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Wie das Ministère des Armées in Paris Anfang September berichtet, haben sich die Verteidigungsminister Frankreichs und Australiens – Sébastien Lecornu und Richard Donald Marles – „ein Jahr nach der U-Boot-Affäre“ im bretonischen Marinestützpunkt Brest getroffen, „um die künftigen Partnerschaftsprojekte zwischen beiden Staaten herauszustellen“. Im Kern gehe es dabei um die bilaterale „strategische Zusammenarbeit“, so das französische Verteidigungsministerium.

Mitte September 2021 ist das trilaterale Militärbündnis AUKUS (Australia-United Kingdom-United States) geschlossen worden als Reaktion auf die hegemonialen – insbesondere maritimen – Ambitionen der Volksrepublik China im Indo-Pazifik. Gegenstand des AUKUS-Abkommens ist unter anderem die Absprache, dass der Fünfte Kontinent für Bau und Betrieb von Atom-U-Booten Zugang zu US-Technik erhalten soll.

Problem: 2016 unterzeichneten die Regierungen in Canberra und Paris einen Vertrag über die Beschaffung von zwölf Diesel-elektrischen-U-Booten für die australische Marine im Wert von 56 Milliarden Euro. Nach der AUKUS-Gründung kündigte „Down Under“ den Vertrag mit Frankreich auf. Präsident Emmanuel Macron war darüber so erbost, dass er seine Botschafter in den USA und in Australien zurück nach Frankreich beordern ließ.

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nuklear angetriebene „HMS Anson“ geht mit einer gemischten australisch-britischen Mannschaft an den Start.
Quelle: Royal Navy, MoD UK

Neubeginn der Zusammenarbeit mit Frankreich

Im Juni dieses Jahres erklärte sich die in Canberra erst im Monat zuvor gebildete Labor-Regierung von Premierminister Anthony Albanese bereit, 555 Millionen Euro als Entschädigung für den geplatzten U-Boot-Deal von 2016 an den französischen Schiffbauer Naval Group zahlen zu wollen, damit dieser den Kaufvertrag über französische U-Boote auflöst.

Nun haben Lecornu und Marles bilaterale Partnerschaften in den Bereichen Nachrichtendienste, Kampf gegen Desinformation und Cyber-Abwehr besprochen. Der australische Gast – er ist nicht nur Verteidigungsminister, sondern gleichzeitig auch stellvertretender Premierminister – ist bei seinem Antrittsbesuch in der République française offenkundig sehr um eine positive Gesprächsatmosphäre bemüht gewesen: „Frankreich ist eine indo-pazifische Macht. Frankreich ist ein Nachbar, ein Freund, ein Partner.“ Die Nachbarschaft ergibt sich aus den französischen Überseegebieten im Südpazifik (Neukaledonien, Wallis und Futuna, Französisch-Polynesien) sowie im Indischen Ozean (Mayotte, Réunion). Das Verteidigungsministerium in Paris hat diese entlegenen Gebiete immer in seinem geostrategischen Blick.

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Minister Marles umwirbt auch die wehrtechnische Industrie Frankreichs: Sie habe „eine lange Geschichte in Australien. Sie hat Thales, Airbus, Safran, die fest in Australien verwurzelt sind und die eine große Rolle bei der militärischen Stärkung Australiens gespielt haben“.

Vertiefung der Zusammenarbeit mit Großbritannien

Unmittelbar vor seinem Besuch in Brest traf sich Minister Marles Ende August mit seinem britischen Amtskollegen Ben Wallace und Premierminister Boris Johnson in der nordenglischen Hafenstadt Barrow-in-Furness. In der dortigen Werft von BAE Systems Submarines ist das fast 100 Meter lange Atom-U-Boot „HMS Anson“ von der Royal Navy als fünfte Einheit der „Astute“-Klasse in Dienst gestellt worden – von denen es insgesamt sieben Boote geben soll.

Anlass für den Antrittsbesuch von Marles im Vereinigten Königreich ist der Umstand gewesen, dass fortan auch U-Boot-Fahrer der Royal Australian Navy zusammen mit ihren britischen Kameraden an Bord der „HMS Anson“ ausgebildet werden. Bereits zuvor hatten Marinesoldaten vom Fünften Kontinent an speziellen Ausbildungskursen für Atom-U-Boote in Großbritannien und den USA teilgenommen. Ausbildung und Austausch markieren den Beginn einer neuen maritimen Partnerschaft zwischen den drei AUKUS-Nationen, die Schiffs- und Bootsbesatzungen über viele Generationen hinweg betreffen sollen.

Gerd Portugall