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(Heavy Armoured Capability Systems, HACS) durch neue Fahrzeuge zu ersetzen. So werden im australischen Heer ab 2024 die vorhandenen 59 Kampfpanzer M1A1 Abrams durch die neue Version M1A2 SEPv3 abgelöst. Der australische Verteidigungsminister Peter Dutton hat bekanntgegeben, dass für das Projekt „Main Battle Tank Upgrade“, das im Rahmen des Rüstungsprogramms Land 907 Phase 2 realisiert wird, und das damit verbundene „Combat Engineering Vehicle“ (Land 8160 Phase 1) insgesamt 3,5 Milliarden australische Dollar (rund 2,51 Milliarden US-Dollar) investiert werden sollen. Darin enthalten sind auch die Anteile, die auf die australische Industrie entfallen.

Das australische Heer war von 1976 bis 2007 mit Kampfpanzern Leopard 1 AS1 ausgestattet. Als diese am Ende ihrer Nutzungsdauer ersetzt werden mussten, konnte sich der M1A1 Abrams im Wettbewerb gegen den Leopard 2 durchsetzen.

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Kampfpanzer M1 des australischen Heeres, Quelle: MoD Australia

Im April 2021 hatte die US-Regierung im FMS-Verfahren zugestimmt, in dessen Rahmen Australien für einen Gegenwert von 1,7 Milliarden US-Dollar (1,5 Milliarden Euro) 160 Panzerstrukturen einschließlich Wannen sowie sechs Bergepanzer M88A2 Hercules und 122 AGT-Gasturbinen erwerben kann. Die Hauptauftragnehmer General Dynamics, BAE Systems, Leonardo DRS, und Honeywell Aerospace sollen Teilbausätze für die M1-basierten Fahrzeuge liefern, die in Australien durch die nationale Industrie ergänzt und zu einsatzfähigen Kampffahrzeugen montiert werden sollen.

Australien plant damit den Bau von 75 Kampfpanzern M1A2 SEPv3 Abrams (16 Panzer mehr, als bisher im Bestand), 29 Minenräumpanzern M1150 und 18 Brückenlegepanzern M1074. Mit den sechs M88A2 wird der Bestand an Bergepanzern auf 13 ergänzt.

Der M1A2 SEPv3 ist die modernste Version des 1981 bei der U.S. Army eingeführten Kampfpanzers. Zurzeit wird die U.S. Army mit bis zu 1.500 Panzern dieser neuen Version ausgerüstet. Polen erhält im Laufe des Jahres die ersten Panzer diesen Standards.

Die Leistungssteigerung betrifft alle Kernbereiche gepanzerter Fahrzeuge: Führung, Feuerkraft, Schutz und Mobilität mit dem Ziel, gleichzeitig die Überlebensfähigkeit der Besatzungen und die Effizienz des Systems (lethality) zu erhöhen. Ferner war es ein Ziel, erneut Raum für Aufwuchspotential zu schaffen. Insofern wird die auch M1A2C bezeichnete Version die Basisversion für zukünftige Leistungssteigerungen.

Während die 120-mm-Kanone L/44 (von Rheinmetall) unverändert blieb, wurde die Feuerleitanlage für moderne Munition (z.B. tempierbare Munition) erweitert und kann auch für zukünftige Munition genutzt werden. Die fernbedienbare Waffenstation ist in der Höhe geschrumpft, um die Silhouette des Panzers zu verbessern.

Wichtigstes Element für die Aufklärung ist der neue Forward Looking Infrared imaging sensor (FLIR) der 3. Generation. Mit höherer Auflösung und digitaler Bildverarbeitung ermöglicht das System die Erkennung feindlicher Signaturen auf größere Entfernung auch bei Regen, Staub oder Nebel.

Um den zunehmenden Energiehunger elektrischer Geräte aller Art zu stillen, wurde ein Stromerzeuger (Auxiliary Power Unit, APU) eingebaut, der – bei stehendem Haupttriebwerk – genügend Energie liefert, um alle elektrischen/elektronischen Geräte zu betreiben (silent watch). Die APU entlastet auch die Turbine des Haupttriebwerks, die bekanntlich im Niedriglastbereich besonders unwirtschaftlich ist.

Der Zustand der Geräte wird dauernd überwacht und in einem Vehicle Health Management System (VHMS) zusammengeführt, damit die Instandhaltung vorbeugend und vorausschauend geplant werden kann. In allen Bereichen wird der Einsatz schnell auswechselbarer Module (Line Replaceable Modules, LRM) forciert, die Diagnose und Austausch beschleunigen und die Dauer der Betriebsunterbrechung durch Instandsetzung reduzieren.

Beim verbesserten Schutz werden neue passive Elemente (z.T. mit abgereichertem Uran) verwendet. (Behelfsmäßige) Sprengladungen können effektiver abgewehrt werden. Halterungen für die Aufnahme von reaktiver Panzerung (Abrams Reactive Armor Tiles, ARAT) und für das Aktive Schutzsysteme Trophy sind vorhanden.

Der Minenräumpanzer M1150 Assault Breacher Vehicle (AVB) ist auf dem Chassis des M1 Abrams aufgebaut und mit einem Minenpflug sowie Minenräumraketen ausgestattet. Der 4,5 m breite Minenpflug wird vor dem Fahrzeug durch das zu räumende Gebiet geschoben und wird dabei von drei Kufen geführt. Die Minenräumraketen (Linear Demolition Charge System, LDCS) ziehen eine Sprengstoffschnur bis zu 100 Meter vor das Fahrzeug. Durch Zünden des Sprengstoffs werden Minen, IED u.ä. in der Nahe ausgelöst und es entsteht eine Minengasse von ca. acht Metern Breite und ca. 100 Metern Länge.

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Minenräumpanzer M1150 (Assault Breacher Vehicle, ABV), Quelle: U.S. Army

Der Brückenlegepanzer M1074 ist ebenfalls auf dem M1 Abrams-Chassis aufgebaut. Er trägt eine zweiteilige, 3,66 m breite Schnellbrücke von Leonardo DRS für Fahrzeuge bis zur militärischen Lastenklasse MLC 95. Die Klappscherenbrücke wird hydraulisch verlegt und kann Gewässer/Geländeeinschnitte bis 18,3 Meter Breite überbrücken.

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Brückenlegepanzer M1074 (Joint Assault Bridge System, JABS),. Quelle: Leonardo DRS

Der Bergepanzer M88A2 HERCULES (Heavy Equipment Recovery Combat Utility Lift and Evacuation System) ist ein schweres Kettenfahrzeug für Bergung und Abschub von Gefechtsfahrzeugen mit hohen Eigengewichten. Kennzeichen sind der bis acht Meter hohe Kran als A-Mast mit einer Hubfähigkeit von maximal 35 Tonnen und eine Winde mit 70 Tonnen Zugkraft (mit doppeltem Seil). Bei einem Eigengewicht von 70 Tonnen gerät er beim M1A2 an die Leistungsgrenze.

Mit den neuen Fahrzeugen will das australische Heer bereits 2025 eine erste Einsatzfähigkeit erreichen.

Gerhard Heiming