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Europas größte und komplexeste Luft- und Flugkörperabwehrübung ‚Formidable Shield‘, die vor allem auf den Hebriden vor Schottland, aber auch auf dem Übungsgelände Andoya vor Norwegen stattgefunden hat, geht morgen (3.6.) zu Ende. Beteiligt waren 15 Schiffe und Dutzende Flugzeuge aus zehn NATO-Staaten.

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Das Bild zeigt das SMART-L MM/N Radar auf der Fregatte „De Zeven Proviincien“ der niederländischen Marine. Foto: mit freundlicher Genehmigung Jaime Karreman / www.marineshepen.nl

Herausragend war der erfolgreiche Abschuss eines ballistischen Flugkörpers durch die USS „Paul Ignatius“. Dabei erhielt der Zerstörer der Arleigh-Burke-Klasse die Zieldaten für seinen SM-3-Schuß von der Fregatte HNLMS „De Zeven Provinciën“ der Königlich Niederländischen Marine. Das SMART-L MM/N Radar der niederländischen Fregatte verfolgte den ballistischen Flugkörper mehr als fünf Minuten lang bei Geschwindigkeiten von drei Kilometer pro Sekunde (10.800 km/h) und einer Flughöhe von über 300 km. Mit Hilfe der Zieldaten, die über eine gesicherte Datenverbindung (LINK 16/22) übermittelt wurden, konnte USS „Paul Ignatius“ seine SM-3 einsetzen. Laut Communiqué wurde die ballistische Rakete im Weltraum zerstört.

In einem anderen Test gelang es der französischen Fregatte „Forbin“, einen hyperschallschnellen Flugkörper abzuschießen. Hierbei konnte sich nicht nur das Radarsystem S-1850M, die französische Version von SMART-L, bewähren. Es war gleichzeitig der erste Einsatz des MBDA-Flugkörpers Aster 30 gegen ein Ziel mit einer Geschwindigkeit von mehr als 8.000 km/h (Angaben der französischen Marine). In früheren Versuchen demonstrierte die französische Marine mit Fregatten des gleichen Typs, dass sie in geringer Höhe über Wasser anfliegende (von weniger als fünf Metern) überschallschnelle Flugkörper (3.000 km/h) bekämpfen kann.

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Die Karte zeigt das Seegebiet der Übung „Formidable Shield“, Foto: Eurocontrol

Bei SMART-L Multi Mission handelt es sich um ein drehendes, vollständig digital gesteuertes AESA-Radar (Active Electronically Scanned Array). Das programmierbare Radar bietet die Möglichkeit, zusätzliche Funktionen während der Nutzungsperiode zu implementieren. Das Radar wurde von Thales in enger Zusammenarbeit mit der Königlich Niederländischen Marine (in einer Konstruktion ähnlich zum ehemaligen Kommando Marineführungssysteme der Marine) entwickelt, produziert und installiert. Bei verschiedenen Tests und Vorführungen auf dem Thales-Gelände, hat SMART-L MM im Orbit Satelliten mit einer Reichweite von bis zu 2.000 km erkannt und verfolgt. Derzeit verfügen zwei der vier Fregatten der „De Zeven Provinciën“-Klasse der niederländischen Marine über das SMART-L MM/ N.

Demgegenüber misslang der US Navy ein BMD-Test. In einer Versuchsanordnung im Pazifik konnte die nicht näher bezeichnete Aegis-Einheit das Testziel einer ballistischen Rakete nicht abfangen. Die für die Erprobung zuständige US-Behörde (Missile Defence Agency) ließ sich zu den Gründen, ob in Verbindung mit dem Führungssystem oder den zum Einsatz gekommenen Standard Missile-6 (SM-6) Dual II Flugkörpern, nicht ein.

Hans Uwe Mergener