Print Friendly, PDF & Email

Im Golf von Oman findet zurzeit das Marinemanöver „Maritimer Sicherheitsgurt 2024“ statt, Teilnehmer sollen bis zu zwanzig chinesische, russische und iranische Marineeinheiten sein. Die Übung begann am 11. März in Tschabahar, Iran, wo sie auch am 15. März ihr Ende findet.

Die russische Pazifikflotte stellt ihr Flaggschiff, den Kreuzer der Slava Klasse „Warjag“ sowie die Fregatte „Marschall Shaposhnikov“. Beide verließen am 22. Januar 2024 Wladiwostok zu einer in der russischen Marine üblichen Langstreckenerprobung, eine andere Deklarierung einer Auslandsausbildungsreise.

blank
Ein chinesischer Einsatzgruppenversorger (Foto: mil.ru)

Auf chinesischer Seite beteiligt sich die 45. Eskort-Einsatzgruppe vor ihrer Heimreise an dem Seemanöver der ‚Achse der Unordnung‘ (wie das Washingtoner Global Taiwan Institute die drei Teilnehmerstaaten bezeichnet). Der Lenkwaffenzerstörer „Urumqi“, die Fregatte „Linyi“ und der Einsatzgruppenversorger „Dongpinghu“ befinden sich seit dem 2. Oktober 2023 in der Arabischen See und dem Golf von Aden. Ihre Ablösung, die 46. Eskorte-Einsatzgruppe ist bereits vor Ort.

Über die iranischen Teilnehmer wurden keine Angaben gemacht. Dem russischen Verteidigungsministerium zufolge beteiligt sich Teheran mit mehr als zehn schwimmenden Einheiten und drei Hubschraubern. Aus Aserbaidschan, Kasachstan, Oman, Pakistan und Südafrika werden Beobachter vor Ort sein.

blank
Einsatz russischer Bordhubschrauber während „Maritimer Sicherheitsgurt 2024“ (Foto: mil.ru)

In der Übung werden Basics in der Zusammenarbeit von Marineeinheiten geübt sowie taktisch-operative Erfahrungen ausgetauscht. Auf dem Zeitplan stehen unter anderem Seezielschießen, Fliegerabwehrübungen, Übungen mit Helikoptern sowie Suche und Rettung (SAR).

blank
Ein iranischer Marinehubschrauber (Foto: mil.ru)

China, Iran und Russland haben in den letzten Jahren mehrfach Marineübungen abgehalten. Die Übung „Maritimer Sicherheitsgurt“ wurde erstmals 2018 ausgetragen. Im vergangenen Jahr nahm die Zirkon-tragende Fregatte „Admiral Gorshkov“ am „Maritimer Sicherheitsgurt 2023“ teil (wir berichteten).

Interessant ist die unterschiedliche Darstellung der Übungsziele der diesjährigen Auflage. In der russischen Diktion wird davon gesprochen, die Sicherheit maritimer Wirtschaftsaktivitäten zu gewährleisten. Dazu einigermaßen kongruent beschreiben iranische Staatsmedien das Ziel der Übung, das unter anderem darin bestehe, „die Sicherheit des internationalen Seehandels zu stärken und Piraterie und Terrorismus auf See zu bekämpfen“. China rückt das Manöver vor den Hintergrund des ausufernden bewaffneten Konflikts im Roten Meer.

Aktueller könnte der Übungsplan vom 13. März nicht sein: die Befreiung eines von Piraten beschlagnahmten Schiffes mit Hubschraubern und Interventionsteams steht auf dem Programm (Angabe des russischen Verteidigungsministeriums).

Im größeren Kontext wird der „Maritime Sicherheitsgurt 24“ zur Allegorie für Konstellationen. Kooperationen zwischen Marinen sind Ausdruck staatlicher Verständigung. Somit gilt auch hier, dass die von der westlichen Staatengemeinschaft erhoffte Isolierung Moskaus infolge der völkerrechtswidrigen Invasion in die Ukraine im globalen Süden nicht die erwarteten Früchte trägt. Soweit bekannt, besuchte die kleine Schlaggruppe „Warjag“- „Marschall Shaposhnikov“ auf ihrem Weg bisher Sri Lanka und Indien. Der Kreuzer war auch Ausstellungsstück auf der DIMDEX, Doha International Maritime Defence Exhibition & Conference.

Moskau und Peking nutzen die Entsendung von Marineeinheiten als Mittel strategischer Kommunikation. Wie vor einem Jahr die Reise der „Admiral Gorshkov“ ist auch diese Langstreckenerprobung für den Kreml nicht nur eine Waffenschau und Demonstration von Stärke. Sie ist der vorgebliche Beweis, dass Russland imstande ist, trotz der Belastung seiner Streitkräfte und seiner Wirtschaft, seine internationalen militärischen Beziehungen aufrecht zu erhalten. Peking demonstriert, dass es seine eigenen Ziele und Interessen verfolgt, dabei wenig wählerisch mit Partnern ist und seine Regeln selbst bestimmt.

Hans Uwe Mergener