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Die Transporthubschrauber NH90 TTH des Heeres werden mit einem neuen Selbstschutzsystem (Electronic Warfare System, EWS) ausgestattet. In einem ersten Schritt wurde der deutsche Sensorspezialist Hensoldt mit der Musterintegration seines Schutzsystems AMPS (Airborne Missile Protection System) in eine NH90 TTH und der anschließenden Qualifikation beauftragt, wie das Unternehmen mitteilt. Für die Realisierung und die ergänzenden Verträge wurde ein Finanzbedarf von 116 Millionen Euro angemeldet.

Aus dem Rüstungsbericht II/2021 des BMVg  geht hervor, dass die Erneuerung des EWS im Rahmen des TTH-Upgrade-Programm THOR (TTH Operational Revision) erfolgt, das eine Vielzahl von Maßnahmen zum Fähigkeitserhalt und zur Fähigkeitserweiterung enthält, um den NH90 TTH an die aktuellen und mittelfristig zu erwartenden Bedrohungslagen und Einsatzerfordernisse anzupassen. Hierzu gehören neben des EWS die Anpassung von Avionik-Fähigkeiten und einer neuen Anlage für die Satellitenkommunikation (SatCom).

AMPS sei ein Schutzsystem, das relevante Raketen-, Laser- und Radar-Bedrohungen erkenne und gezielte Gegenmaßnahmen automatisch einleite, beschreibt Hensoldt sein System. In der Basisvariante erkenne AMPS den Abgasstrahl herannahender Flugkörper, löse automatisch Täuschkörper aus und störe damit effektiv den Zielsuchkopf des Flugkörpers. Aufgrund seines modularen Aufbaus sei AMPS erweiterbar mit Lasersensoren, Radarwarnsensoren oder Laser-Gegenmaßnahmen.

Die Hensoldt-Lösung AMPS, besteht nach Angaben des Herstellers aus dem Missile Launch Detection Sensor MILDS Block2, dem Passiv-Laserwarner ALTAS-2QB, dem so genannten Kalaetron, der AMPS Control und Display Unit ACDU. Vervollständigt wird das Schutzsystem durch ein Counter Measure Dispenser System.

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Erstmals kommt dabei der Radarwarner Kalaetron zum Einsatz, der Hensoldt zufolge im Juni 2020 bei der Wehrtechnischen Dienststelle 81 an Bord einer CH-53 die geforderte Leistung nachweisen konnte. Der Kalaetron-Radarwarner entdecke und identifiziere Bedrohungen aufgrund seiner voll digitalen Auslegung in einem großen Frequenzbereich sehr schnell und mit einer außerordentlich niedrigen Falschalarmrate.

AMPS bietet danach laut Hersteller einen umfassenden Schutz für Flugzeuge und Hubschrauber auch gegen modernste Flugabwehrwaffen und integrierte Luftverteidigungssysteme. Das System weise darüber hinaus  Aufwuchspotenzial gegen zukünftige Bedrohungen auf.

Nach der Integrationsphase und der erfolgreichen Qualifizierung soll die Serieneinrüstung der Schutzsysteme im Rahmen des Projekts THOR (TTH Operational Revision Program) ab 2025 beginnen. Die Bundeswehr will 100 Gerätesätze des Electronic-Warfare-Systems beschaffen und in 80 operationell verwendete Hubschrauber einrüsten lassen. Zusammen mit der Beschaffung und Einrüstung des SatCom-Systems beläuft sich der Finanzbedarf auf 760 Millionen Euro, die nach einer weiteren 25-Mio-Euro-Vorlage bereitgestellt werden sollen.

Redaktion / gwh