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Die jüngste Teilstreitkraft der Vereinigten Staaten, die U.S. Space Force (USSF), hat am 22. November im Stützpunkt Camp H.M. Smith auf Oahu (Hawaii) ihren Regionalableger – die U.S. Space Forces Indo-Pacific (USSPACEFOR-INDOPAC) – in Dienst gestellt und dem US-Regionalkommando für den gesamten Indo-Pazifik (USINDOPACOM) unterstellt. Dieser Regionalableger ist zuständig für die Dimension Weltraum und soll teilstreitkraftübergreifend die Fähigkeiten des Indo-Pazifik-Kommandos erhöhen und einen Beitrag zur Freiheit der Meere in diesem riesigen Seegebiet leisten.

Die USSPACEFOR-INDOPAC verfügen zunächst über 21 militärische und zivile Dienstposten. Ihr Hauptquartier befindet sich auf dem Militärstützpunkt Pearl Harbor-Hickam auf Oahu. Erster Kommandeur ist Brigadegeneral Anthony J. Mastalir, der zuvor Special Assistant des multinationalen Combined Force Space Component Command war, zu dem neben den Vereinigten Staaten auch Australien, Großbritannien und Kanada gehören.

„Dies ist ein wichtiger Schritt“, so General B. Chance Saltzman, Chief of Space Operations (CSO) der USSF, „indem wir das Weltall als weitere Dimension der Teilstreitkräfte integrieren“. Dies sei insbesondere wegen des „Dimension-übergreifenden Charakters des Krieges“ notwendig. Jüngstes Beispiel für multidimensionale Kriegführung ist der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine. Der CSO ist der wichtigste militärische Berater für Weltraumeinsätze des Luftwaffen-Staatssekretärs im Pentagon.

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Admiral John C. Aquilino (l.), Befehlshaber des USINDOPACOM, überreicht die Truppenfahne der USSPACEFOR-INDOPAC an dessen Kommandeur, Brigadegeneral Anthony J. Mastalir.
Quelle: U.S. Navy, Anthony J. Rivera

Die USSPACEFOR-INDOPAC sind die zweite Teileinheit der USSF, die einem Unified Combatant Command (UCC) unterstellt worden sind und die erste, die ihren Dienst in einem Übersee-Kampfkommando aufgenommen haben. Es ist sicher kein Zufall, dass ausgerechnet die Volksrepublik China als immer größer werdende sicherheitspolitische Herausforderung für die Vereinigten Staaten im Verantwortungsbereich der USSPACEFOR-INDOPAC liegt. Ursprünglich sollten die ersten U.S. Space Forces in Übersee für den Mittleren Osten unter dem Central Command (CENTCOM) aufgestellt werden.

Hintergrund China

Für die Volksrepublik China ist das eigene Raumfahrtprogramm nicht nur eine kostenintensive Prestigefrage, sondern auch dezidiert militärisch ausgerichtet. Das Programm wurde ursprünglich allein aus dem Verteidigungshaushalt finanziert. Seit 2016 untersteht die komplette Weltall-Infrastruktur der „Strategischen Kampfunterstützungstruppe“ der Volksbefreiungsarmee (VBA). Die Raumfahrt untersteht dem sicherheitspolitischen Machtzentrum der Volksrepublik: der Zentralen Militärkommission. „Nationale Raumfahrtbehörde Chinas“ ist lediglich die nach außen hin verwendete Bezeichnung für die „Nationale Behörde für Wissenschaft, Technik und Industrie in der Landesverteidigung“. Mitte April 2014, d.h. rund einen Monat nach der Annexion der Krim durch Russland, forderte Chinas Staats- und Parteichef Xi Jinping eine noch engere Verzahnung von Militär und Raumfahrt. Xi, der auch Vorsitzender der Zentralen Militärkommission ist, befahl der Luftwaffe der VBA, „die Integration der Raumfahrt zu beschleunigen und die Angriffs- und Abwehrkapazitäten zu schärfen“.

Hintergrund US-Kommandostruktur

Der Zuständigkeitsbereich des USINDOPACOM erstreckt sich auf mehr als 50 Prozent der Erdoberfläche. Damit hat das Indo-Pazifik-Kommando mit Abstand den größten Verantwortungsbereich der sechs US-Regionalkommandos. Die anderen fünf sind zuständig für Nordamerika, Südamerika, Europa, Afrika und den Mittleren Osten.

Die U.S. Space Force ist am 20. Dezember 2019 als Teilstreitkraft in Dienst gestellt worden. Bereits am 29. August desselben Jahres ist das United States Space Command (USSPACECOM) – gleichsam als siebtes Regionalkommando – aufgestellt worden, das es bereits zwischen 1985 und 2002 schon einmal gegeben hatte. Das Unified Combatant Command USSPACECOM ist zuständig für den Raum ab 100 Kilometer über der Meeresoberfläche. Aktuell verfügt die USSF über rund 140 Satelliten: zur Kommunikation, Navigation, Wettervorhersage, Aufklärung oder Frühwarnung.

Gerd Portugall