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Mit seinem Dank auf X (früher Twitter) hat der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj die Auslieferung des ersten von zwei Flugabwehrsystemen Skynex an die ukrainische Streitkräfte öffentlich gemacht. Sie sei zeitgerecht und konzentriere sich auf Prioritäten der Ukraine insbesondere Luftverteidigung. Die Lieferung wurde ergänzt durch eine ungenannte Anzahl von Flugkörpern IRIS-T SLM und zwei weitere Luftraumüberwachungsradare TRML-4D und weitere Rüstungsgüter. „Die deutsche Hilfe hilft, Menschenleben zu retten und einen normalen und gerechten Frieden in der Ukraine und in ganz Europa schneller wiederherzustellen“, so Selenskyj wörtlich.

In der aktuellen „Liste der militärischen Unterstützungsleistungen“ hat das BMVg die Auslieferung bestätigt und ein weiteres Skynex-System angekündigt. Die Lieferung geht zurück auf einen Vertrag vom Dezember 2022 (ESuT berichtete). Der Hersteller Rheinmetall hatte damals informiert, dass bei einem Auftragswert von 182 Millionen Euro zwei Flugabwehrsysteme Skynex Anfang 2024 ausgeliefert werden sollen möglicherweise mit zusätzlichen Logistik-Lkw der Baureihe HX für weitere 12 Millionen Euro.

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Die Oerlikon Revolver Gun Mk3 mit Trackingradar des Skynex-Systems auf einem 6×6-HX-Lkw auf dem Schießplatz Ochsenboden/Schweiz. (Foto: Rheinmetall)

Skynex ist laut Beschreibung von Rheinmetall ein System mit offener Architektur, das auf die kanonenbasierte Flugabwehr setzt und sich daher besonders für den im Nächstbereichsschutz eignet, wo Lenkwaffen nicht effektiv wirken können. Die von dem Unternehmen für diesen Zweck entwickelte, programmierbare 35mm-Munition des Typs Ahead sei wesentlich günstiger als vergleichbare lenkwaffenbasierte Systeme. Außerdem sei es nicht möglich, die 35mm-Munition nach Abschuss durch elektronische Gegenmaßnahmen zu beeinflussen oder gar abzulenken. Die Erfolge des 35mm-Flakpanzers Gepard in der Ukraine unterstreichen, mit welcher Effizienz die kanonenbasierte Flugabwehr Luftziele – besonders Marschflugkörper und Drohnen – abwehren kann.

Im Skynex-Konzept seien Luftraumüberwachung und Effektoren separiert, so Rheinmetall weiter. Daher können missionsabhängig die benötigten Mittel an das Führungssystem angeschlossen werden. Sowohl Radaranlagen verschiedener Hersteller als auch eine Vielzahl von Effektoren können in das System integriert werden, sofern eine eigene Trackingeinheit vorhanden ist.

Das Skynex System besteht im Wesentlichen aus der leistungsstarken Oerlikon Revolver Gun Mk3 mit Trackingradar und dem Qerlikon X-TAR3D Tactical Acquisition Radar, die über das Oerlikon Skymaster Battle Management System geführt werden. Die Teilsysteme sind für die Ukraine auf geländegängigen HX-Lkw mit Wechselladesystem integriert. Durch Integration weiterer Sensoren und Effektoren wie Boden-Luft-Raketen, Mittel zur aktiven und passiven elektronischen Kampfführung sowie zukünftiger Hochenergielaser kann das offene und modulare System zu einem hochwirksamen mehrschichtigen Schutzschild gegen ein breites Spektrum von Luftbedrohungen ausgebaut werden, schreibt Rheinmetall. Es könne damit die notwendige Antwort gegen Sättigungs- und Schwarmangriffe in der Zukunft bieten.

Beim Hersteller Rheinmetall Italia steht das zweite Skynex-System kurz vor der Vollendung. Die Auslieferung soll demnächst erfolgen.

Bei seinem Besuch in der Produktionsstätte in Rom im April letzten Jahres hat der ukrainische Premierminister Denys Shmyhal angekündigt, weitere Systeme zu beschaffen und sich an der gemeinsamen Produktion von Komponenten zu beteiligen (ESuT berichtete)). „Wir arbeiten daran, mehr von diesen effektiven Flugabwehrsystemen zu bekommen. Sie werden einen zuverlässigen Schutzschild um unsere strategischen Infrastruktureinrichtungen bilden“, so Shmyhal.

Gerhard Heiming