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Die präsidentielle Festlegung war lange überfällig: Frankreichs Präsident Emmanuel Macron teilte nun am 8. Dezember mit, dass der künftige französische Flugzeugträger über einen Atomantrieb verfügen wird. Viele haben erwartet, dass Macron dies schon zum französischen Nationalfeiertag  am 14. Juli angekündigt hätte. Anlässlich eines Besuchs des französischen Staatsoberhaupts bei Framatome in Le Creusot gab die französische Verteidigungsministerin Florence Parly per Twitter Details des Flugzeugträgers bekannt. der 2038 in Dienst gestellt werden soll. Mit 300 Metern Länge bei 75.000 Tonnen Verdrängung wird der ‚PANG‘ (Porte-Avions de Nouvelle Génération – Flugzeugträger der neuen Generation) anderthalbmal so groß wie sein Vorgänger „Charles de Gaulle“. Die US-amerikanische „Theodore Roosevelt“ (CVN-71) verdrängt bei 317 Metern Länge (Wasserlinie) 97.000 Tonnen. Typ 001 „Shandong“, der erste vollständig in China gebaute Flugzeugträger, hat eine Länge von 315 Metern und eine Verdrängung von maximal 70.000 Tonnen. Die beiden Träger der britischen Royal Navy kommen auf 280 Meter Länge und 70.600 Tonnen.

Für die französische Marine waren die zukünftigen Flugzeuge ein bestimmender Eingangsparameter für die Dimensionierung des Trägers. Entsprechend ist er ausgelegt für das künftige Luftkampfsystem (FCAS bzw. französisch SCAF), dessen Flugzeug, der NGF (next generation fighter), zehn Tonnen mehr wiegt als die Rafale Kampfflugzeuge, die bisher an Bord französischer Flugzeugträger eingesetzt werden. Sie haben ein maximales Abfluggewicht von 25 Tonnen.

Es hatte sich eine Debatte um die Frage entsponnen, ob der Antrieb des künftigen Flugzeugträgers nuklear oder klassisch sein sollte. Die Befürworter eines traditionellen Antriebs versprachen sich eine schnellere Verfügbarkeit des neuen Trägers, der die „Charles de Gaulle“ ablösen soll. Die Fortschritte bei den kombinierten Diesel-Elektroantrieben, ob mit oder ohne Turbine, erschienen zudem attraktiv. Doch war wohl letztendlich ausschlaggebend, dass Frankreich seine Kompetenz bei der Nutzung der Kernenergie erhalten wollte. Aus dem Elysée heißt es, dass „es die zivile und militärische Atomenergie ist, die Frankreich den Status einer Großmacht verleiht“. Emmanuel Macron brachte dies vor einem breiten Publikum in Le Creusot auf den Punkt: „Die Kernenergie wird der Eckpfeiler unserer strategischen Autonomie bleiben.“

Operativ ging es darum, den Energiebedarf sicherzustellen, um die 70.000 Tonnen auf 27 Knoten beschleunigen zu können. Hinzu kommt, dass man elektromagnetische Katapulte (EMALS – ElectroMagnetic Aircraft Launching System) anstelle der traditionellen Dampfkatapulte verwenden will. Aktuellen Angaben zufolge sollen zwei dieser Systeme verbaut werden. Der künftige Träger wird mit zwei Reaktoren eine Gesamtleistung von 440 Megawatt erreichen.

Die französische Marine möchte 2036 die ersten Seeerprobungen durchführen. Daher wird ein Vertragsschluss spätestens Anfang 2021 erwartet. Die Kosten werden mit rund sieben Milliarden Euro veranschlagt.

Die französische Marine hat die Idee, über zwei Flugzeugträger der neuen Generation zu verfügen, nicht aufgegeben. In der französischen Presse wird der Inspekteur der Marine, Admiral Pierre Vandier, mit der Bemerkung aus dem Verteidigungsausschuss des Parlaments am 14. Oktober zitiert: „Auf längere Sicht zwei Flugzeugträger zu haben, würde die Rückkehr zu einem permanenten Präsenz bedeuten, also die ständige Fähigkeit, innerhalb kurzer Zeit über eine Trägergruppe zu verfügen.“ Diese Frage soll weiter diskutiert werden, wenn der Haushaltsplan 2025 erstellt wird.

Hans Uwe Mergener