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Nach Annexion der Krim im Februar 2014 begannen die NATO und die Bundeswehr, sich wieder stärker auf die Landes- und Bündnisverteidigung zu konzentrieren. Diese sogenannte „Refokussierung“ umfasst auch die Vorbereitung auf möglicherweise auftretende ABC-Ereignisse jeder Art. Für die NATO, die Bundeswehr und die Luftwaffe ergibt sich daraus ein bis 2031 klar definierter, ambitionierter Weg.

Noch etwa ein Jahr zuvor, am 4. Januar 2013, wurde die „Ziel- und Leistungsvereinbarung für die ABC-Abwehr in der Bundeswehr“ durch die Präsidenten der Bundesämter für Ausrüstung, Informationstechnik und Nutzung und für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr sowie durch Vertreter aller militärischen Organisationsbereiche unterzeichnet. Damit sollten neue Wege im Umgang mit ABC-Bedrohungen beschritten werden.

Ein Fähigkeitskommando, das teilstreitkraftgemeinsame ABC-Abwehrkommando der Bundeswehr im badischen Bruchsal, wurde aufgestellt. Dem unterstehen zunächst ein weiteres Bataillon – das bereits durch die Streitkräftebasis (SKB) geführte ABC-Abwehrbatallion 7 in Höxter. Dadurch wurde die Verantwortlichkeit und Expertise für alle Belange der ABC-Abwehr zentral gebündelt. Die Verbände aus allen Teilstreitkräften sind durch unterschiedliche Einsätze wie z.B. in Afghanistan, vor dem Horn von Afrika oder im Kosovo stark gefordert. Die neue Struktur soll diese Verbände entlasten. Ein bisher schwer überschaubares, breites Aufgabenspektrum mit umfangreichen Herausforderungen sollte unter der Führung der Streitkräftebasis synchronisiert werden. Bisher galten in den jeweiligen Organisationsbereichen unterschiedliche Einsatzgrundsätze. Ein weiteres ABC-Abwehrbatallion in Strausberg führt zu einer Verdoppelung der Einsatzkräfte.

Bei der ABC-Abwehrübung „Toxic Trip 2019“ bergen ABC-Abwehrkräfte einen Piloten aus einem Tornado (Fotos: Bundeswehr/Jana Neumann)

Um das ABC-Abwehrkommando auch personell mit den nötigen Ressourcen auszustatten, wurden zusätzlich Dienstposten für Angehörige der Luftwaffe in die Streitkräftebasis überführt. Mit der Bündelung der ABC-Abwehrfähigkeiten in der Streitkräftebasis gingen dementsprechend für die Luftwaffe strukturelle Änderungen einher. So wurde die ABC-Abwehr- und Selbstschutzstaffel des Objektschutzregimentes aufgelöst, deren Erfahrungen im Umgang mit den Herausforderungen des Kalten Krieges über Jahrzehnte gewachsen sind und die daher über einen hohen Spezialisierungsgrad verfügte. Geschlossen wurde auch die 4. Inspektion an der ABC-Abwehr- und Selbstschutzschule (ABCSeS) in Sonthofen im Allgäu, die die Luftwaffe und die Marine betrieben haben. Dies diente dem Ziel, die ABC-Expertise in der Streitkräftebasis zu bündeln und hier die Verantwortung zu konzentrieren.

Die Luftwaffenführung unter dem ehemaligen Inspekteur Luftwaffe Generalleutnant Müllner erkannte die eingangs erwähnten neuen Herausforderungen für die ABC-Abwehr der Luftwaffe früh. Er nahm diese im Jahre 2014 mit der Bündelung der wenigen, noch vorhandenen ABC-Abwehr-Dienstposten in den Einsatzverbänden der Luftwaffe an. Um den Grundbetrieb möglichst reibungslos sicherzustellen, wurden gemeinsam mit der Streitkräftebasis die Verbände der Luftwaffe intensiv beraten. Im engen Austausch mit dem neu aufgestellten ABC-Abwehrkommando wurde so die Aufmerksamkeit für spezifische Themen, wie zum Beispiel die Dekontamination von Luftfahrzeugen, erhöht.

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