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Digitale Souveränität: Das Thema ist so alt wie die IT selbst. Und es ist ein Thema, das es solange geben wird, wie es IT gibt. In jüngster Zeit wird digitale Souveränität allerdings gesellschaftlich und politisch intensiv diskutiert. Zum einen, weil die Digitalisierung immer rasanter fast alle Lebensbereiche durchdringt. Zum anderen werden internationale Partnerschaften, Regeln und Vereinbarungen immer stärker infrage gestellt. Nicht zuletzt wächst die Vorherrschaft einzelner Konzerne: Und so treiben auch zunehmende Verflechtungen und Abhängigkeiten den Diskurs an.

Ein Beispiel dafür ist Gaia-X: Das beim Digital-Gipfel 2019 vorgestellte Großprojekt ist ambitioniert. Mit dem Aufbau einer leistungs- und wettbewerbsfähigen, sicheren und vertrauenswürdigen Dateninfrastruktur soll die digitale Souveränität Europas gestärkt werden. Die Erfolgsaussichten der EU-Cloud fallen jedoch ambivalent aus. Es wird vor allem moniert, dass neben Vertretern aus Wissenschaft und Verwaltung auch Konzerne, unter anderem aus den USA, an der Umsetzung des multinationalen Projekts beteiligt sind.

Open-Source-Aktivisten sehen darin das ursprüngliche Ziel in Gefahr, sich von der Übermacht der US-Technologiekonzerne zu lösen.

Auch das Bundesministerium der Verteidigung und die Bundeswehr setzen sich intensiv mit dem Thema der Digitalen Souveränität auseinander – gemeinsam mit der BWI als ihrem Digitalisierungspartner. Denn: Die Nutzung von IT und die Digitalisierung dienen der zeitgemäßen und zukunftsfähigen Erfüllung des verfassungsgemäßen Auftrages der Streitkräfte und der zivilen Verwaltung der Bundeswehr. Insbesondere geht es neben der Sicherstellung der Souveränität und Sicherheit auch um die Sicherstellung der Werte Deutschlands und, zusammen mit den europäischen Partnern, der Werte Europas – und das selbstbestimmt und frei von ungewollter Einflussnahme Dritter.

Im aktuellen sowie den beiden folgenden Teilen der „IT News & Trends“ steht Digitale Souveränität im Fokus. Insgesamt geht es darum, das Thema im gegenwärtigen Diskurs zu verorten und seine wesentlichen Facetten herauszuarbeiten, um ein Zwischenfazit ziehen zu können. Dies scheint gerade vor dem Hintergrund der aktuellen Situation rund um die Corona-Pandemie umso dringlicher. Denn diese hat speziell für die Bundeswehr nicht nur einen Digitalisierungsschub angestoßen, sondern gleichzeitig auch die Bedeutung digitaler Resilienz verdeutlicht.

Es ist notwendig, mehrdimensional zu erörtern, welche konkreten Maßnahmen für die Praxis aus den gegenwärtigen Diskussionen abgeleitet werden können und wo vor dem Hintergrund gesteigerter Anforderungen an digitale Souveränität und Resilienz noch Optimierungspotential vorhanden ist. Ein wesentlicher Aspekt digitaler Souveränität ist „vertrauenswürdige IT“. So ist es gerade für die BWI, die die Bundeswehr mit moderner, robuster und sicherer IT unterstützt, unerlässlich, sich mit dem Thema ganzheitlich auseinanderzusetzen – und zu liefern!

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Denn: Ist von Digitaler Souveränität die Rede, wird sie oftmals lediglich auf Hard- und Software beschränkt. Allzu oft werden dabei primär die Hersteller und Zulieferer unter die Lupe genommen. Doch zu einem digital souveränen IT-Service für den Kunden gehört viel mehr. Digitale Souveränität muss bezogen auf alle beteiligten Komponenten betrachtet werden: Lieferanten, Technologie, Governance und Prozesse, Betrieb, Personal und vieles mehr.

Die Suche nach großen, Cutting-Edge-Lösungen wie Gaia-X und die Überlegungen dazu, ob Produkte von diesen oder jenen Lieferanten aus diesen oder jenen Ländern genutzt werden sollten, lassen oftmals einen wesentlichen Aspekt außer Acht: Der Fokus sollte insbesondere auf einen kontinuierlichen Verbesserungsprozess an der Basis gelegt werden.

Wer in der IT beziehungsweise der Cyber Security tätig ist, kennt das Sprichwort von der Stärke der Kette, die von der Stärke des schwächsten Gliedes bestimmt wird. Doch wie geht das im Falle Digitaler Souveränität konkret?

Um eine Antwort auf diese Frage zu finden, widmen sich die nächsten „IT News & Trends“ dem Thema Open Source Software. Ist diese das Allheilmittel zur Erreichung digitaler Souveränität? Ein dritter Beitrag wird abschließend beleuchten, welche Maßnahmen zur Operationalisierung in der Praxis getroffen werden können, um einen relevanten Schritt in Richtung Digitaler Souveränität zu gehen.

Dr. Stefan Tilmes, Leiter Innovation & Technology – Strategische Projekte der BWI GmbH