Spanien sucht nach Technologien, um die Kampfkraft der Panzertruppe bedrohungsgerecht zu erhalten. Zu einer Informationsveranstaltung in der Polytechnischen Universität Madrid trafen sich Vertreter internationaler und nationaler Panzerbauer sowie Projektleiter für Landsysteme der spanischen Streitkräfte und Vertreter aus dem Verteidigungsministerium und der Nutzer.
Den Auftakt machte eine Darstellung der Fähigkeitsforderungen und Randbedingungen für das deutsch-/französische Main Ground Combat System (MGCS) mit Ausblicken auf technologische Lösungen. Anschließend stellte Rheinmetall den Kampfpanzer Panther KF 51 vor, der in Ungarn zur Serienreife entwickelt wird und der kürzlich von Italien als Ersatz für den Kampfpanzer Ariette ausgewählt wurde. KNDS Deutschland stellte u.a. den Kampfpanzer Leopard A8 vor, der ab dem nächsten Jahr an Deutschland und später an Norwegen, Tschechien, Litauen, die Niederlande und voraussichtlich Kroatien ausgeliefert werden soll. Der A8 gehört in die Entwicklungslinie, die das deutsch-französische KNDS bis zum MGCS plant.
Beide Panzer kommen aus der Tradition des Leopard 2. Zahlreiche Komponenten werden verwendet, ergänzt durch neu entwickelte Teilsysteme. Im Grunde sind beide Neubauten.
Die spanische Industrie zeigte auf, in welchem Maße sie vor allem durch Entwicklung und Produktion von Komponenten zum zukünftigen Landsystemen beitragen kann. Erfahrungen aus dem Lizenzbau von Leopard 2E durch GDELS mit Beteiligung der spanischen Industrie und aus dem Bau von anderen Kampffahrzeugen liegen vor. Außerdem beteiligen sich spanische Unternehmen an den europäischen Kampfpanzerprogrammen MARTE (Main Armoured Tank of Europe)und FMBTech (Future Main Battle Tank Technology), in denen in den nächsten drei Jahren Zukunftstechnologien für Kampfpanzer entwickelt werden.
Verantwortliche aus der Dirección de Doctrina, Orgánica y Materiales (DIDOM), die zum spanischen Verteidigungsministerium gehört, erläuterten den Bedarf der Streitkräfte und stellten mögliche Wege zur Erhaltung der Kampfkraft vor. Ziel ist demnach die Beteiligung am MGCS-Programm. Wann und zu welchen Bedingungen ein Einstieg erfolgen kann, blieb unklar. Soweit bekannt, soll das MGCS zunächst bilateral zu Ende entwickelt werden, bevor weitere Partner (gestaltend) einbezogen werden.
Auf dem Weg dahin will Spanien seine Streitkräfte mit einem Panzer ausstatten, der dem Leopard 2 A8-Standard entspricht. Panzerung, Feuerleitsystem und Kommunikationssystem sollen ebenso überarbeitet werden wie Laufwerk und Getriebe. Die Bordkanone soll durch das L55A1-Rohr leistungsgesteigert werden. Im Fokus steht auch ein aktives Schutzsystem. Ausgangspunkt für den kampfwertgesteigerten spanischen Leopard 2 ist der eingeführte A6.
Umfangreiche Umbauten sind erforderlich, um die spanischen Leopard 2 auf den A8-Standard zu heben. Diese müssten in Kürze in Auftrag gegeben werden, damit die Zwischenlösung rechtzeitig auf dem Hof steht. Als optimistisches Zieldatum für das MGCS, das die Zwischenlösung ersetzen soll, wurde 2040 genannt. Nach hiesiger Kenntnis werden erste Exemplare des MGCS erst etwa zehn Jahre später in die Truppe kommen. Spanien wird kaum der erste Nutzer von MGCS werden.
Gerhard Heiming