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Die Fähigkeit zur Abwehr kommerzieller Drohnen, so genannter COTS-Drohnen (Commercial-Of-The-Shelf), wird sowohl für zivile Behörden als auch für Streitkräfte immer wichtiger.

Auf der Tagung „Unbemannte Systeme“ der Deutschen Gesellschaft für Wehrtechnik (DWT) vom 26./27. Oktober stellte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) verschiedene Forschungsprojekte zur Abwehr von solchen auf dem freien Markt erhältlichen Drohnen vor. Die immer leistungsfähiger werdenden kleinen unbemannten Systeme stellen eine große Gefahr dar, der man zurzeit wenig entgegensetzen kann. Insbesondere die Abwehr von Schwärmen ist bisher kaum möglich. Vorfälle, bei denen der Flugbetrieb ganzer Flughäfen aufgrund einer Drohne eingestellt wurde, zeigen, dass die bloße Anwesenheit eines solchen Geräts, das ein paar Hundert Euro kostet, riesige Schäden verursachen kann. Da davon auszugehen ist, dass mit solchen Drohnen auch kleine Sprengsätze oder Chemikalien transportiert werden können, steigt das Gefahrenpotenzial nochmals deutlich an.

Die Abwehr solcher Drohnen ist schwierig, vor allem in dichtbesiedelten Gebieten und unter den gesetzlichen Rahmenbedingungen im Frieden.  Beides hat zur Folge, dass eine Störung des Signals zwischen Drohne und Bediener nur schwer möglich ist, da dies auch alle anderen Nutzer in der Umgebung beeinträchtigen würde. Auch der Abschuss, sei es mit kinetischer Wirkung oder mit Lasern, ist nicht möglich. Zu groß ist die Gefahr, Unbeteiligte zu treffen. Zudem dürfen Drohnen, von denen eine Gefahr ausgeht, nicht in Menschenmengen stürzen.

Grundsätzlich gibt es drei Möglichkeiten COTS-Drohnen abzuwehren. Erstens, durch die Einwirkung in Form von kinetischer Energie oder Lasern. Zweitens durch das Einfangen und Abtransportieren und drittens durch elektronische Maßnahmen.

Das Einwirken mittels Geschossen oder Lasern ist wie beschrieben im zivilen Bereich kaum eine Option. Das DLR forscht jedoch an einer so genannten Jägerdrohne. Diese soll sich der abzuwehrenden Drohne annähern und dann durch gezielte Kollision zum Absturz bringen. Dieser Vorgang soll autonom geschehen, sodass die Jägerdrohne selbst nicht durch mögliche zusätzliche elektronische Störmaßnahmen beeinträchtigt wird. Die große Herausforderung hierbei ist, der Künstlichen Intelligenz (KI) der Jägerdrohne beizubringen, eindringende Drohnen in verschiedensten Situationen zu erkennen und zu verfolgen. Ein Nachteil dieses Verfahrens ist, dass die herabstürzenden Drohnen eine Gefahr für darunter stehende Menschen darstellen.

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Um dies zu verhindern, forscht das DLR zudem an Möglichkeiten, eindringende Drohnen mithilfe von Netzen oder Strings einzufangen. Dies ermöglicht den Abtransport aus dem Gefahrengebiet. Hierbei werden unter der Abfangdrohne zwei Trichter mit Netzen oder Strings montiert. Die Abfangdrohne bewegt sich dann auf die eingedrungene Drohne zu und setzt sich in eine erhöhte Position hinter diese. Dann wird das Netz auf die fremde Drohne geschossen und damit eingefangen. Diese hängt dann im Netz unterhalb der Abfangdrohne und kann abtransportiert werden. Anstatt des Netzes können auch lange Fäden, so genannte Strings, verschossen werden, die sich dann in den Rotoren verfangen und einen Weiterflug verhindern. Die Schwierigkeiten bei diesem System sind, dass die Abfangdrohen in der Lage sein muss, der eindringenden Drohne zu folgen und sich in Schussposition zu bringen.

Neben diesen physischen Maßnahmen zur Drohnenabwehr forscht das DLR auch an elektronischen Gegenmaßnahmen. Um nicht Unbeteiligte mit elektronischen Störmaßnahmen zu beeinträchtigen, wird daran gearbeitet, mittels gezieltem GPS Spoofing eindringende Drohnen von ihrem Kurs abzubringen und zur Landung zu zwingen. Beim GPS Spoofing werden die GPS-Signale der Drohne so beeinflusst, dass die ursprüngliche Flugbahn mit neuen Signalen überlagert wird, an denen sich die Drohne dann orientiert. So kann ihr ein neuer Kurs aufgezwungen werden. Um diese Technik gezielt einzusetzen, braucht es ein System um die Positions- und Flugdaten der eindringenden Drohne zu ermitteln. Dies geschieht durch eine Kombination aus optischen Sensoren und Laserentfernungsmessern. Die so ermittelten Daten werden dann an das Spoofing-System weitergeleitet, so dass dieses die Drohne gezielt auffassen kann.

Ein großes Problem, vor der all die genannten Systeme stehen, ist das Auftreten von vielen Drohnen, bis hin zu Schwärmen. Eine Abwehr dieser Gefahr, ohne den Einsatz großflächiger elektronischer Störmaßnahmen oder Bekämpfung mittels Geschossen ist bisher nicht möglich.

Ole Henckel