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Pünktlich vor der Übernahme der Führungsverantwortung Deutschlands für die als NATO-Speerspitze bekannte Very High Readiness Joint Task Force (VJTF) am 1. Januar 2023 hat die BWI den Teilbereich Heer der VJTF mit einem neuen Battle Management System (BMS) ausgestattet. Mit diesem ist die digitale vernetzte Gefechtsführung auf nationaler und Bündnisebene möglich. Und das nächste Großprojekt läuft bereits: Auch für die Einführung des BMS jenseits der VJTF-Brigade übernimmt die BWI die IT-Serviceentwicklung.

2023 fungiert Deutschland als „Lead Nation“ für die Speerspitze der schnellen NATO-Eingreiftruppe VJTF. Hierfür spielt auch Digitalisierung eine große Rolle. 2020 erhielt die BWI daher den Auftrag, die bei VJTF eingesetzten Fahrzeuge der Bundeswehr mit einem modernen Battle Management System auszustatten. Das BMS ist als streitkräftegemeinsame Technologie ein zentraler Bestandteil bei der Digitalisierung landbasierter Operationen. Das System sorgt dafür, dass die Bundeswehr aktuelle Lagebilder in Echtzeit darstellen und Informationen in Einsätzen digital, interoperabel und ohne Medienbrüche zwischen Gefechtsständen, Einheiten und Verbündeten austauschen kann. Die dazu notwendige Software, SitaWare Headquarters und SitaWare Frontline des dänischen Anbieters Systematic, wird bereits von mehr als 50 Nationen weltweit genutzt.

Die BWI entwickelte die erforderlichen IT-Services im Bereich Client und Server und setzte den Rollout der Software für mehr als 800 Fahrzeuge – vom Leopard-2-Panzer bis zum Aufklärungsfahrzeug Fennek – erfolgreich um.

Kooperativer IT-Betrieb und autarkiefähige Systeme

Ein Novum: Das BMS betreiben BWI und Bundeswehr gemeinsam. Sie teilen sich kooperativ den Betrieb und gemäß ihrer Expertise alle Aufgaben von der Entwicklung über das Testen bis hin zum IT-Support. Und noch etwas ist neu: Die von der BWI gemanagten Rechner der zivilen Bundeswehr-IT waren bisher stets mit einem BWI-Rechenzentrum verbunden. Darauf ist die gesamte IT-Architektur ausgerichtet. Ein Leopard 2 muss jedoch ohne Netzzugang laufen. Mehr als eine Funkverbindung zu anderen Fahrzeugen im Feld gibt es nicht. Zum ersten Mal ging es also bei der Arbeit der BWI darum, Autarkiefähigkeit sicherzustellen.

Das Projekt hat zudem die Grundlagen für ein wesentlich umfassenderes Vorhaben gelegt: In den nächsten Jahren soll der gesamte Führungsverbund Land (FüVbuLa), also neben dem Heer auch Streitkräftebasis, Sanitätsdienst und Teile der Luftwaffe, mit dem BMS ausgestattet werden. Die BWI ist mit der Serviceentwicklung beauftragt. Der Auftrag umfasst rund 10.000 Clients.

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Voll vernetzt im Einsatzfahrzeug: Ein Battle Management System hebt die digitale Gefechtsführung auf ein neues Level (Foto: Bundeswehr/Marco Dorow)

Partnerschaftliche Umsetzung für den Führungsverbund Land

Bei der Realisierung arbeiten BWI und Bundeswehr ebenfalls Hand in Hand: Die Rechner kommen von der Bundeswehr, die BWI entwickelt und installiert die Software-Releases für die Fahrzeuge. Die Anpassung an die Fahrzeugsensorik und das Nutzerverhalten der Soldaten stehen im Zentrum der Releaseentwicklung. Die Administratorinnen und Administratoren der Streitkräfte konfigurieren die Systeme vor Ort, um sie an die verbaute Hardware in den Fahrzeugen anzupassen, die BWI kommt zur Betriebsübernahme dazu.

Das kooperative Betriebsmodell zwischen Bundeswehr und BWI kommt dabei voll zum Tragen: Über das Deployment entlang der einzelnen Verbände entscheidet die Betriebsorganisation der Bundeswehr, das Problemmanagement und das Testing laufen gemeinsam.

Mit der Serviceentwicklung für den FüVbuLa trägt die BWI entscheidend dazu bei, die digitale vernetzte Gefechtsführung auf ein neues Level zu heben. Führungsentscheidungen können dank des BMS schneller, präziser und einfacher getroffen werden und die Bundeswehr wird in die Lage versetzt, Führungsfähigkeit im multinationalen Kontext sicherstellen zu können – passend zum Gefechtsfeld von morgen, für eine effektive Landes- und Bündnisverteidigung.

Anita Ivankovic, Associate Project Director Military IT, BWI