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Der Umbau der Heeresinstandsetzungslogistik wird konkret. Die Bundesministerin der Verteidigung Annegret Kramp-Karrenbauer hat am 5. Juli 2021 ihre Tour durch die drei Instandsetzungswerke der Heeresinstandsetzungslogistik (HIL) in Darmstadt abgeschlossen. Bei den Besuchen hat die Ministerin den Beschäftigten und Vertretern der betroffenen Länder und Kommunen die neue Struktur und die geplanten Maßnahmen erläutert.

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Bergepanzer 3 bei der Instandsetzung in Darmstadt. vorgeführt bei dem Besuch der Bundesministerin der Verteidigung, Annegret Kramp-Karrenbauer am 5. Juli 2021., Foto: Bundeswehr

Im November 2020 hatte Kramp-Karrenbauer bekannt gegeben, dass die drei HIL-Werke – die weiterhin im Bundesbesitz verbleiben – in einem Entwicklungsprozess über zehn Jahre dem militärischen Bedarf entsprechend neu geordnet werden. Die HIL ist seit mehr als 15 Jahren für die Instandsetzung von Großgerät (Ketten- und Radfahrzeuge) zuständig und hat dafür gesorgt, dass die geforderten 70 Prozent Einsatzfähigkeit des betroffenen Geräts erreicht wurden. Um die notwendige Instandsetzungskapazität auszubauen, soll die Zahl der Mitarbeiter um 1.400 Personen anwachsen – und damit gegenüber heute mehr als verdoppelt werden.

Kern der Neuordnung der HIL-Werke ist der Aufbau von zwei Ausbildungs- und Kompetenzzentren. Das Zentrum für Kettenfahrzeuge entsteht im HIL-Werk St. Wendel an der Saar, das Zentrum für Radfahrzeuge im HIL-Werk Doberlug-Kirchhain im Süden Brandenburgs. Das HIL-Werk Darmstadt wird aufgelöst und die Fachkompetenzen in die neuen Zentren verlagert. Dort entsteht dann ein großer Flächenstützpunkt der HIL. In der Flächenorganisation der HIL mit ihren 54 Stützpunkten soll die Instandsetzungsleistung künftig mehr als verdoppelt werden.

HIL-Werk St. Wendel

In St. Wendel werden derzeit insbesondere mittelgroße Rad- und Kettenfahrzeuge instandgesetzt. Mit der Investition von bis zu 42 Millionen Euro in moderne Infrastruktur soll in den nächsten zehn Jahren das Kompetenzzentrum Kette entstehen. Ein bedeutendes Projekt ist die neue Kettenhalle, deren Baubeginn spätestens in zwei Jahren erfolgen soll. Hinzu kommt ein neuer Prüfstand für Motoren. Damit werden die Voraussetzungen geschaffen, ab 2031 alle Kettenfahrzeuge der Bundeswehr in St. Wendel instand setzen zu können. Darüber hinaus werden die vorhandenen Hallen saniert und modernisiert, wie zum Beispiel die Beschussanlage. Mit den Erweiterungen sollen bis zu 160 zusätzliche neue Arbeitsplätze geschaffen werden und die Arbeitskapazität um ein gutes Drittel auf 420.000 Arbeitsstunden erhöht werden. Für die Ausbildungswerkstatt der Bundeswehr soll ein neues Gebäude außerhalb des Werksgeländes errichtet werden.

HIL-Werk Doberlug-Kirchhain

Doberlug-Kirchhain ist bereits heute auf die Instandsetzung von Radfahrzeugen spezialisiert. Durch Abgabe der Ketteninstandsetzung nach St. Wendel und die Investition von 40 Millionen Euro in die Modernisierung der Gebäude (z.B. Mechanik Werkstatt und Materialwirtschaftsgebäude) und Anlagen soll bis 2031 das neue Kompetenzzentrum Rad entstehen. Das HIL-Werk soll mit einer neuen Instandsetzungshalle und mit Abstellflächen erweitert werden. Ergänzend sollen eine Wasch- und Strahlhalle gebaut werden, ein neuer Motorenprüfstand und nicht zuletzt ein Sozialgebäude. Die Probefahrtstrecke wird erweitert.

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Rad-Instandsetzung in Doberlug-Kirchhain, Foto: Bundeswehr/Matthias Rietschel

HIL-Werk Darmstadt

Das HIL-Werk Darmstadt mit 240 Beschäftigten wird bis 2031 aufgelöst. Die Instandsetzungskapazitäten für die Industrieinstandsetzung von Rad- und Kettenfahrzeugen werden in die neu entstehenden Kompetenzzentren verlagert. Gründe für die Auflösung sind u.a. der hohe Sanierungsbedarf und die beengte und teure Lage des Werks nahe der Innenstadt Darmstadts.

In der Major-Karl-Plagge-Kaserne im 15 km von Darmstadt entfernten Pfungstadt soll die vorhandene Liegenschaft ausgebaut werden und ein Servicezentrum der HIL als Hauptträger für die operativ zu erbringende Instandhaltungsleistung entstehen. Bis zu 130 Beschäftigte sollen in der neuen Betriebsstätte weniger komplexe Reparaturarbeiten durchführen. Die Kaserne beherbergt auch einen Logistikstützpunkt der Bundeswehr und der NATO. Für Sanierung und Ausbau der Liegenschaft hat die Bundeswehr rund 300 Millionen Euro vorgesehen.

Von den 110 Personen, die in der neuen Betriebsstätte keinen Platz finden, gehe ein großer Teil in den nächsten Jahren in den Ruhestand, erläuterte die Ministerin. Für die übrigen werde eine standortnahe Lösung gesucht. Versetzungen gegen den Willen der Betroffenen seien nicht geplant.

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Rad-Instandsetzung in Doberlug-Kirchhain, Foto: Bundeswehr

Auswirkung

Mit der Umstrukturierung der HIL-Werke und weiteren begleitenden Maßnahmen, wird ein Kurswechsel der HIL deutlich. Dem geplanten Abbau des Personals in den ersten Jahren und der Verkaufsabsicht steht jetzt ein starker Zuwachs von Personal und Instandsetzungskapazitäten gegenüber. Die angekündigten Investitionen sind Grundlage einer langjährigen Entwicklung der bundeswehreigenen Fähigkeiten zur Instandsetzung von Rad- und Kettenfahrzeugen. Dazu trägt auch der Ausbau der Ausbildungskapazitäten bei.

„Aus den Gesprächen mit den Soldaten vor Ort in Mali ist mir noch einmal bewusst geworden, wie wichtig intaktes Gerät und Fahrzeuge sind. Sie sind mehr als nur technische Unterstützung. Vielmehr können sie einem sogar das Leben retten“, unterstrich Kramp-Karrenbauer die Bedeutung der Instandsetzung.

Gerhard Heiming