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Polen will in dieser Woche mehr als tausend Schützenpanzer Borsuk (auf deutsch: Dachs) bei dem Panzerbauer Huta Stalowa Wola (HSW) bestellen, wie der stellvertretende Ministerpräsident und Verteidigungsminister, Mariusz Błaszczak, angekündigt hat. Experten schätzen, dass das Beschaffungsvolumen zehn Milliarden Euro übersteigen wird. Die Serienproduktion könnte zum Jahreswechsel 2023/2024 beginnen.

Nach acht Jahren Entwicklung durchläuft der NBWP (Nowego Pływającego Bojowego Wozu Piechoty, übersetzt: Neues amphibisches Infanterie-Kampffahrzeug) Borsuk zurzeit abschließende Qualifikationstests in den Streitkräften, die im Laufe des Jahres beendet werden sollen.

Der 28 Tonnen schwere Borsuk wird von einem MTU 8V199 TE20 Dieselmotor mit 530 kW in Verbindung mit einem Perkins X300-Automatikgetriebe  angetrieben und erreicht auf der Straße eine Höchstgeschwindigkeit von 65 km/h. Im Wasser wird er von zwei schwenkbaren Strahldüsen auf bis zu acht km/h beschleunigt. Das Sechs-Rollen-Laufwerk ist hydropneumatisch gefedert.

Die Wanne ist inoffiziellen Angaben zufolge mit Schichtpanzerung gegen ballistische Bedrohungen vorn bis Level 4 nach STANAG 4569 und an den Seiten sowie hinten bis Level 3 geschützt. Schutz gegen Minen sei bis Level 3 bzw. 3a realisiert. Der unbemannte Turm und außenliegende Geräteteile seien passiv gemäß Level 2 bzw. 3 geschützt sowie mit dem aktiven Lasererkennungssystem Obra-3, das automatisch Nebelgranaten verschießen kann (soft kill). In der Wanne finden neben der dreiköpfigen Besatzung (Kommandant, Richtschütze, Kraftfahrer) bis zu sechs Soldaten mit infanteristischer Ausrüstung Platz.

Hauptwaffe im ferngesteuerten ZSSW-30-Turm ist eine Maschinenkanone 30mm-Mk44S Bushmaster II, ergänzt durch ein koaxiales 7,62mm-Maschinengewehr. Mit einem Höhenrichtbereich von -9 bis +60 Grad können sowohl Boden- als auch Luftziele bekämpft werden. Auf der rechten Turmseite ist ein Starter für zwei Panzerabwehrlenkraketen Spike LR angebracht. Die Reichweite geht bis vier Kilometer, im Automatik-Modus bis 4,5 km.

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Borsuk, the future infantry fighting vehicle for the Polish army, in the configuration for the 2022 test campaign (Photo: PD Matthew Foster)

Kommandant und Richtschütze stehen für die Aufklärung Tag- und Nachtoptiken neuester Bauart zur Verfügung, mit denen Zielerkennung in bis zu fünf Kilometern Entfernung möglich sein soll. Mit Laserentfernungsmessern können beide Ziele bis zehn Kilometer Entfernung auf mindestens fünf Meter genau anmessen. Das Feuerleitsystem bietet Jäger-Killer- sowie Killer-Killer-Fähigkeiten. Ein Autotracker kann zur Automatisierung des Feuervorgangs genutzt werden. Der Turm ist mit einem optischen Notvisier ausgestattet, das unabhängig vom Feuerleitsystem funktioniert.

Bei HSW stehen demnächst vier seriennahe Prototypen in den Varianten Schützenpanzer (drei) und Führungsfahrzeug zur Auslieferung bereit.

Der Gesamtbedarf an Schützenpanzern für das polnische Heer wird auf über 1.500 Fahrzeuge geschätzt. Dazu gehören weitere Varianten wie Aufklärungs-, Unterstützungs- und Bergefahrzeuge.

Über den Zeitplan gibt es noch keine Informationen. Allerdings sollen die Borsuk als erstes zusammen mit den Kampfpanzern K2 Black Panther in der 15. mechanisierten Brigade eingesetzt werden, von denen die ersten schon Im Dezember 2022 ausgeliefert sind. Polen hat in der Vergangenheit stets Wert auf hohes Beschaffungstempo gelegt. Daher kann man vermuten, dass die Auslieferung der Schützenpanzer Borsuk 2024 beginnen wird, unter der Voraussetzung, dass der Beschaffungsvertrag, wie angekündigt, in dieser Woche abgeschlossen wird.

Editors / gwh