Erfahrungsstufe. Demnach wird Bronze (Stufe I) nach dem erfolgreichen Abschluss des Lehrgangs Scharfschütze G22 verliehen. Silber (Stufe II) nach drei Jahren fachbezogenem Einsatz als Scharfschütze und erfolgreichem Abschluss des Lehrgangs Scharfschützentruppführer G22. Gold bekommt, wer mindestens sechs Jahre als Scharfschütze eingesetzt war und den Lehrgang Scharfschützentruppführer erfolgreich abgeschlossen hat.

 

Aus Einzelkämpfer wird Jagdkommando

Nicht neu eingeführt, aber geändert wird auch das Abzeichen für den Einzelkämpfer. Diese Maßnahme geht einher mit der ganzheitlichen Prüfung und Neuordnung der Ausbildung in der Bundeswehr, vor allem im Heer. Die bedeutendsten Schritte sind sicherlich die Rückkehr der Offizier- und Unteroffizierausbildung in die Truppe. In diesem Zusammenhang werden auch der Einzelkämpferlehrgang (EKL) sowie die Einzelkämpfer-Vorausbildung (EKV) überarbeitet. Früher wurde angestrebt, dass kein Soldat der Kampftruppe zum Feldwebel aufsteigt, wenn er nicht den Einzelkämpferlehrgang abgeschlossen hat. Jeder Offizier des Heeres nahm im Rahmen der Offizierausbildung am Einzelkämpferlehrgang 1 (Führer einer auf sich gestellten Gruppe) teil, die Offiziere der Kampftruppen auch am Einzelkämpferlehrgang 2 (Jagdkommandoführer). Damit war die Ausbildung breit in der Truppe angesiedelt.

Generalleutnant Alfons Mais, Inspekteur Heer, sagt rückblickend: „Die Ausbildung stärkte die körperliche Leistungsfähigkeit sowie das grundlegende infanteristische Können und hatte spürbare persönlichkeitsbildende Wirkung auf das Führerkorps im Heer. Den Anforderungen des Kriegsbildes in der Bündnisverteidigung wollen wir wieder mehr entsprechen.“

Auch die Einzelkämpfer-Vorausbildung kehrt in die Truppe zurück. Die Kommandierung zum Lehrgang erfolgt ebenfalls aus dem Stammtruppenteil heraus. Ab 2022 wird daher die Qualifikation „Einzelkämpfer“ bei personellen Auswahlverfahren und Entscheidungen über den Einsatz der Offiziere im Truppendienst (Werdegang Kampf, teilweise Unterstützung und Militärisches Nachrichtenwesen), sowie für Feldwebel des Truppendienstes, wieder Bedarfsträgerforderung. Bei den Dienstposten bezieht sich das vor allem auf die Bereiche Zug- und Einheitsführer. Das heißt im Umkehrschluss: Wer den Einzelkämpfer-Lehrgang nicht bestanden hat, kann kein Zugführer oder Chef werden.

Um diesen Schritt auch äußerlich zu unterstreichen, wird das Abzeichen geändert. So fällt das bisherige „kleine“ Einzelkämpfer-Lehrgangs-Abzeichen (Eichenblatt ohne Eichel) weg und das bisherige „große“ Abzeichen (zwei Eichenblätter mit Eichel) wird zum Sonderabzeichen Einzelkämpfer erhoben. Das bisherige „Führer eines Jagdkommandos“ erhält als Zusatz den Schriftzug „Jagdkommando“. Der Billigungsprozess dauert noch an. Träger der bisherigen Abzeichen sollen automatisch eine neue und entsprechende Trageberechtigung erhalten.

Neben dem Einzelkämpferlehrgang 2 gibt es als nächst höhere Stufe das ähnlich aussehende Abzeichen mit goldener Umrandung für die spezialisierten Kräfte des Heeres mit erweiterter Grundbefähigung (EGB). Dieses ist aber nicht zu verwechseln mit dem Einzelkämpfer-Lehrgangsabzeichen 2 in der Marineausführung, das ebenfalls einen goldenen Rand hat.

André Forkert