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Zwei Tage nach der Ankündigung von Bundeskanzler Olaf Scholz, 14 Kampfpanzer Leopard 2A6 an die Ukraine aus Bundeswehrbeständen abzugeben, hat das BMVg das Beschaffungsamt BAAINBw beauftragt, die Wiederbeschaffung der abzugebenden Kampfpanzer umzusetzen. Dies geht aus der Antwort des Parlamentarischen Staatssekretärs beim Bundesminister der Verteidigung, Thomas Hitschler, vom 16. Februar 2023 auf eine schriftliche Anfrage von Ingo Gädechens (CDU) hervor.

Gädechens, Mitglied im Haushaltsausschuss und Berichterstatter für Verteidigungsangelegenheiten, hatte gefragt, wie viele Kampfpanzer Leopard 2 die die Bundesregierung im Zuge der Abgabe an die Ukraine nachzubeschaffen plane. Dazu hatte er um Angabe der zeitlichen Meilensteine für den Beginn des Beschaffungsprozesses, den Abschuss des Beschaffungsvertrages sowie des Zulaufs des ersten sowie des letzten beschafften Kampfpanzers gebeten.

Wie Hitschler weiter ausführte, wird die Leistungsbeschreibung derzeit finalisiert. Im März solle der Auftragnehmer zum Angebot aufgefordert werden. Der Abschluss eines Beschaffungsvertrages werde umgehend nach der parlamentarischen Billigung der erforderlichen 25-Mio-Euro-Vorlage geplant. Die Zeitlinien zur Auslieferung ergeben sich in Abhängigkeit des zu verhandelnden Vertrages, so Hitschler.

Das Volumen des Beschaffungsvertrag wird im mittleren dreistelligen Millionen Euro-Bereich erwartet. Dafür könnten Finanzmittel aus dem Ertüchtigungstitel Ukraine im Einzelplan 60 eingesetzt werden. Das setzt voraus, dass mit dem Auswärtigen Amt und Bundesfinanzministerium das Einvernehmen über Zweckbestimmung und Höhe der Ausgaben hergestellt wird.

Wenn die Vertragsverhandlungen und die erforderlichen interministeriellen Abstimmungen sowie die parlamentarische Billigung schnell genug ablaufen, könnte der Vertrag noch im zweiten Quartal abgeschlossen werden. Das lässt noch keine Rückschlüsse auf mögliche Liefertermine zu.

Bekanntlich hat KMW Lieferaufträge für Ungarn (44 Kampfpanzer) und Norwegen (54) erhalten. Die Produktion für die ungarischen Panzer hat bereits begonnen. Setzt man diese Aufträge mit den veröffentlichten Lieferterminen in Beziehung, ergibt sich daraus eine durchschnittliche Auslastung von zehn Kampfpanzern pro Jahr.

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Will the Leopard 2A7A1 be the successor to the 14 Leopard 2A6 main battle tanks surrendered to Ukraine? (Photo: KMW)

Ralf Ketzel, CEO von KMW, hat in Interviews erklärt, der Vorlauf bis zum Produktionsbeginn eines Panzers betrage etwa ein Jahr, das Hochfahren der Produktion im Fall einer Großbestellung dauere ein bis zwei Jahre. Damit könnten die ersten neuen Leopard 2 – womöglich in der Version A7A1 mit dem aktiven Schutzsystem Trophy – im Zeitraum 2025 bis 2027 zulaufen.

Die Zeit bis zum Anlaufen der Neuproduktion könnte die Bundeswehr nutzen, die restlichen A5 und A6 auf den Standard A7A1 nachzurüsten. Je nach Kapazität der Unternehmen ist auch denkbar, dass die laufenden Nachrüstungen (A6A3, A7A1), deren Abschluss derzeit bis 2025 vereinbart ist, beschleunigt werden. Damit würden die Fertigungslinien früher für den Start von Neuproduktionen zur Verfügung stehen.

Für das Deutsche Heer ergäbe sich aus einem solchen Vorgehen die Chance, etwa ab 2027 in allen Panzerbataillonen über Kampfpanzer mit nahezu identischer Technologie zu verfügen. Das ist der Zeitpunkt, zu dem die Bundeswehr der NATO zwei Panzerdivisionen zugesagt hat.

Gerhard Heiming