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Am 21. März 2024 kam es im Fehmarnbelt zu einer auffälligen Passage dreier ostwärts laufender russischer Schiffe. Die Fregatte „Neustrashimiy“ eskortierte zwei Frachter, die „Sparta IV“ und die „Ursa Major“. Eine Bewegung, die aufgrund der Sanktionen und der aktuellen geopolitischen Lage Bedeutung erfährt.

Beide Handelsschiffe könnte man als moderne Blockadebrecher bezeichnen. „Sparta IV“ pendelte bisher auf der Route zwischen Tartus, Syrien und russischen Häfen im Schwarzen Meer. Unter ihrem vorigen Namen „Sparta III“ steht die 2009 in Wolgast gebaute „Ursa Major“ auf der Sanktionsliste der USA.

Beide Frachter wurden im Februar in Tartus beladen, wobei die Vermutung nahe liegt, dass es sich angesichts des Bestimmungshafens Noworossijsk und ihr bisheriges Einsatzmusters berücksichtigend um militärischen Nachschub handelte. Die „Sparta IV“ stand am 25. Februar nachweislich ihrer AIS-Daten vor Istanbul. Am frühen Morgen des 26. Februar drehte sie um und lief zurück Richtung Tartus. Westlich Zypern machte sie sich gemeinsam mit zwei weiteren russischen Schiffen auf den Weg in die Ostsee. Mit ihr waren das zur gleichen Reederei gehörende RoRo-Frachtschiff „Ursa Major“ sowie der Tanker „Yaz“. AIS-Signale beider Handelsschiffe belegen die Passage Kretas in Richtung Westen am 05. März 2024. Nach Open Source Intelligence wurden sie im Mittelmeer von der Fregatte „Grigorovich“ begleitet.

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AIS Daten der versuchten Bosporus-Passage der „Sparta IV“ vom Ende Februar 2024 – Screenshot Michael Nitz. Hinweis: Die gezeigte Abbildung der „Sparta IV“ ist ein Archivbild und gibt nicht den tagesaktuellen Beladungszustand wieder.

Am 20. März 2024 trafen die drei Schiffe vor Skagen mit der am Vortag aus Baltiysk eingetroffenen Fregatte „Neustrashimiy“ zusammen. Am Abend begann die Verlegung durch das Kattegat in Richtung Süden. „Sparta IV“ erreichte ihren Bestimmungshafen Baltiysk am Abend des 22. März. „Ursa Major“ befand sich gegen Mitternacht des 23. März vor St. Petersburg. „Yaz“ ebenfalls.

Während der Passage durch das dänische und deutsche Interessengebiet wurde der Verband von dem dänischen Patrouillenboot P523 und einem Boot der dänischen Heimwehr begleitet, bevor er von der Bundespolizei See /Küstenwache mit den Einsatzschiffen „Neustadt“ und „Bamberg“ und vom Minentauchereinsatzboot „Rottweil“ des 3. Minensuchgeschwader der Deutschen Marine übernommen wurde. Östlich Bornholm eskortierte eine Korvette der schwedischen Marine die drei russischen Einheiten.

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In Anbetracht, dass die russische Marine mit der Fregatte „Neustrashimiy“ eines ihrer potentesten Kampfschiffe in der Ostsee zum Schutz von zwei Frachtschiffen nach Skagen entsandte, erhärtet den Verdacht, dass an Bord der jeweils erheblich beladenen „Sparta IV“ und „Urs Major“ hochwertige und schützenswerte Waffensysteme transportiert werden.blank

Die RFS Neustrashimiy am 21. März 2024 (Foto: Michael Nitz – Naval Press Service)Was die Historie der beiden Schiffe belegt. Laut dem britischen Forschungsinstitut Royal United Services Institute for Defence and Security Studies (besser bekannt als RUSI) können im Jahr 2023 mindestens sechs Reisen der „Sparta IV“ zwischen Tartus und Novorossiysk dokumentiert werden, die der Nachführung militärischen Materials in den Schwarzmeerhafen dienten. Wie aus der Korrelation anderer Beobachtungen der Open Source Intelligence hervorgeht.

Die „Ursa Major“ wiederum machte im Dezember 2023 Schlagzeilen. Sie hatte am 14. November St. Petersburg mit einer Materiallieferung für ein Kernkraftwerk in Bangladesh verlassen. Die Regierung in Dhaka verweigerte jedoch das Einlaufen, da das Schiff unter seinem alten Namen „Sparta III“ auf der Sanktionsliste der USA stand und sie sich nicht Washingtoner Repressalien ausgesetzt sehen wollte.

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