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Die Arbeitswelt befindet sich im Umbruch – das spürt auch die Bundeswehr. Als ihr Digitalisierungspartner sichert die BWI den IT-Betrieb der Streitkräfte und vereinfacht regelmäßige Arbeitsprozesse. Welche Innovationen dabei eine tragende Rolle spielen, zeigen drei Experimente der BWI-Innovationseinheit innoX.

Digitales Einkleiden mit der App BundesWEAR

Viele Prozesse bei der Bundeswehr sind heute noch analog. Das fängt schon beim Einkleiden von neuen Rekrutinnen und Rekruten an: Maßnehmen, passende Größen ermitteln, abholen, anprobieren, umtauschen – all das passiert vor Ort in einer der sogenannten Servicestationen der Bundeswehr und kostet alle Beteiligten viel Zeit und Ressourcen. Allein in der Grundausbildung werden weit über 500.000 km Fahrtwege und über 560.000 Stunden Dienstzeit inklusive Überstunden für An- und Abfahrt, Organisation, Maßnehmen und Ausgabe der Bekleidung aufgewendet. Gemeinsam mit dem Wehrwissenschaftlichen Institut für Wehr- und Betriebsstoffe (WIWeB) hat BWI innoX deshalb die App BundesWEAR entwickelt, mit der Bundeswehrangehörige ihre Körpermaße selbst per Handyscan ermitteln und von einer Künstlichen Intelligenz (KI) verarbeiten lassen können. Die passgenaue Bekleidung ordern sie dann mit der App direkt nach Hause oder in die Kaserne. Damit wird der Einkleideprozess deutlich effizienter, denn es entfallen sowohl das Maßnehmen durch den Schneider oder die Schneiderin vor Ort als auch die Fahrten zu den Servicestationen.

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Mit BundesWEAR wird der Einkleideprozess deutlich effizienter (denn es entfallen sowohl das Maßnehmen durch den Schneider oder die Schneiderin vor Ort als auch die Fahrten zu den Servicestationen. (Foto: BWI)

Zugangsmanagement per QR-Code: Smart Digital Badge

Nicht nur für Bundeswehrangehörige selbst, auch für Besucher von Bundeswehrliegenschaften könnte ein anderer digitaler Prozess Zeit und Aufwand sparen. Wer schon einmal eine Kaserne besucht hat, kennt das Procedere: Anmeldeformulare müssen ausgefüllt, geprüft und bearbeitet werden – alles per Hand. Handwerker, Lieferanten und andere Gäste müssen am Kasernentor zum Teil lange Wartezeiten in Kauf nehmen.

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Dank Smart Digital Badge Zugangsmanagement per QR-Code statt lange Wartezeiten und Papierberge. (Foto: BWI/Kai Funck)

BWI innoX hat daher in einem Innovationsexperiment die Plattform Smart Digital Badge entwickelt. Besucher erhalten ihre Zugangsberechtigung damit auf Basis einer digitalen Identität. Diese wird in Form eines QR-Codes in einer App auf dem Smartphone gespeichert – ähnlich wie ein Boardingpass am Flughafen. Ein Register auf Blockchain-Basis verhindert hierbei Manipulationen. Beim Einlass in eine Bundeswehrliegenschaft spart das Zeit, Papier und Ressourcen. Die Berechtigungen der Besucherwerden zudem zentral und individuell gesteuert. Mit nur einem Mausklick können sie jederzeit erweitert, begrenzt oder deaktiviert werden.

Digitale Materialwirtschaft per Foto-App: DigiM

Wie der Arbeitsalltag von Soldatinnen und Soldaten durch digitale Lösungen vereinfacht werden kann, zeigt ein weiteres Innovationsexperiment: Gemeinsam mit der Streitkräftebasis hat BWI innoX eine App zur Unterstützung der Materialwirtschaft entwickelt. Regelmäßig müssen Verantwortliche prüfen, ob alle Materialien – von der Schraube bis zum Fahrzeug – vollständig und intakt vorliegen. Meist wird das Material händisch gezählt und in Tabellen eingetragen. Das dauert lange und ist fehleranfällig. Die von der BWI entwickelte App DigiM schafft Abhilfe: Sie macht sich Künstliche Intelligenz zunutze – und aus der ständigen Inventur eine schnelle, zuverlässige und ressourcensparende Aufgabe.

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Mit DigiM gibt’s KI-Unterstützung für die Inventur. (Foto: Bundeswehr/Marco Dorow)

Nutzer nehmen mit dem Smartphone ein Bild der zu erfassenden Gegenstände auf und laden es in der App hoch. Eine KI hakt automatisch ab, welche Gegenstände vorliegen und welche fehlen. DigiM hat damit das Potenzial, den Arbeitsalltag der Truppe nachhaltig zu erleichtern. Die App bietet zudem eine Schnittstelle, um künftig zum Beispiel Bestellungen zu automatisieren.

Blaupausen für zivile Bereiche

Die Beispiele zeigen: Innovative digitale Lösungen helfen, die Arbeitsplatzinfrastruktur der Bundeswehr effizienter zu gestalten. Doch die Technologien, die heute für die Truppe erprobt werden, dienen zugleich als digitale Blaupause für nichtmilitärische Bereiche: Überall, wo Dienstbekleidung gebraucht wird, könnte das digitale Einkleiden für mehr Effizienz sorgen. Ein automatisiertes Zugangsmanagement ließe sich auch in Behörden und Ämtern einführen. Und DigiM könnte beispielsweise Krankhäuser unterstützen, regelmäßig ihre Medikamentenvorräte zu sichten. So sorgen digitale Innovationen für einen effizienteren Arbeitsalltag und damit für die digitale Zukunftsfähigkeit Deutschlands.
Auch darüber hinaus entwickeln und erproben Bundeswehr und BWI digitale Innovationen etwa mit Blick auf nutzerorientierte Cybersecurity, hybride Bedrohungen oder Next Level Artificial Intelligence. Hier stehen entsprechende Innovationsexperimente schon in den Startlöchern.

Jens Muschner, Leiter der BWI-Innovationseinheit innoX