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Die Zweifel an der Verlässlichkeit der USA unter einem Präsidenten Donald Trump sowie der Druck aus Washington auf die NATO-Partner, mehr für die Verteidigung auszugeben, haben in Europa die Diskussion über den eigenen Beitrag befördert. Überdies hat der französische Präsident Emmanuel Macron die Vision einer strategischen Autonomie Europas entworfen. Nimmt man diesen Entwurf ernst, kann die Rüstungsindustrie nicht ausgeklammert werden. Denn nur wer die Hoheit über die Herstellung der eigenen Waffen besitzt, kann im Ernstfall uneingeschränkt über deren Einsatz entscheiden.

Vor diesem Hintergrund stellt sich die Frage, wie autonom die deutsche Sicherheits- und Verteidigungsindustrie ist und welche Bedeutung ausländische Unternehmen für sie haben.
Grundsätzlich gilt die deutsche Volkswirtschaft als eine der offensten der Welt. Während der Titel des Exportweltmeisters bereits vor etwa einer Dekade verloren ging und sich Deutschland mittlerweile mit der dritten Position auf der Exportrangliste – mit riesigem Abstand zum führenden China – begnügen muss, strahlt der Standort mit seiner hohen Wirtschaftskraft sowie stabilen politischen und regulativen Verhältnissen positiv auf ausländische Direktinvestoren aus.

Trotz erheblicher Mittelzuflüsse und der seit Jahrzehnten gewachsenen Verflechtung mit dem Ausland bleibt dennoch der Großteil der deutschen Wirtschaft unter nationaler Kontrolle. So weist das Statistische Bundesamt für das Jahr 2017 – als letzte verfügbare Zeitreihe – für auslandskontrollierte Unternehmen hierzulande einen Anteil am Gesamtumsatz der gewerblichen Wirtschaft ohne Finanzsektor von 24,3 Prozent auf. Laut Definition werden auslandskontrollierte Unternehmen von einer Muttergesellschaft mit Sitz im Ausland kontrolliert.

Dass im gleichen Jahr auslandskontrollierte Unternehmen nur 1,4 Prozent an der Gesamtzahl der heimischen Unternehmen ausmachen, deutet darauf hin, dass es sich in der Mehrzahl um Großkonzerne handelt. Wobei sich der Sitz der Muttergesellschaft bei den meisten Unternehmen im europäischen Ausland befindet, wie das Statistische Bundesamt schreibt.

Gleichzeitig kommen aus Deutschland trotz einer in vielen Bereichen mittelständisch geprägten Industrie eine Reihe von globalen Top-Playern. Zu den weltweit größten Unternehmen nach Umsatz in ihren Branchen gehören etwa die Automobilkonzerne Volkswagen, Daimler und BMW. Aber auch Unternehmen wie Siemens, Bosch, Continental oder BASF zählen dazu.

Darüber hinaus verfügt das Land über zahlreiche Hidden Champions. Dabei handelt es sich um mittelständische Unternehmen, die sich auf Nischen-Marktsegmente spezialisiert haben und darin als Weltmarktführer gelten – ohne dass dies der Öffentlichkeit bekannt sein muss.

Auf Top-Listen nicht vertreten

Ganz anders stellt sich dagegen die deutsche Position im Bereich der internationalen Verteidigungsindustrie dar. In der aktuellen von der US-Publikation „Defense News“ herausgegebenen Top-100-Liste der größten Rüstungsunternehmen steht kein einziger deutscher Name auf den vorderen Positionen. Der Düsseldorfer Rheinmetall-Konzern rangiert als größtes deutsches Unternehmen auf Platz 33, Hensoldt folgt als Nummer 67 und Diehl belegt den 86. Platz.

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