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Anfang Juli 1526 traf in der Nähe der italienischen Stadt Marignano der Florentiner „Politikberater“ Niccolò Machiavelli auf den damals berühmten Heerführer Giovanni delle Bande Nere. Machiavelli, heute noch nahezu sprichwörtlich durch sein Werk „Der Fürst“, verfasste auch militärtheoretische Texte. In jenen erläuterte er, wie Truppen aufzustellen und zu führen sind. Die hitzige Diskussion zwischen Heerführer und Theoretiker zu diesem Thema wurde abgebrochen mit der Aufforderung an Machiavelli, sein Wissen doch anzuwenden und die Florentiner Truppen, die vor Ort lagen, zu führen. Diese Herausforderung nahm Machiavelli an. In den folgenden zwei Stunden in sengender Hitze, so berichtet eine Quelle, versuchte Machiavelli, die Truppe nach seinem Willen zu führen. Doch mehr als der Anschein eines unkoordinierten Haufens gelang ihm nicht. Der Heerführer, das Drama beobachtend und langsam hungrig, entließ Machiavelli aus der Verantwortung, wandte sich der Truppe zu und gab einige der eingeübten Formationsbefehle durch akustische Signale der Trommler. Innerhalb weniger Augenblicke nahmen die Truppen die gewünschte Formation in tadelloser Disziplin ein und ließen sich, sehr zur Schmach Machiavellis, vom Feld führen.

Diese historische Anekdote beschreibt dieselbe Herausforderung, die auch heute zeitgemäßer Beantwortung bedarf: Wie kann das Führen von Truppen im Gefecht beschrieben werden, ohne sich dabei in theorielastigen Abhandlungen auf Kosten der praktischen Umsetzbarkeit zu verlieren? Wie soll man aber dennoch die Komplexität und Kunstfertigkeit des Zusammenspiels militärischer Mittel weitergeben? Truppenführung ist eines nicht: einfach oder beliebig. Und vor allem: Welche Qualitäten muss ein Truppenführer ausprägen?

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