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Die Erneuerung des Fuhrparks der Wehrtechnischen Dienststelle der Marine, der WTD 71, schreitet voran. Am Freitag, den 30. Juni, wurde das erste von zwei neuen „Messbooten Seeversuche Küste“ von der Bürgermeisterin der Stadt Eckernförde, Iris Ploog, in Berne an der Weser auf den Namen „Kalkgrund“ getauft.

„Kalkgrund“ und ihr Schwesterschiff werden Mehrzweckboote der Klasse 745 „Breitgrund“ (Y866) und „Mittelgrund“ (Y864) und des Sperrwaffenversuchsbootes „Wilhelm Pullwer“ (A1406), Klasse 741, ersetzen. Bei den neuen Messbooten handelt es sich um zwei baugleiche Einheiten, in denen die Fähigkeiten der Vorgänger eins zu eins implementiert werden. Wenn auch nach zivilem Standard konstruiert, entsprechen sie den besonderen Anforderungen wehrtechnischer Erprobungen.

Zu ihrem Profil gehören das Absichern und Bergen von Torpedos im Rahmen von Erprobungen, die Begleitung von U-Booten bei der Flachwassererprobung, der Einsatz autonomer Unterwasserfahrzeuge sowie die Tauchereinsätze im Rahmen von wehrtechnischen Untersuchungen von Tauchgeräten und Ausstattungen. Sie sind so ausgelegt, dass die Ausstattung aufgabenbezogen angepasst werden kann. Somit soll eine zielgerichtete Konfiguration der Einheiten ermöglicht werden.

Die Basis-Daten der neuen „Mehrzweckarbeitspferde“ der Wehrtechnischen Dienststelle 71

Länge 51,70 m
Breite 10,2 m
Tiefgang 3,65 m
Antrieb 2 x 1580 KW Dieselelektrisch

Abgasnachbehandlung gem. IMO Tier 3

2 x Schottel
Geschwindigkeit 13 Knoten
Belegung Max. 23 Personen
Besonderheiten 2 Containerstellplätze
Winchfläche auf dem Vorschiff
1 Kran

1

 

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Informationen zu den Motoren:

  • Dieselelektrischer Antrieb
  • Die Hauptdieselgeneratoren haben bei einer Konstanten Drehzahl von 900U/min eine maximale Leistung von 1665KW
  • Das Schiff verfügt über zwei baugleiche Hauptdieselgeneratoren
  • Im Hafen, ohne Stromanschluss, als Ankerlieger oder im Notfall steht ein Not und Hafendiesel, ebenfalls eine Dieselgeneratorsatz, mit einer Leistung von 360KW zur Verfügung.

Laut einem Sprecher des BAAINBw belaufen sich die Kosten auf ca. 95 Mio € für beide Boote.

Die neuen Einheiten zeigen, dass die Beschaffung von Marineschiffen sich nicht zwingend zu einer ‚Never-ending-Story‘ entwickeln muss. Am 22. Juli 2021 beauftragte das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) die Fassmer-Werft mit der Herstellung und Lieferung von zwei Einheiten Seeversuch Küste. Nicht ganz ein Jahr später, am 22. Juni 2022, fand im litauischen Klaipeda die Kiellegung statt. Die „Western Baltija Shipbuilding“ stellte die Kaskos (schwimmfähige Rümpfe) der beiden Boote her. Nach ihrer Verlegung nach Berne an der Weser begann im Oktober 2022 („Kalkgrund“) beziehungsweise im Dezember 2022 (Baunummer 2) die Ausrüstung der Einheiten. Das zweite Boot soll im kommenden November übergeben werden.

Die Kosten der Ersatzbeschaffung wurden vom Bundesverteidigungsministerium im April 2020 mit 46 Millionen Euro angegeben (Quelle: Bundestagsdrucksache 19/18481 vom 3. April 2020). Im Internetauftritt der Bundeswehr lautet es demgegenüber: „Die baugleichen Boote kosten zusammen 95 Millionen Euro“ (Quelle: Kiellegung für zwei neue SVK-Boote der WTD 71 (bundeswehr.de)).

Die Ablösung der Vorgänger ist überfällig. „Breitgrund“ und „Mittelgrund“ werden 35, die „Wilhelm Pullwer“ 58 Dienstjahre auf dem Buckel haben.

Hans Uwe Mergener