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Am 21. September ist zum ersten Mal ein Unbemanntes Aufklärungssystem (UAS) des Typs LUNA in der Ortschaft Inzell, sieben Kilometer entfernt von Bad Reichenhall, in Deutschland im Gebirge geflogen, wie die Gebirgsjägerbrigade 23 bekanntgegeben hat. Verantwortlich für die Durchführung des LUNA-Flugs – LUNA steht für Luftgestützte, Unbemannte Nahaufklärungsausstattung –  war die 4. Kompanie des Gebirgsaufklärungsbataillons 230 aus Füssen. Während der Auslandseinsätze im Rahmen von KFOR und ISAF gehörte der Gebirgsflug zu den Standards der LUNA-Züge. Um aber ein UAS außerhalb von Truppenübungsplätzen in Deutschland einzusetzen, wurden nunmehr die notwendigen Voraussetzungen geschaffen und erfüllt. Dies war in den vergangenen zehn Jahren nicht möglich.

Für einen solchen Einsatz werden nach Angaben der Brigade folgende Elemente benötigt:

Einen Luftraum mit der Genehmigung zum Außenstart und zur Außenlandung, plus die Einwilligung zur Grundstücksnutzung der Eigner, das notwendige Systemgerät mindestens im Umfang einer Bodenkontrollstation (BKS) mit Telemetrieantenne, ein Startkatapult und zwei Fluggeräte (FG) einschließlich des erforderlichen Personals sowie die Genehmigung des temporären Luftraums (temp. ED-R).

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Ein Lagebild des UAS LUNA im Rahmen der Übung BERGLÖWE 2021, Foto: Bundeswehr

Die ausführende Einheit plant einen temp. ED-R und stellt den diesbezüglichen Antrag auf dem Dienstweg über die Zelle UAS des Bataillons an die Division. Dort wird der Antrag geprüft und an das Kommando Hubschrauber weitergeleitet. Abschließend wird eine Bewertung für die nächsthöhere Ebene, das Luftfahrtamt der Bundeswehr, erstellt.

Mit dem vom Luftfahrtamt bewilligten Antrag auf einen temp. ED-R prüft die Deutsche Flugsicherung in Langen den beantragten Luftraum und koordiniert den Flugverkehr dahingehend, dass der temp. ED-R für den beantragten Zeitraum frei von Luftfahrzeugen aller Art ist und veranlasst die Veröffentlichung bei der Deutschen Flugsicherung. Ist auch dieser Schritt gelungen, dann sollte das BMVg abschließend diesen temp ED-R, den „Übungsraum“ für das UAS, zeichnen und damit freigeben.

Im Rahmen des ersten Gebirgsflugs des UAS LUNA in Deutschland hat dieser Genehmigungsgang mit intensiven Abstimmungsprozessen insgesamt acht Monate gedauert.

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Das System LUNA wurde daraufhin, wie aus der Mitteilung der Brigade 23 hervorgeht, im Rahmen der Brigadegefechtsübung „Berglöwe“ erfolgreich mit allen technischen Finessen zum Einsatz gebracht.

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Generalleutnant Langenegger startet das Fluggerät zum Gebirgsflug, Foto: Bundeswehr

Tests der möglichen Flugkurse für bestmögliche Aufklärungsergebnisse bei kalkulierbaren Risiko mit Hilfe des Simulators beim Systemhersteller EMT, umsichtiges „Herantasten“ an die Systemgrenzen im Realflug und das Ineinandergreifen der einzelnen Prozessschritte hätten über mehr als zwei Wochen 14 Sensoreinsätze mit rund 41 Flugstunden, bei Tag und Nacht, mit durchschnittlicher Abdrift in der Landung von 83m, mit Fluggeräteumlauf und Melde- und Berichtswesen der Gebirgsjägerbrigade 23 ermöglicht. Davon habe sich der Kommandeur Einsatz des Kommandos Heer, Generalleutnant Johann Langenegger, vor Ort überzeugen können.

Um nach Bewertung der Truppe das UAS LUNA im Gebirgsflug für die Brigade auch die nächsten zehn Jahre erfolgreich einsetzbar zu halten, wird eine Obsoleszenzbereinigung in drei Schritten empfohlen:

  1. Einführung des Sensors I2ULS-M-EX des Herstellers i2TECH, der im Rahmen des Gebirgsflugs erfolgreich eingesetzt wurde. Dieser verfügt über Tag- und Nachtsensoren (Electro-Optical, EO/Infrared, IR) mit Zoom-Eigenschaft. Er besitzt einen Laser Entfernungsmesser, ist stabilisiert und wiegt 2,49 kg.
  2. Ersatz der Bedingung Line-of-Sight (Antenne-Fluggerät, ausgenommen direkt bei Start/Landung) durch eine verfügbare SatCom-Verbindung von der BKS zum FG, um die Reichweite zu steigern.
  3. Aufstocken des Systemgeräts (SysGer) im Schwerpunkt Bodenkontrollstation BKS, etwa durch die Einrüstung der BKS in die bereits beschafften Container für UAS HUSAR in Verbindung mit handelsüblichen LKWs. Oder idealtypisch Bodenkontrollstationen auf Lkw Wolf mit Dachgepäckträger und einem SCAM-12-Mast für Start und Landung, ansonsten mit SatCom-Verbindung und i2TECH-Sensor.
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Eine Kuhherde dient als Deckung, Foto: Bundeswehr

Die Truppe ist sich sicher, dass der Gebirgsflug in Zukunft zum Standard der Gebirgsjägerbrigade 23 werden sollte und hat konkrete Vorstellungen von den Verbesserungen des Aufklärungssystems LUNA, damit auch weiterhin schnelle, flexible und tief ins Feindesland eindringende Aufklärungssysteme eingesetzt werden können.

Wolfgang Gelpke