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Am heutigen Montag, 17. Januar 2022, wird die Fregatte „Lübeck“ zu einem letzten Einsatz ihren Heimathafen Wilhelmshaven verlassen. Die „Lucky Lübeck“ ist das letzte aktive Schiff der Bremen-Klasse (oder Klasse F 122) und wird nach dem Einsatz außer Dienst gestellt. Im Mittelmeer wird sie ein letztes Mal zur Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG 2) stoßen.

„Meine Besatzung und ich kehren nach vier Monaten in der Heimat nun in die Ägäis zurück. Zu Hause konnten wir umfassende Instandsetzungen und Prüfungen meistern und sind so nun wieder bestmöglich für unseren bevorstehenden Einsatz vorbereitet. Mit Einlaufen im Juni werden wir innerhalb eines Jahreszeitraums voraussichtlich acht Monate unter Corona-Bedingungen (d.h. ohne Landgang) zur See gefahren sein. Das ist für alle eine hohe Belastung. Mit der nötigen Professionalität und der Motivation meiner Besatzung wird die ‚Lucky Lübeck‘ aber auch den geplant letzten Einsatz ihrer 32-jährigen Dienstzeit bewältigen“, so der Kommandant, Fregattenkapitän Kai Röckel. Dreimal hat sein Schiff in den vergangenen vier Jahren an der NATO-Mission teilgenommen.

Vor Weihnachten war die „Spessart“ von der Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG 2) nach 194 Tagen nach Kiel zurückgekehrt. Nun stellt Deutschland die „Lübeck“ ab. Die SNMG 2 wird zurzeit vom italienischen Konteradmiral Mauro Panebianco geführt. Flaggschiff ist die Fregatte „Carlo Margottini“ (F 592) der italienischen Carlo Bergamini-Klasse, die auf das französisch-italienische FREMM-Design zurückgeht.

Die Unterstützungsmission in der Ägäis

In der Ägäis erwartet die „Lübeck“ nicht nur die Zusammenarbeit mit den anderen NATO-Partnern bei der Seeraumüberwachung, sondern auch mit der türkischen und griechischen Küstenwache sowie der Europäischen Agentur für Küstenwache und Grenzschutz (FRONTEX). Auf Initiative Griechenlands, der Türkei und Deutschlands hatten die NATO-Verteidigungsminister am 10. Februar 2016 beschlossen, einen Beitrag zu den europäischen Maßnahmen gegen die Schleusung von Migranten in der Ägäis zu leisten. Zu diesem Zweck wurde das Einsatzgebiet der Standing NATO Maritime Group 2 (SNMG 2) in das dortige Seegebiet verlegt. Dabei leistet die NATO Unterstützung – die Einheiten haben keine hoheitlichen Befugnisse. Es ist nicht ihre Aufgabe, Fahrzeuge anzuhalten oder gegen Schmuggler vorzugehen – weder in fremden Hoheitsgewässern noch auf hoher See. Entsprechende Befugnisse liegen bei der nationalen Küstenwache und anderen zuständigen Behörden.

Darüber hinaus trägt die NATO zu einem verbesserten Informationsaustausch zwischen der griechischen und türkischen Küstenwache und der EU-Grenzschutzagentur Frontex für Grenz- und Küstenwacheoperationen in der Ägäis bei. Die Schiffe liefern den griechischen und türkischen Behörden Informationen zur Erstellung eines Lagebildes in der Ägäis und über Schmuggelaktivitäten in diesem Seegebiet. Dies ist notwendig, um das Vorgehen der nationalen Behörden gegen Schmuggler und ihre Netzwerke zu optimieren.

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Die Zahl der Überfahrten über die Ägäis, Grafik: FRONTEX

Nachdem die Zahl der Überfahrten über die Ägäis im Jahr 2015 mit rund 853.000 Menschen ihren Höhepunkt erreicht hatte, ging sie in den Folgejahren zunächst sehr stark zurück. Im Jahr 2019 registrierte Frontex 83.333 Migranten im östlichen Mittelmeer. Dazu gehören sowohl die Ägäis als auch Zypern sowie die Grenzübertritte auf dem Landweg. Nach vorläufigen Zahlen betrug die Gesamtzahl der illegalen Grenzübertritte im Jahr 2021 knapp 200.000, die höchste Zahl seit 2017. Auf der Route östliches Mittelmeer, in der sich 2021 statistisch jede zehnte irreguläre Überfahrt aller verzeichneten illegalen Grenzübertritte ereignete, waren es 20.373. 2019 waren es 93 weniger.

Redaktion / hum