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2018 kommt ein russischer Satellit dem französisch-italienischen Kommunikationssatelliten Athena-Fidus sehr nahe und bleibt in seiner Nähe. Eine solche Annäherungsoperation ist grundsätzlich nicht verboten, löst aber Unbehagen aus. Wie im Brennglas zeigen sich hier mehrere Probleme, mit denen auch die Weltraumoperateure der Bundeswehr zu tun haben: Entwickelt sich hier eine Achillesverse westlicher Nationen?

Der Weltraum ist ein nahezu rechtsfreier Raum, in dem sehr wenig geregelt ist. Es gibt keine Abstands- oder Verkehrsregeln und keinen verbindlichen Verhaltenskodex. Die Betreiber der Satelliten müssen auch nicht über den Zustand ihrer Systeme informieren. Es wäre auch schwierig, solche Angaben zu verifizieren, deren Verifikation auch schwer machbar wäre.

Das Problem liegt vor allem in einem zunehmend begrenzten Raum, in dem wirtschaftliche und militärische Interessen immer stärker aufeinanderprallen. Diese Konkurrenz um Orbits und Frequenzen wird stetig zunehmen und zu Verteilungskämpfen führen.

Man geht im erdnahen Bereich von 30.000 Schrottteilen aus, die größer als zehn Zentimeter sind (Foto: ESA)

Außerdem bahnt sich ein Nachhaltigkeitsproblem im erdnahen Weltraum an: Die Schrottdichte im All wächst weiter rapide an. Sie beeinträchtigt die sichere Raumfahrt immer mehr. Die Besatzung der Internationalen Raumstation ISS z. B. muss immer häufiger ausweichen oder gar ihre Notfallpläne aktivieren. Bereits ein Objekt von einer Größe eines Zentimeters entwickelt beim Aufprall mit ca. acht km/Sek die Energie einer Handgranate und kann damit Satelliten zerstören! Man geht heute von ca. 30.000 Schrottteilen aus, die größer als zehn Zentimeter sind, wobei die Zahl stetig steigt.

Hinzu kommen Schwärme von Kleinsatelliten in sogenannten Megakonstellationen, die den niedrigen Erdorbit weiter bevölkern: Starlink, OneWeb und weitere wollen in den kommenden Jahren mehrere tausend Satelliten starten. Bei heute ca. 2.500 aktiven Satelliten wird das Ausmaß deutlich.

Darüber, wie hier ein Regelwerk etabliert werden kann, wird international im Rahmen der Vereinten Nationen gesprochen und verhandelt – derzeit noch mit nur mäßigen Ergebnissen. Eigentlich sollten an solchen Regelungen alle ein Interesse haben, die sich auf den Erdumlaufbahnen drängeln und diese zukünftig weiter sicher nutzen wollen.

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