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Im Rahmen seiner Skandinavien-Reise hat der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius diese Woche unter anderem den nördlichsten NATO-Verbündeten in Europe besucht: Norwegen. Erste Etappe dort waren die Gemeinde Kirkenes an der Barentssee und die Grenzschutzstation am zugefrorenen Fluss Pasvik im äußersten Nordosten. Am anderen Ufer beginnt Russland. Norwegen und das größte Land der Erde teilen eine gemeinsame Landesgrenze von rund 200 Kilometern. Zwischen April 2010 und Februar 2022 konnten die Norweger und Russen, die in einer 30-Kilometer-Zone wohnten, die Grenze noch ohne Visum überqueren. Dann begann der russische Überfall auf die Ukraine. Seitdem ist der Kalte Krieg auch in diese entlegene Region zurückgekehrt.

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Der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius (im Bundeswehr-Parka) und sein norwegischer Amtskollege Bjørn Arild Gram (rechts neben ihm) bekommen eine Einweisung in die Übung „Nordic Response 2004“.
Foto: PIZ Heer, Schulze

Russische Drohkulisse

Ein wesentlicher Teil der militärischen Macht Russlands, so der deutsche Minister in der Grenzstation, sei im Norden versammelt: „Hier gehen die Verkehre durch, hier kreuzen die U-Boote. Hier kommt vieles zusammen, wovon wir in Mitteleuropa nur wenig mitbekommen.“ 150 Kilometer Luftlinie von Kirkenes entfernt befinden sich die wichtigsten Stützpunkte der russischen Nordflotte, Murmansk sowie das 20 Kilometer nördlicher gelegene Seweromorsk.

Jenseits der Grenze, so der Pistorius begleitende norwegische Verteidigungsminister Bjørn Arild Gram, befänden sich Truppen von signifikanter Stärke, auch hybride Bedrohungen stünden weit oben auf der Agenda. Allein 9.000 Kilometer Gasleitungen lägen in den norwegischen Hoheitsgewässern. „Diese sind wichtig für uns, aber auch für die Energieversorgung Europas“, so der Ressortchef aus Oslo. In diesem Zusammenhang betonte Pistorius: „Skandinavien ist von entscheidender Bedeutung für die Sicherheit in der Ostsee und in der arktischen Region.“ Deshalb sei Deutschland bereit, sich stärker in der Region zu engagieren.

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Ein Soldat der norwegischen Spezialkräfte springt im freien Fall aus einem deutschen Airbus A400M.
(Foto: Bundeswehr, Miriam Altfelder)

An der Grenzstation traf sich Pistorius mit Soldatinnen und Soldaten der „Arctic Ranger“-Kompanie als Teil des Jäger-Bataillons GSV der norwegischen Streitkräfte. Unter den „Arctic Rangers“ befinden sich zahlreiche Wehrdienstleistende. „Die Wehrdienstleistenden“, so Pistorius, „versehen ihren Dienst mit großer Leidenschaft.“ Das Thema Wehrpflicht müsse auch in Deutschland debattiert werden, so der Minister.

Nordic Response 2024

Einen Tag später machten sich der deutsche Verteidigungsminister und sein norwegischer Amtskollege 1.200 Kilometer nördlich der Hauptstadt Oslo bei der Stadt Alta persönlich ein Bild über den Beginn des Manövers „Nordic Response 2024“. Hier üben als Teil des deutschen Kontingents von 1.500 Soldaten unter anderem die 700 Gebirgsjäger aus dem bayerischen Mittenwald bis zum 14. März nördlich des Polarkreises die Verteidigungsbereitschaft unter arktischen Bedingungen. Insgesamt nehmen rund 20.000 Soldaten aus 13 NATO-Staaten – darunter auch die jüngsten Mitglieder Finnland und Schweden – an dem Manöver teil.

Dr. Gerd Portugall