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Interview with Holger Stockey, Managing Director of SMS Special Mobility Services, a subsidiary of the WELP Group

ES & T: Der Toyota Land Cruiser 200 war über Jahre ein treuer Weggefährte der in den Krisengebieten aktiven Personen. Was erwartet man von seinem Nachfolger und welche (verbesserten) Leistungsmerkmale bringt der LC 300 mit?

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Holger Stockey has been the company's managing director since SMS Special Mobility Services GmbH was founded in 2021. From many years of work in special protection construction, he has extensive experience in all current areas of application worldwide and is in contact with users from the military, police and civil sectors.
As the person responsible for important international customer relationships, he is actively involved in the further technological development of the protection vehicles at the WELP Group. (Photo: WELP)

Stockey: Angesichts der weltweit verschärften Emissionsregularien hat auch Toyota sich von den sehr beliebten V8-Motoren zurückgezogen. Die völlig neue, deutlich emissionsärmere Motorenpalette (V6-Motoren sowohl in der Benzin- als auch Diesel-Variante) überzeugt bei den Leistungswerten jedoch nicht nur auf dem Papier. Auch die ersten Fahreindrücke sind sehr vielversprechend und lassen keinen Leistungsverlust gegenüber den V8-Motoren erkennen, ganz im Gegenteil. Darüber hinaus überzeugt das neue Basisfahrzeug mit neuen technischen und interaktiven Optionen im Innenraum.

Die Erwartungen unserer Kunden werden sicherlich einerseits der erhöhte Schutzfaktor sowie der Ansprengschutz gegen diverse Handgranaten und Landminen sein.

ES & T: Gibt es Einschränkungen gegenüber dem LC 200 und kann die Gewichtszuladung für Einsatzequipment gehalten werden?

Stockey:New and lighter materials/structures of the base vehicle require new solutions, which our engineers are currently realizing thanks to the good cooperation with Toyota. Our in-house material development and hot stamping facility also allows us to use new material components and bring them into line with the new structure.
Nach jetzigem Stand können wir unseren Kunden mit unserem intern bezeichneten „F3-TLC“ mit bis zu 1.000 kg ähnliche Zuladungen wie beim Vorgängermodell anbieten.

ES & T: Welchen maximalen Schutz können Sie innerhalb der Gewichtsobergrenze realisieren und welche Rolle spielt dabei das Fahrwerk?

Stockey: Der maximal mögliche Schutz ist eines der bedeutenden Kriterien für unsere Kunden. Mindestens ebenso wichtig ist zudem ein zulassungsfähiges Fahrwerk mit allen hierfür notwendigen Sonderbauteilen und Umbauten.

Entscheidend für unsere Kunden ist die Kombination aus hochwertigsten Materialien und geprüfte, auditierte Produktion der Schutzlösung. Jedes gebaute Sonderschutzfahrzeug entspricht dabei in der Bauweise, in der Materialverwendung und in der Ausführung dem getesteten und zertifizierten Prototyp. Manuelle Nacharbeiten oder Alternativkonstruktionen oder -materialien sind dabei unzulässig.

Materialauswahl und Konstruktion der Schutzelemente gepaart mit einem für die jeweilige Schutzklasse entwickelten Fahrwerk bieten unseren verantwortungsbewussten Kunden die Gewissheit, ihrer Fürsorgepflicht gegenüber den Nutzern der sondergeschützten SUV nachzukommen. Der realisierte Schutz ist von den Anforderungen des jeweiligen Kunden abhängig und kann – spezifiziert nach unterschiedlichen Schutzklassen – bis in die höchsten zivilen Schutzklassen reichen.

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An era with what is probably the most frequently used civil protection vehicle for aid organizations, embassies and, last but not least, internationally operating military units is coming to an end. We are talking about the Toyota Land Cruiser 200, which has been in use with several thousand vehicles since 2008. The largest fleet owners are the aid organizations of the United Nations. The supplier of the base vehicle has stopped production in recent months. A successor model is already ready: the Toyota Land Cruiser 300 with new technical equipment.
The new model means a new challenge for the body manufacturers of these protection vehicles in the international and national area for the development and certification of the vehicles. New prototypes have to be built and certified within a very short time in order to meet customer requirements. (Photo: WELP)

ES & T: Welche Schutzklassen werden realisiert und wer prüft das?

Stockey: Beim F3-TLC werden wieder mindestens die Schutzklassen erreicht und Schutzanforderungen erfüllt, die vom TLC200 (F2-TLC) bekannt sind, sowohl im ballistischen als auch im Schockwellenbereich (Blast/IED). Die Prüfung erfolgt ausschließlich durch akkreditierte Ämter und Dienstleister nach den relevanten Prüfnormen in jeweils neuester Fassung.

Maßgebend sind dabei die Richtlinien und Vorschriften unter anderem der Vereinigung der Prüfstellen für angriffshemmende Materialien und Konstruktionen (VPAM BRV 2009, VPAM ERV 2010) sowie der NATO in den Standardization Agreements (zum Beispiel STANAG 4569 AEP-55).

ES & T:How do you estimate the time required for the production of the first prototype? How is the WELP Group positioned here in terms of capacity?

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The Landcruiser 300 is the successor as the basis for armored vehicles (Photo: WELP)

Stockey: Unser modulares, selbstverständlich vollumfänglich getestetes und zertifiziertes Panzerungsschraubkit erlaubt uns eine Entwicklung in kürzester Zeit und bietet hohe Flexibilität, insbesondere im Hinblick auf Anbaukomponenten.

Die WELP Group verfügt über mehr als 70 festangestellte Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Entwicklung sowie einen Inhouse Beschusskanal zur Vorentwicklung. Für die Sicherheit unserer Kunden werden wir einige Tausend Entwicklungsstunden in dieses Projekt investieren. Basierend auf unserer langjährigen Erfahrung in der Entwicklung, Produktion und Zertifizierung von Sonderschutzfahrzeugen sind wir zuversichtlich, bereits zu Beginn des Jahres 2022 den ersten F3-TLC in einer getesteten und erfolgreich zertifizierten Version anbieten zu können.

Unser absoluter Fokus liegt hierbei auf Qualität, Zuverlässigkeit und Reproduzierbarkeit unserer Schutzlösungen. Einzelanfertigungen, Kleinst- und Kleinserien erhalten in der WELP Group die gleiche maximale Aufmerksamkeit wie unsere Sonderschutzlösungen für OEM-Kunden.

ES & T: Ab wann ist der F3-TLC in ausreichenden Stückzahlen lieferbar?

Stockey: Unser einzigartiges Panzerungskonzept erlaubt es uns, quasi unmittelbar nach Bestehen der Zertifizierung des Prototyps in die Serienfertigung zu gehen. Erste Kundenorder für eine getestete und zertifizierte Version unseres F3-TLC liegen bereits vor.

Die Einsatzorte dieser First-Order-Fahrzeuge werden nach jetzigem Stand nicht in Europa liegen. Basierend auf den ersten, sehr positiven Kundenrückmeldungen und unserer auch einkaufsseitig erfolgten Vorausplanung sehen wir uns gut gerüstet, um avisierte Kundenauslieferungen schon zu Beginn des Jahres 2022 abzuwickeln.

ES & T: Könnte die Bundeswehr ein möglicher Kunde werden?

Stockey: Grundsätzlich können wir uns nicht zu aktuellen oder potenziellen Kunden äußern. Natürlich steht es völlig außer Frage, dass die Bundeswehr grundsätzlich immer einen sehr interessanten und anspruchsvollen potenziellen Kunden darstellt. Und ja, wir erörtern mit vielen NATO- und Nicht-NATO-Streitkräften und Polizeiorganisationen ihre aktuellen und zukünftigen Bedarfe.

ES & T: Derzeit läuft noch die Produktion des LC 200. Gibt es einen Überblick über den Lieferplan? Wie lange können Sie noch Fahrzeuge auf dessen Basis liefern?

Stockey: In den letzten zwei Jahren haben wir intensive Gespräche mit unseren Kunden geführt, um den Bedarf für sondergeschützte SUV auf Basis des Toyota Land Cruiser 200 auszuloten. Auf dieser Grundlage haben wir aktiv eine Bevorratungsstrategie entwickelt, die uns die nötige Flexibilität gibt, auch Neukunden noch mit ausreichenden Stückzahlen zu beliefern.

Trotzdem wird der Entscheidungshorizont für alle Kunden kürzer, um Beschaffungen noch auf Basis des Toyota Land Cruiser 200 zu tätigen, denn alle Vorräte sind endlich und die Nachfrage hoch. Alternativ müssen Beschaffer bereits zum jetzigen Zeitpunkt konkret in Richtung des F3-TLC oder auch nach Alternativen blicken.

In diesem Zusammenhang möchte ich explizit erwähnen, dass die WELP Group noch weitere getestete und zertifizierte Geländewagen im Portfolio hat, beispielsweise die sehr robuste Land Cruiser 70er-Serie, den Nissan Patrol oder die GRAND SUV-Familie GMC Yukon, Chevrolet Suburban, Cadillac Escalade.

asked the questionsGerhard Heiming.