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Zwischen 2009 und jetzt hat die Bundeswehr in zwei Losen insgesamt 405 gepanzerte Transportkraftfahrzeuge (GTK) Boxer erhalten. Jetzt hat die ARTEC, das für Entwicklung, Bau und Vertrieb des Boxer von Rheinmetall und Krauss-Maffei Wegmann gegründete Joint Venture, das letzte der bisher durch die Bundeswehr in Auftrag gegebene Fahrzeug an das Bundesamt für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung der Bundeswehr (BAAINBw) übergeben.

Die zuletzt ausgelieferten Boxer sind im Konstruktionsstand A2, in den Erfahrungen und Modifikationen aus dem Afghanistan-Einsatz eingeflossen sind. Mit einem Auftrag aus dem Jahr 2017 werden alle Boxer zur Version A2 umgerüstet. Die Umrüstung soll bis 2024 abgeschlossen sein.

Einzelstellungsmerkmal des Boxer ist die Aufgliederung in Fahr- und Missionsmodul. Die Bundeswehr hat die Boxer mit vier unterschiedlichen Missionsmodulen erhalten, die alle mit dem gleichen Fahrmodul mobil gemacht sind. Die häufigste Variante ist das Infanteriegruppenfahrzeug (256 Exemplare). Weitere Varianten sind das Sanitätsfahrzeug (72 Stück), das Führungsfahrzeug (65) und das Fahrschulfahrzeug (10). Hinzu kommen zwei Nachweisexemplare.

Für den Boxer hat die Produktionsphase gerade erst richtig begonnen. Nach dem Abschluss der Auslieferung von 84 Fahrzeugen an Litauen, hat die Produktion von 211 Systemen mit sechs unterschiedlichen Missionsmodulen für Australien mit der Auslieferung der ersten 25 Fahrzeuge einen bedeutenden Meilenstein erreicht. Für das britische Programm Mechanized Infantry Vehicle (MIV) hat die Produktion von 528 Boxern mit ersten Schweißarbeiten begonnen.

Zusammen mit 200 Fahrzeugen, die bis 2018 an die Niederlande ausgeliefert wurden, wurden bisher von fünf Nationen 1.428 Boxer bestellt.

Die Erfahrungen aus ersten Einsätzen z.B. in Afghanistan und das modulare Konzept mit austauschbaren Missionsmodulen haben dazu geführt, dass Streitkräfte und die Industrie Idee entwickelt haben, um das System mit neuen Fähigkeiten auszustatten. So entwickelt die Bundeswehr zurzeit ein Modul „Qualifizierte Fliegerabwehr“, mit dem  vor allem unbemannte Fluggeräten abgewehrt werden sollen. Dieses soll rechtzeitig für die VJTF 2023 zur Verfügung stehen. Für das Modul „Joint Fire Support Team, schwer“ wurden soeben durch den Bundestag Haushaltsmittel freigegeben. Dafür ist der Produktionsbeginn für 2023 geplant. Der „Schwere Waffenträger Infanterie“ mit 30-mm-Kanone ist in einem frühen Entwicklungsstadium und soll ab etwa 2024 gebaut werden. Ein weiteres Projekt ist die „Geschützte Bewegliche Führungseinrichtung“, für das die funktionalen Forderungen noch nicht anschließend formuliert sind.

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Der letzte Boxer aus dem 2. Los, Foto: Rheinmetall

Die Industrie hat zahlreiche Vorschläge für Missionsmodule erarbeitet, die ein großes Spektrum an Fähigkeiten aus allen Unterstützungsbereichen abdecken. Hierzu gehören Waffenträger mit Kalibern bis155 mm, Brückenleger, Radarträger sowie Fahrzeuge für Bergung und Luftverteidigung, um nur eine kleine Auswahl zu nennen. Insgesamt zählen die Experten mehr als 20 verfügbare Varianten für den Boxer.

Der Boxer wurde von Anfang an als internationales Projekt von der europäischen Beschaffungsbehörde OCCAR im Auftrag der beteiligten Nationen (außer Australien) geführt. Die OCCAR koordiniert den Bedarf, führt die Verhandlungen mit der Industrie und schließt die Entwicklungs- und Lieferverträge. Australien ist nicht Mitglied der OCCAR, nimmt aber am Boxer-Programm als Beobachter teil.

Für den Betrieb hat die NATO Support and Procurement Agency NSPA eine Boxer Support Gruppe eingerichtet, die die Streitkräfte bei der Beschaffung, Bevorratung und Verteilung von Ersatzteilen unterstützt.

Gerhard Heiming