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2019 hat das BAAINBw Aufträge zur Entwicklung und Produktion von zehn GTK Boxer erteilt, die als Zwischenlösung für die qualifizierte Fliegerabwehr im Nah- und Nächstbereich (NNbS) ausgestattet werden sollten. Das Amt hat Ende 2019 Kongsberg mit der Lieferung von zehn Drohnenabwehrsystemen (Counter-Unmanned Aerial Systems, C-UAS) mit einem Auftragswert von 24 Millionen Euro beauftragt (ESuT berichtete). Damit sollte für die Speerspitze der NATO VJTF 2023 eine schnell beschaffbare und ausreichend wirksame Lösung entstehen. Dort sind die Boxer nicht eingetroffen.

Als Hauptelemente des Abwehrsystems waren vorgesehen:

  • eine fernbedienbare Waffenstation Protector RWS von Kongsberg mit einem automatischen 40 mm Granatmaschinenwerfer, der Airburst-Munition verschießen kann, als kinetischem Effektor und
  • ein Spexer Radar der dritten Generation von Hensoldt für die Entdeckung, Erkennung und Verfolgung der unbemannten Fluggeräte (Unmanned Aerial Vehicles, UAV).

Nach den vorliegenden Informationen sollten die Geräte bis Ende 2020 geliefert und in Missionsmodule integriert werden. 2021 sollte die Ausbildung rechtzeitig vor dem geplanten Einsatz erfolgen.

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Die Grafik zeigt den Boxer mit integrierter Protector-Waffenstation und Spexer-Radar (Grafik: Hensoldt)

Jetzt scheint die Zeit über das Vorhaben hinweg gerollt zu sein. Dem Vernehmen nach stehen die Missionsmodule mit Effektoren und Sensoren auf dem Abstellgleis. Ein Grund für den Stopp sei die unzureichende Leistungsfähigkeit des Systems, war zu hören. Der Effektor habe eine zu geringe Reichweite und der Sensor einen ungenügenden Aufklärungssektor.

Jetzt entsteht durch Realisierung der NNbS Teilprojekts 1 (ESuT berichtete) Konkurrenz, die eine Zwischenlösung möglicherweise überflüssig macht. Der Boxer Skyranger mit Rundumaufklärung und weiter reichender 30mm-Maschinenkanone soll noch in laufenden Halbjahr in Auftrag gegeben werden und könnte bis 2027 mit 16 Stück ausgeliefert sein.

Für die Boxer für qualifizierte Fliegerabwehr muss eine Entscheidung getroffen werden. Effektor und Sensor lassen sich sicher mit geringem Aufwand in anderen Projekten verwenden. Ob die bereits vorbereiten Missionsmodule einer andern Verwendung zugeführt werden können, ist fraglich.

Gerhard Heiming