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Nach der offiziellen Einweihung am 13. Oktober 2020 hat das im Auftrag des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) entwickelte Weltraumradar GESTRA (German Experimental Space Surveillance and Tracking Radar) an seinem Standort Schmidtenhöhe bei Koblenz seinen Testbetrieb aufgenommen. Nach Abschluss der Tests soll GESTRA voraussichtlich Anfang 2021 seinen operativen Betrieb aufnehmen und Deutschland erstmals unabhängig Daten für die Erstellung eines eigenen Katalogs von Objekten im niedrigen Erdorbit liefern.

Das DLR Raumfahrtmanagement in Bonn hat GESTRA mit Mitteln des Bundesministeriums für Wirtschaft und Energie (BMWi) vom Fraunhofer Institut für Hochfrequenzphysik und Radartechnik (FHR) in Wachtberg bei Bonn in den vergangenen fünf Jahren entwickeln und bauen lassen. Die Daten des deutschen Experimentalradars werden im gemeinsam vom DLR Raumfahrtmanagement und der Luftwaffe in Uedem (Niederrhein) betriebenen Weltraumlagezentrum verarbeitet. Der Betrieb wird vom Bundesministerium der Verteidigung finanziert.

Die Vorderseite der phasengesteuerten Antenne von GESTRA, Foto: DLR

Thomas Jarzombek (MdB), Koordinator der Bundesregierung für die Luft- und Raumfahrt, stellte das neue Weltraumradar in einen gesamtstaatlichen Kontext: „Satelliten sind längst unverzichtbar für Staat, Wirtschaft und Gesellschaft, Stichworte sind hier Navigations- und Kommunikationsdienste oder auch Erdbeobachtungsdaten. Wir erleben derzeit ein nahezu exponenzielles Wachstum der Weltraumnutzung: Nach neuesten Zahlen kreisen heute mehr als 3.000 aktive Satelliten um die Erde. Und in Zukunft werden es noch deutlich mehr werden.“

Angesichts dessen werde ein sogenanntes Weltraumlagebild immer wichtiger für den Schutz und die Nachhaltigkeit von Weltraumaktivitäten. „Wir müssen genau wissen, wo sich die Satelliten und zehntausende Weltraumschrott-Objekte zu einem gegebenen Zeitpunkt befinden, um katastrophale Kollisionen verhindern zu können“, so Jarzombek weiter.

GESTRA ist auch auf europäischer Ebene im Rahmen des Projekts EUSST (European Space Surveillance and Tracking) eingebunden. Deutschland hat hier die Aufgabe, die Messdaten der zu EUSST beitragenden Sensoren zu einem europäischen Bahndatenkatalog zu verarbeiten.

Luftaufnahme von GESTRA auf der Schmidtenhoehe, Foto: DLR

Mehrere tausend Satelliten, Raumfahrzeuge und andere Objekte ziehen auf Orbits zwischen 300 und 3000 Kilometern Höhe ihre Bahnen. Nicht nur abgeschaltete Satelliten und Raketenoberstufen befinden sich dort, sondern auch hunderttausende kleiner Trümmer. Satelliten und andere Weltrauminfrastruktur wie zum Beispiel die Internationale Raumstation ISS müssen deshalb rund um die Uhr beobachtet werden, um Kollisionen zu vermeiden. Aufgrund der hohen Geschwindigkeiten kann ein Satellit bei einer Kollision im Orbit vollständig zerstört werden. Die dabei entstehenden Trümmer erhöhen die Gefahr von Kettenreaktionen und weiteren Kollisionen.

Das Weltraumlagezentrum gehört zum Zentrum Luftoperationen der Luftwaffe und soll zum Schutz weltraumgestützter ziviler und militärischer Systeme (z.B: TanDEM-X, SatComBw-2, SAR-Lupe) beitragen. Dazu werden u.a. Warnmeldungen über Kollisionen und Angriffe im Weltraum und Prognosen für den Eintritt von Objekten in die Erdatmosphäre erstellt.

Gerhard Heiming