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Die finnischen Streitkräfte beabsichtigen bis 2030 ihre McDonnell-Douglas (jetzt zu Boeing gehörend) F/A-18 C/D Hornet auszumustern und durch neue Kampfflugzeuge zu ersetzen. Finnland betreibt seit 1995 drei Staffeln mit F/A-18s. Der Nachfolger soll im Rahmen des HX-Programmes ausgewählt werden. Eine finale Auswahlentscheidung soll 2021 getroffen werden. Die ersten Entscheidungen, die Finnland getroffen hat, flossen in die Auswahlkriterien mit ein. So soll es eine bemannte Multi-Rollen-Plattform sein.

Testkampagne – HX Challenge

Die finnische Luftwaffe wird vom 9. Januar bis 26. Februar 2020 eine HX Challenge-Test- und Bewertungsveranstaltung potentieller F-18 Nachfolger auf der Pirkkala Air Base durchführen. Das Ziel der HX Challenge ist es, die von den Herstellern gemeldeten Daten und Fähigkeiten unter finnischen Bedingungen und durch eigene Tests zu validieren. Jeder der fünf Kandidaten durchläuft eine Testphase von sieben Werktagen. Die Kandidaten sind:

  • Eurofighter Typhoon, 9. bis 17. Januar 2020
  • Dassault Rafale, 20. bis 28. Januar 2020
  • Saab Gripen, 29. Januar bis 6. Februar 2020
  • Lockheed Martin F-35, 7. bis 17. Februar 2020
  • Boeing F/A-18 E/F Super Hornet, 18. bis 26. Februar 2020

Die HX-Challenge ist die erste Stufe der Fähigkeitsbewertung. Ziel der Testkampagne ist es, zu überprüfen, ob die Systeme und Leistungswerte der einzelnen Kandidaten mit den von den Herstellern gemeldeten Daten übereinstimmen.

Als zweite Phase wird sich eine Simulation anschließen. Hier werden die gewonnenen Daten in virtuellen Simulatoren genutzt, um szenarabhängige Erfolge eines Schwarms von vier Flugzeugen zu eruieren.

In der dritten Phase wird die betriebliche Effizienz der umfassenden HX-Lösung jedes Kandidaten anhand eines Langzeitkriegssimulation demonstriert. Diese baut auf den Erkenntnissen und Daten der ersten beiden Phasen auf.

Die HX-Challenge wird durch weitere Tests ergänzt. So wird es weitere Testflüge in den Herstellerländern der Kandidaten, Simulationen und Labortests geben.

Die HX-Challenge wird in Finnland organisiert, damit die Erkenntnisse unter finnischen Bedingungen und durch in Finnland entworfene Tests überprüft werden können. Dadurch soll eine faire und ausgewogene Bewertung aller Kandidaten garantiert werden. So wirken sich die finnischen Winterbedingungen insbesondere auf die Leistung elektrooptischer Sensoren aus. Darüber hinaus können andere aktive und passive Sensorsysteme betroffen sein. „Moderne Mehrzweckkämpfer können mit niedrigen Temperaturen und Eiseskälte umgehen. Wenn die Temperatur jedoch um die Null Grad Celsius liegt, werden die Bedingungen aufgrund einer Kombination aus Regen, gefrierendem Nieselregen, Schneeregen und Schnee oft schwieriger“, so Oberst Juha-Pekka Keränen, der Direktor des HX-Programms.

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Umfassende Herausforderungen

Das neue Kampfflugzeug soll im gesamten Territorium Finnlands und gegen Luft-, See- und Landziele eingesetzt werden können. Daher werden auch die Evaluierungsflüge in ganz Finnland stattfinden. Die Kandidaten müssen dabei gegen finnische Hawk-Jettrainer und F/A-18 Hornets antreten.

Das HX-Programm wird als Teil der Entwicklung des finnischen Verteidigungssystems betrachtet. Daher werden auch Heer, Marine sowie gemeinsame Kommandobehörden in die Tests eingebunden. Dies sind unter anderem das FDF Logistics Command, die FDF C5 Agency oder die finnische Verteidigungsforschungsagentur. Das neue Kampfflugzeug soll eine größtmögliche Vernetzbarkeit mit Systemen von Heer und Marine aufweisen.

In der Ausschreibung waren Fähigkeitsforderungen zu fünf Kategorien vorgegeben. Diese werden jetzt überprüft: Luft-Luft, Luft-Boden- und Luft-Wasser-Kriegsführung, Flugkörpereinsatz mit hoher Reichweite sowie ISTAR (Intelligence, Surveillance, Reconnaissance and Target Acquisition). Auch werden die Unterstützungsfähigkeiten für Heer- und Marine-Einheiten untersucht. Der Schwerpunkt der Veranstaltung liegt auf der Überprüfung technischer Systeme und nicht auf der Bewertung der taktischen Effizienz.

Jeder Kandidat darf zwischen zwei und vier Luftfahrzeugen mit nach Finnland bringen. Daher wird die Anzahl der in Finnland eintreffenden Flugzeuge und Mitarbeiter variieren.

Parallel zu der Testkampagne gehen die Verhandlungen mit den Anbietern weiter. Die anbieterspezifische überarbeitete Angebotsanfrage (RFQ), wurde im Oktober 2019 an die Hersteller gesendet und die Antworten müssen bis zum 31. Januar 2020 eingereicht werden. Die Anfrage für das beste und letzte Angebot (BAFO) wird den Bietern im Jahr 2020 am Ende der zweiten Phase der HX-Programmverhandlungen zugesandt. Die finnische Regierung wird 2021 über die Auftragsvergabe entscheiden. Finnland beabsichtigt insgesamt 64 Maschinen zu beschaffen.

André Forkert