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Eine „Initiative zur Unterstützung der Aufnahme afghanischer Ortskräfte“ in Deutschland macht öffentlich Druck auf die Bundesregierung, sich nicht nur Sorgen um die rasche Rückführung des Materials zu machen. Ein Offener Brief der Initiative trägt u. a. die Unterschriften der beiden früheren Generalinspekteure Hans Peter von Kirchbach und Wolfgang Schneiderhan, der ehemaligen Befehlshaber des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr Friedrich Riechmann und Rainer L. Glatz, des Ex-NATO-Generals Egon Ramms, der früheren Wehrbeauftragten Reinhold Robbe und Hans-Peter Bartels, zahlreicher Ex-Diplomaten sowie mit Afghanistan befasster Politikerinnen und Politiker sowie Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler. Sie alle fordern die rasche und unbürokratische Aufnahme der afghanischen Ortskräfte (Dolmetscher, Wachpersonal, Handwerker u. a. m.) und ihrer Familienangehörigen in Deutschland. Begründung: „Die Taliban haben immer wieder deutlich gemacht, dass sie diese Ortskräfte als Kollaborateure des Westens begreifen, die sie als Unterstützer eines militärischen Besatzungsregimes zur Verantwortung ziehen wollen.“ US-Quellen berichten von ca. 300 bisher getöteten früheren Ortskräften der amerikanischen Streitkräfte. In Deutschland wurden seit 2013 bereits rund 800 Ortskräfte der Bundeswehr und deren Angehörige aufgenommen, allerdings ohne den jetzt herrschenden Zeitdruck. Das dafür zuständige Bundesinnenministerium will für das bisher umständliche Prüfungsverfahren erst einmal ein Büro in Kabul eröffnen, in das sich auch ehemalige Ortskräfte aus Kundus und Mazar-e Sharif begeben und dabei schon von den Taliban kontrollierte Gegenden passieren müssten. Das Büro selbst könnte ebenfalls ein Ziel von Taliban-Anschlägen werden. Die Initiative stört sich auch daran, dass nur solche Ortskräfte aufgenommen werden sollen, die in den letzten beiden Jahren beschäftigt wurden, womit ca. 500 weitere Personen ausgeschlossen würden. Von der Bundesregierung wird ein „anständiges und großzügiges Verhalten“ verlangt: „Wie sollten sonst diejenigen, die Unterstützerinnen und Unterstützer in gefährlichen Situationen zurücklassen, künftig erwarten können, als verlässliche Partner in allen Bereichen der internationalen zivilen und militärischen Zusammenarbeit angesehen zu werden?“

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