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Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages hat am 20. März die Beschaffung von 123 schweren Waffenträgern Infanterie und einen Vertrag zu deren logistischer Unterstützung genehmigt. Dafür werden insgesamt 2,7 Milliarden Euro aus dem Sondervermögen Bundeswehr bereitgestellt. Da beide Verträge bis 2030 laufen, ist ab 2028 eine Finanzierung aus dem Kernhaushalt des Einzelplans 14 vorgesehen.

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Der schwere Waffenträger Infanterie entspricht fast vollständig dem Boxer Combat Reconnaissance Vehicle, wie er in das australische Heer eingeführt ist. (Foto. Australisches Heer Naday Harel)

Die Beschaffung wird mit einem sehr besonderen Vertrag realisiert. Die Vertragsparteien sind die Bundesrepublik Deutschland und das Commonwealth of Australia. Hauptauftragnehmer ist das australische Verteidigungsministerium, das seinerseits Rheinmetall Defence Australia als Unterauftragnehmer beauftragen wird. Deren Unterauftragnehmer wird die Rheinmetall Landsysteme.

Entwicklungsleistungen sind im Vertrag fast nicht vorgesehen. Ausnahme sind die Anpassung an die Kommunikationsausrüstung im D-LBO-Standard sowie die an die Zulassungsanforderungen nach der StVO wegen der strategischen Verlegbarkeit im öffentlichen Straßenverkehr.

Soweit bekannt, werden das Nachweisfahrzeug und die ersten 19 Serienfahrzeuge in Deutschland produziert. Die weiteren Fahrzeuge werden in Australien mit einer Fertigungsrate von etwa zwei Fahrzeugen pro Monat produziert und danach per Schiff nach Deutschland transportiert. Dafür fallen Zollgebühren in Höhe von knapp 40 Millionen Euro an. Die Fahrzeuge werden von Rheinmetall Landsysteme ausgeliefert.

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Das noch nicht vollständige Nachweisfahrzeug für den scheren Waffenträger war schon in einer Ausstellung zu sehen. (Foto: Gerhard Heiming)

Das Nachweisfahrzeug soll noch in diesem Jahr geliefert werden. Bei der Ausstellung am Rande des ersten Spatenstichs zur Rheinmetall-Munitionsfabrik in Unterlüß am 13. Februar war das Nachweisfahrzeug zu sehen. Die Begleitmannschaft war überzeugt, dass das Fahrzeug rechtzeitig zum geplanten Liefertermin im Sommer fertig gestellt sein werde. 19 Serienfahrzeuge sollen 2025 ausgeliefert werden. Ab 2026 ist eine jährliche Lieferung von 25 Fahrzeugen vorgesehen, mit einer Restlieferung von drei Fahrzeugen 2030.

Das Fahrmodul für den schweren Waffenträger unterscheidet sich von den im Heer eingeführten Boxern. Wegen des hohen Gewichts des Missionsmoduls mit dem Lance-Turm wurde die Tragfähigkeit des Fahrmoduls auf 38,5 Tonnen erhöht. Dazu wurden die Achsen verstärkt und Räder mit höherer Tragkraft verwendet. Der Motor bleibt unverändert.

In das Missionsmodul ist ein Infanterieturm des Typs Rheinmetall Lance 2 Block II integriert. Die Bewaffnung besteht aus der vom Schützenpanzer Puma bekannten Maschinenkanone MK30-2 im Kaliber 30 mm x 173 sowie einem Turm-Maschinengewehr vom Typ FN MAG im Kaliber 7,62 mm x 51. Darüber hinaus wird das System über einen integrierten Werfer für Panzerabwehrlenkflugköper des Typs MELLS (Mehrrollenfähiges Leichtes Lenkflugkörper-System) verfügen.

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Gleichzeitig mit dem Beschaffungsvertrag soll mit Rheinmetall Landsysteme ein Vertrag „Integrated Logistic Support“ abgeschlossen werden. Damit soll in den ersten fünf Jahren nach Auslieferung des ersten Serienfahrzeugs mit eigenen Ersatzteilen eine Verfügbarkeit von 70 Prozent gewährleistet werden. Der Vertrag kann um bis zu zwei Jahre verlängert werden. Während dieser Zeit sollen die „australischen“ Boxer vollständig in das vorhandene Logistiksystem der bereits eingeführten Boxer überführt werden. Am Ende soll eine vollständige Dokumentation erstellt sowie die Sonderwerkzeuge/Mess- und Prüfmittel verfügbar sein.

Weiter gehört zum Vertrag die Lieferung von Ausbildungsmitteln und die Durchführung der Kaderausbildung. Die Bundeswehr erhält fünf Gefechtssimulatoren, sechs Handlungstrainer, zwei Ausbildungsanlagen Turm, eine Ausbildungsanlage Instandsetzung, sowie Ausbildungsgeräte Duellsimulator (AGDUS) einschließlich logistischer Unterstützung im Vertragszeitraum. Hinzu kommen Unterlagen für die computerunterstützte Ausbildung und digitale Unterrichtshilfen.

Darüber hinaus ist Kaderausbildung für Bediener des Fahr- und des Missionsmoduls, für Schießlehrer sowie für Instandsetzungspersonal in den Bereichen Fahrmodul/Missionsmodul und Turm vereinbart.

Die Bundeswehr hat einen Bedarf von zehn Fahrschulfahrzeugen Boxer. Die Fahrzeuge sind in den Vertragsentwürfen zwar aufgeführt. Eine Beschaffung ist (noch) nicht vorgesehen.

Mit der Beschaffung der schweren Waffenträger Infanterie wächst der Bestand an Boxern bei der Bundeswehr auf 673 Fahrzeuge an.

Gerhard Heiming