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Am Abend des 29. April gab die Fr. Lürssen Werft bekannt, dass sich die Übergabe der „Gorch Fock“ an die Marine verzögert. „Beginnend mit der zweiten Corona-Welle Anfang des Jahres und aktuell verstärkt durch die dritte Welle haben wir an zahlreichen und entscheidenden Schnittstellen einen erheblichen Personalmangel zu beklagen, den wir zur Erreichung des geplanten Ablieferungstermins am 31. Mai 2021 nicht mehr kompensieren können“, begründete Tim Wagner, Geschäftsführer der Fr. Lürssen Werft, die Verzögerung.

Nachdem die Bremer Werft die Instandsetzung des Segelschulschiffes der Marine im Oktober 2019 in die Hände nahm, wurde es am 10. März 2021 zu Wasser gelassen und zur weiteren Ausrüstung von Berne nach Lemwerder verbracht (ESuT berichtete). Im Juli sollte die erste Ausbildungsreise nach der mehr als fünfjährigen Instandsetzungs-‚Odysee‘ beginnen. Der Bremer Schiffbauer rechnet nun mit einer Auslieferung im Spätsommer.

Aus dem Duktus der Verlautbarung wird die Enttäuschung über die neuerliche Verschiebung im Projekt „Gorch Fock“ erkennbar. Augenscheinlich sind es Ausfälle in den Lieferketten, die nicht mehr kompensierbar sind. Ende des letzten Jahres und zu Beginn 2021 herrschte noch Optimismus, nunmehr sicher durch die Krise zu navigieren. In einer Umfrage unserer Schwesterzeitschrift ‚Maritime Security and Defence‘ (Ausgabe Februar 2021) bei mehreren internationalen Konstrukteuren zu den Auswirkungen der Pandemie auf den Schiffbau meinte für die Fr. Lürssen Werft deren Personalchefin Lena Ströbele: „Wir sind zuversichtlich, dass wir unsere Werftgruppe unter den gegebenen Einschränkungen und Vorsichtsmaßnahmen weiterhin ohne wesentliche Störungen durch die aktuelle Krise führen können.“

Screenshot: Hans Uwe Mergener

Offensichtlich weil der weitere Verlauf der Pandemie und deren Einflüsse schwer abschätzbar sind, wird kein konkretes Datum für die Übergabe genannt. Weiterhin werde alles darangesetzt, „die aktuellen Umstände bestmöglich auszutarieren und unvermindert mit Hochdruck an der Fertigstellung der Gorch Fock arbeiten“, so Tim Wagner. Und fügt hinzu: „Die mit der Verschiebung zugleich anfallenden Mehrkosten werden nicht zu Lasten des Kunden gehen. Als verantwortlicher Auftragnehmer werden wir die finanziellen Auswirkungen übernehmen.“

Für die Marine heißt es nun, die Planung für die segelschiffgebundene Ausbildung für den Marineoffiziersjahrgang 2020 neu aufzusetzen.

Hans Uwe Mergener