Nach vollständiger Betriebsdemonstration geht GESTRA in die Abnahmephase
GESTRA, das Radarsystem zur Weltraumbeobachtung, hat nach einer intensiven und erfolgreichen Test- und Verifikationsphase in einer vollständigen Betriebsdemonstration erstmals einen Einblick in seine Leistungsfähigkeit gegeben. Dies geht aus einer Mitteilung des Betreibers DLR hervor. Das „German Experimental Space Surveillance and Tracking Radar“ (GESTRA) wurde im Auftrag der Deutschen Raumfahrtagentur im Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) durch das Fraunhofer-Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik FHR entwickelt und gebaut. Über die Aufnahme des Testbetriebs hatte ESuT berichtet.
Während der Demonstration wurden dem DLR zufolge verschiedene Radarmodi erfolgreich überprüft, konkret zwei verschiedene Such-Modi, der Spotlight-Mode und der Tracking-Mode. Die erfassten Sichtungen konnten mit vorhandenen Katalogdaten von Objekten im erdnahen Orbit korreliert werden. Im Schnitt seien pro Stunde mehr als 200 Objekte aufgespürt worden, darunter auch kleine Objekte („Cubesats“) in mehreren hundert Kilometern Entfernung.
Nach der Beschreibung des DLR umfasst das komplexe Radarsystem eine Sende- und eine Empfangsantenne, die bei voller Bestückung mit je 256 Einzelelementen versehen sind und deren Radarwellen phasengesteuert werden können (sogenannte „Phased-Array“). Die Elemente der Empfangsantenne werden einzeln digital ausgelesen und können mittels spezieller Prozessoreinheiten in Echtzeit zusammengefasst werden. Auf diese Weise ändern die beiden Antennen innerhalb weniger Millisekunden ihre Blickrichtung.
Aufgrund seiner technischen Auslegung ist GESTRA bei der Beobachtung von Weltraummüll nicht nur sehr dynamisch, sondern auch überaus sensitiv. Sender und Empfänger sind in zwei getrennten Containern untergebracht, was den flexiblen Einsatz an unterschiedlichen Orten erlaubt. Diese Kombination aus Mobilität, digitaler Technik und Leistungsfähigkeit macht GESTRA dem DLR zufolge einzigartig. Die Anlage ist auf der Schmidtenhöhe bei Koblenz aufgestellt.
Mit GESTRA steht dem ressortgemeinsamen Weltraumlagezentrum im Jahr 2024 eines der weltweit modernsten Radarsysteme zur Weltraumbeobachtung zur Verfügung, schreibt das DLR. Das deutsche Weltraumlagezentrum in Uedem hat schwerpunktmäßig die Aufgabe, ein Lagebild für den Weltraum zu erstellen und zu bewerten sowie nationale Raumfahrtsysteme vor der Kollision mit Weltraummüll zu schützen.
Die Finanzierung erfolgte durch die Deutsche Raumfahrtagentur im DLR mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK). Betrieben wird das Radarsystem zukünftig vom ressortgemeinsamen Weltraumlagezentrum in Uedem, welches vom BMWK und vom Bundesministerium der Verteidigung (BMVg) finanziert wird.
Redaktion / gwh