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Das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) hat nach zweijähriger Anlaufphase in Oberpfaffenhofgen das Galileo Kompetenzzentrum eröffnet. Im Kompetenzzentrum sollen gemeinsam mit den Instituten und Einrichtungen des DLR sowie weiteren Partnern Produkte entwickelt werden, die das europäische Galileo-Satellitennavigationssystem stetig verbessern, wie das DLR mitgeteilt hat.

„Das Galileo Kompetenzzentrum wurde gegründet, um die Zukunft der Navigation auch weiterhin erfolgreich mitzugestalten und den Nutzen in Wirtschaft und Industrie zu fördern“, sagte Prof. Dr.-Ing. Anke Kaysser-Pyzalla, Vorstandsvorsitzende des DLR.

Das Galileo Kompetenzzentrum kooperiere eng mit den DLR-Instituten und -Einrichtungen und greife auf fundiertes wissenschaftlich-technisches Fachwissen sowie die jahrelange Erfahrung mit den Anforderungen verschiedener Nutzergruppen zurück, beschreibet das DLR die Arbeitsweise. Ein Schwerpunkt sei die Verwendung und Förderung der Quantentechnologien. Mit seiner Expertise solle es als Ansprechpartner für Politik, Forschung, Industrie, Europäische Kommission und weitere Partner dienen.

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Foto: DLR

„Mit Galileo steht Europa ein Navigationssystem zur Verfügung, das für seine Souveränität von strategischer Bedeutung ist. Mit Quantentechnologien lässt sich bei Galileo ein Sprung in der Messgenauigkeit von Abständen, Positionen und Zeiten realisieren und damit eine enorme Steigerung der Leistungsfähigkeit der auf Satellitennavigation basierenden Anwendungen erwarten. Wir müssen Europas Satelliteninfrastruktur rasch und konsequent modernisieren, um die technologische Souveränität Europas auf diesem Feld zu sichern und Abhängigkeiten zu vermeiden. Das Galileo-Kompetenzzentrum des DLR wird hier einen wesentlichen Beitrag leisten“, erläuterte Thomas Jarzombek, Koordinator der Bundesregierung für Luft- und Raumfahrt, das Potenzial von Galileo.

Projekte

Eines der größten Projekte im Galileo Kompetenzzentrum ist DLR COMPASSO. Im Rahmen dieses Projekts sollen optische Technologien auf der Internationalen Raumstation ISS getestet werden. Konkret geht es um eine im DLR entwickelte Jod-Laseruhr, ein Laserterminal sowie einen optischen Frequenzkamm.

Das Projekt Robust Precise Timing Facility (RPTF) befasst sich mit dem Ausbau einer robusten Zeitbereitstellung für Galileo. Eine RPTF kombiniert die Uhren des Boden- und Satellitensegments zu einer gemeinsamen Systemzeit. Diese wird laufend mit der Weltzeit abgeglichen. Eine exakte Zeiterfassung, die extrem robust ist und sich selbst korrigieren kann, ist nicht nur für die Navigation wichtig, sondern ebenso für Finanztransaktionen, den Energiesektor oder die Landwirtschaft.

Wie funktioniert die Satellitennavigation?

Die Satelliten funken pausenlos Daten über ihre Borduhrzeit und die Satellitenbahn. Der Empfänger berechnet den Abstand zum Satelliten, indem er feststellt, wie lange das Signal unterwegs ist. Die Bestimmung der Position erfolgt durch drei Satelliten gleichzeitig. Zusätzlich ist ein vierter Satellit notwendig, damit die Empfängeruhr synchron mit den Satellitenuhren geht. Die Satellitenuhren müssen wiederum untereinander möglichst perfekt synchronisiert sein.

Das europäische Satellitennavigationssystem Galileo ist seit Dezember 2016 in Betrieb. Es garantiert den uneingeschränkten Zugang zu einem eigenen globalen Satellitennavigationssystem, selbst wenn andere Systeme nicht verfügbar sind oder an Genauigkeit verlieren. Galileo macht Europa unabhängig von den Satellitensystemen anderer Nationen, es kann aber mit anderen Systemen interagieren – die unterschiedlichen Systeme ergänzen sich auch.

Galileo besteht aus einem weltumspannenden Netz von aktuell 22 operationellen Satelliten. Sie bewegen sich auf drei Umlaufbahnen in 23.000 Kilometern Höhe. Das Galileo-System stellt Navigationssignale in sehr hoher Genauigkeit bereit. Die Satelliten werden von zwei Kontrollzentren gesteuert, von denen sich eines im italienischen Fucino und eines am DLR-Standort in Oberpfaffenhofen befindet.

Redaktion / gwh