Zum Stichtag 19. März, vier Wochen nach ihrer Verabschiedung im Rat für Auswärtige Angelegenheiten, veröffentlichte der Auswärtige Dienst der EU (EEAS) eine erste Bilanz der Mission EUNAVFOR Aspides. Demnach wurden 35 Handelsschiffe geschützt (‚close protection‘). Bis zum Datum der Veröffentlichung wurden acht unbemannte Luftfahrzeuge (UAV) abgeschossen, drei weitere abgewehrt. Seit Herausgabe des EEAS-Berichts wurden eine weitere Flugdrohne und ein unbemanntes Überwasserfahrzeug zerstört sowie drei Flugkörper abgefangen.
Aus dem Kriegstagebuch: drei Premieren. Am Morgen des 20. März 2024 bekämpfte die französische Fregatte „Alsace“ bei der Begleitung eines Handelsschiffes eine Huthi-Drohne, von der nach Angaben des französischen Generalstabs UAV eine direkte Gefahr ausging. Ihre Zerstörung erfolgte wider Erwarten durch den Beschuss vom Bordhubschrauber der „Alsace“ und nicht durch die Schiffsartillerie oder die Schiff-Luft-Flugkörper vom Typ Aster.
Im Wettbewerb der Hubschrauber wollte die „Hessen“ nicht nachstehen. Ihr Bordhubschrauber kam am 21. März zum Zug. Einer der Sea Lynx vernichtete ein von der Huthi-Miliz eingesetztes unbemanntes Überwasserfahrzeug. Am gleichen Tag neutralisierte die französische „Alsace“ drei aus dem Jemen abgefeuerte Flugkörper. Diese drei Interventionen sind für die jeweilige Marine im operativen Kontext beispiellos.
Die Huthi-Milizen setzen neben Drohnen auch klassische Seezielflugkörper und ballistische Land-Schiff-Flugkörper ein (anti-ship ballistic missile). Letztere haben eine vergleichsweise große Reichweite (die Reichweiten für die ballistischen Anti-Schiff Raketensysteme Asef und Tankil werden vom IISS mit einer Reichweite von 450 und 500 Kilometern angegeben) und erreichen Geschwindigkeiten im Überschallbereich. Ihre Auffassung und Bekämpfung werden zu einer besonderen Herausforderung.
Die EU-Operation Aspides wurde als eine defensive ausgelegte Reaktion auf die Bedrohungen der Schifffahrt im Roten Meer durch die Huthi-Rebellen ins Leben gerufen. Ziel der Operation ist es, die Freiheit der Seefahrt in dieser strategisch wichtigen Region zu gewährleisten und zu schützen. Die Operation, die auf der UN-Resolution 2722 und einem EU-Ratsbeschluss basiert, umfasst Beiträge von mehreren EU-Mitgliedsstaaten, darunter Deutschland, das mit der Fregatte Hessen teilnimmt. Die Mission wird von Griechenland geleitet und arbeitet eng mit anderen internationalen Kräften zusammen, um eine sichere Passage für Handelsschiffe zu ermöglichen. Kritiker weisen jedoch darauf hin, dass die Operation eine stärkere geopolitische Strategie erfordert, insbesondere im Hinblick auf den anhaltenden Konflikt in Israel und Gaza.
An Aspides sind zurzeit der italienische Zerstörer „Caio Duilio“, gleichzeitig auch Flaggschiff des Verbandes, die deutsche Fregatte „Hessen“, die französische Fregatte „Alsace“ und die griechische Fregatte „Hydra“ beteiligt. Die belgische Fregatte „Louise-Marie“ ist auf dem Weg ins Rote Meer.
Hans Uwe Mergener