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Frankreich wird als erster westlicher Staat im eigenen Land hergestellte Spähpanzer an die Ukraine liefern. Das sagte Staatspräsident Emmanuel Macron laut Élysée-Palast seinem ukrainischen Amtskollegen Wolodymyr Selenskyj in einem Telefonat am 4. Januar zu. Bei den Kampffahrzeugen handelt es sich um mittlere allradgetriebene, amphibische Spähpanzer vom Typ AMX-10 RC. Entwickelt vom französischen Staatsunternehmen Giat Industries in den 1970er Jahren, ist das gepanzerte Fahrzeug mit einer Bordkanone des Kalibers 105 mm und einem Gewicht von etwa 16 Tonnen wiederholt modernisiert und kampfwertgesteigert worden. Wann und wie viele AMX-10 RC an die Ukraine geliefert werden sollen, ist bisher nicht öffentlich bekannt.

Ob die Entscheidung Macrons sich zu einem „Dammbruch“ in Bezug auf die Lieferung westlicher Panzer an die Ukraine entwickelt, wird sich noch erweisen müssen. Tatsache ist in jedem Fall, dass der Materialverschleiß nach mehr als zehn Monaten Krieg auf beiden kriegführenden Seiten enorm hoch ist, wobei natürlich Russland viel mehr Reserven an strategischen Ressourcen hat als die Ukraine.

Vor diesem Hintergrund hat Selenskyj sicherlich gerne die Zusage Macrons vernommen, dass Frankreich auch weiterhin „unerschütterlich“ die Ukraine dabei unterstützen werde, „ihre volle Souveränität und territoriale Integrität“ zurückzuerlangen. Außerdem verurteilte das französische Staatsoberhaupt die wahllose Bombardierung ziviler Infrastruktur in der Ukraine durch den russischen Aggressor mit aller Entschiedenheit.

Schließlich hat Macron gegenüber seinem ukrainischen Amtskollegen seine Unterstützung für dessen Zehn-Punkte-Friedensplan erneuert. Bereits am 29. März soll in Istanbul bei ukrainisch-russischen Gesprächen von einem Zehn-Punkte-Plan die Rede gewesen sein. Auch in der Videoansprache des ukrainischen Präsidenten am 15. November beim G20-Gipfel auf Bali ist ein Zehn-Punkte-Plan zur Sprache gekommen. Schließlich erwähnte Selenskyj in seiner historischen Rede vor beiden Kammern des US-Kongresses in Washington am 21. Dezember einen entsprechenden Friedensplan.

Noch am selben Tag des Telefonats mit Macron am 4. Januar sagte der ukrainische Präsident in seiner nächtlichen Videobotschaft: „Wir werden mehr Panzerfahrzeuge erhalten, einschließlich Radpanzer aus französischer Produktion. Das ist etwas, das ein klares Signal an all unsere anderen Partner sendet: Es gibt keinen rationalen Grund, warum die Ukraine bisher noch nicht mit westlichen Panzern beliefert worden ist.“ Hierbei dürfte er in erster Linie an den deutschen Bundeskanzler gedacht haben. Schließlich, so Selenskyj weiter, gehe es nicht nur um die „Sicherheit für alle Ukrainer“, sondern auch um „Frieden für alle Europäer“.

Gerd Portugall