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Hensoldt Südafrika und der südafrikanische Council for Scientific and Industrial Research (CSIR) wollen bei der Entwicklung von modernen Radargeräten zusammenarbeiten. Ein entsprechende Forschungs- und Entwicklungsvereinbarung wurde jetzt in Pretoria geschlossen. Im Mittelpunkt stehen 3D-Radarsysteme der neuen Generation für den Einsatz zur See und an Land, die für das deutsche Sensorhaus nach eigenen Angaben eine der wichtigsten Radarproduktlinien darstellen. Die Münchener wollen damit das Radarportfolio weiter ausbauen und verbessern.

Die seit 2008 in der Deutschen Marine eingesetzten Korvetten sind für die Luft- und Seeraumüberwachung mit dem dreidimensionale Multifunktions-Radar TRS-3D von Hensoldt ausgestattet. Es hat eine Reichweite von mehr als 200 Kilometern und ist in der Lage, mehr als 750 Ziele zu verfolgen. Durch die Kopplung mit dem Identifikationssystem MSSR 2000 I können Positions- und Bewegungsdaten korreliert werden, was die automatische Identifizierung von Schiffen und Flugzeugen erleichtert. Nach Firmenangaben ist die Radaranlage TRS-3D der Marktführer seiner Klasse. Mehr als 60 Geräte seien bei Marinen und Küstenwachen weltweit im Einsatz.

Die neu zu entwickelnden Technologien sollen in Radarprodukten der neuen Generation verwendet werden Ziel ist, softwarekonfigurierbare Geräte mit einer deutlich höheren Genauigkeit als gegenwärtig, zu produzieren. Sie sollen auch für Gegenmaßnahmen weniger anfällig sein. Die Auslieferung der ersten Produkte soll bis Ende 2023 erfolgen.

Die nun eingegangene Verbindung könnte der erste Schritt zu einer strategischen Partnerschaft sein. Hensoldt Südafrika hat bereits erste Erfahrungen in der Zusammenarbeit mit CSIR bei einem Trainingssimulator für Luftraumbeobachtung gemacht.

CSIR, der im letzten Jahr sein 75-jähriges Jubiläum feierte, ist mit rund 2.350 Mitarbeitern eine wissenschaftliche und technologische Forschungsorganisation – vergleichbar mit der deutschen Fraunhofer-Gesellschaft. Er untersteht dem Ministerium für Wissenschaft und Technologie. Für das Schweizer Bundesamt für Rüstung (armasuisse) entwickelte CSIR ein multistatisches Radarsystem – im Gegensatz zu einem monostatischen an einem festen Standort – zur Drohnendetektion.

Hensoldt Südafrika wurde am 4. September 2019 gegründet. Man will „die industrielle Basis des Landes nutzen, um unter anderem Afrika, den BRICS-Markt und den Nahen Osten zu unterstützen“, so Thomas Müller, CEO der Hensoldt-Gruppe. Der deutsche Spezialist für Verteidigungs- und Sicherheitselektronik beschäftigt weltweit 5.600 Mitarbeiter und erwirtschaftet einen Jahresumsatz von rund einer Milliarde Euro (Firmenangaben). Mit 700 Mitarbeitern ist Hensoldt Südafrika der größte Geschäftsbereich außerhalb Europas. Die in Pretoria niedergelassene Tochter bedient nicht nur die Verteidigungs- und Sicherheitsmärkte. Das von Hensoldt Südafrika entwickelte kombinierte Radar- und elektrooptische Überwachungssystem wird zum Schutz von Nashörnern gegen Wilderei eingesetzt.

HENSOLDT South Africa’s Managing Director, Rynier van der Watt (links) und CSIR Divisional Group Executive, Dr Motodi Maserumule., Foto: Hensoldt

Hensoldt Südafrika geht zurück auf die Zusammenlegung von GEW Technology, ein Spezialist auf dem Gebiet Elektronischer Kampfführung, und Hensoldt Optronics Pty.

Im Jahr 2020 erwarb Hensoldt Südafrika von Tellumat die Geschäftsbereiche Defence & Security und Air Traffic Management. Dadurch wurde die Produktbreite um Radar, IFF und Datenlink erweitert (ESuT berichtete). Bis dahin erwirtschafte Hensoldt Südafrika einen Umsatz von mehr als 1,5 Milliarden Rand (87 Millionen Euro). Hensoldt plant Investitionen in Höhe von einer halbe Milliarde Rand (29 Millionen Euro) in Südafrika.

Niederlassungen großer Rüstungsunternehmen in Südafrika sind nicht ungewöhnlich. Neben Hensoldt hat Rheinmetall ein Tochterunternehmen im Land am Kap der Guten Hoffnung. Europäische Beispiele sind die niederländische Werftengruppe Damen mit ihrer Tochter Damen Shipyards Cape Town und Thales mit Thales South Africa. Volkswagen und BMW produzieren in Südafrika.

Hans Uwe Mergener